Ausini war in der Vergangenheit nicht unbedingt ein Garant für Qualität, einige der Modelle konnten den Zweck, für den sie gekauft wurden, nicht erfüllen – zum Beispiel Züge, welche nicht fahren konnten. Zwischenzeitlich scheint der Hersteller jedoch an der Qualitätsschraube gedreht zu haben. Bei der konstruktuellen Umsetzung des Mittelalterliches Herrenhauses samt Taverne gibt es aber noch deutlich Luft nach oben.
Lego hat es sich mit Freunden von Burgen und anderen Gebäuden aus dieser Zeitepoche schon lange verscherzt, zulange behandelt der Marktführer aus Dänemark entsprechende Themen mehr als stiefmütterlich, woran sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern wird. Hier springen andere Hersteller in die Bresche, auch wenn Cobi seine Piraten-Serie mit dem neuen Programm anscheinend zugunsten der Militärmodelle ebenso spürbar abgespeckt hat. Der chinesische Hersteller von Klemmbausteinen Ausini hat dagegen mittlerweile eine breite Palette von Burgen und Erweiterungen sowie mit der Farm-Reihe entsprechende Gebäude ins Programm aufgenommen.
Das Modell
Die 838 Teile des Mittelalterliches Herrenhauses mit Taverne, welches für knapp über 30 Euro zu erstehen ist, werden in einer Verpackung geliefert, welche mit ihren 55 x 45 x 7 Zentimetern von Verbraucherschützern durchaus als Mogelpackung bezeichnet werden könnte. Die sich darin befindlichen 13 Tüten hätten auch in einer halb so großen Hülle Platz gefunden. So wird der Eindruck eines größeren Gebäudes erweckt, als es am Ende der Fall ist – was für Enttäuschungen sorgen kann. Auch der außen angebrachte Hinweis, dass das Bild vom tatsächlichen gebauten Modell abweichen kann, kann nicht unbedingt als vertrauensbildende Maßnahme bezeichnet werden. So ist auf dem Bild eine Figur im gelben Gewand zu sehen, welche im Set selbst braune Kleidung trägt, gleiches gilt für das dazugehörige Pferd. Auch beim Haus selbst gibt es Unterschiede: So fallen die Farben des Erdgeschoss ebenso anders aus, zudem tragen die beiden Fahnen Abbildungen, welche im Set weder durch Prints noch durch Aufkleber realisiert werden – auch in der Bauanleitung gibt es keinen Hinweis darauf.
Darüber hinaus offenbart das Modell auf dem ersten Blick starke Ähnlichkeit mit einem Haus des Mittelalterlichen Marktplatz (10193) , welchen Lego 2009 veröffentlicht hatte.
Beim ungefähr 20 Minuten andauernden Sortieren der Steine fällt sofort auf, dass diese nur sehr gering verkratzt sind, womit das äußere Erscheinungsbild dem von Lego entspricht. Da sind manche Fans von Klemmbausteinen alternativer Anbieter teilweise anderes gewohnt. Auffällig sind auch die Blätter des dazugehörigen Baumes, welche deutlich weicher und gummiartiger gefertigt sind, als es Baumeister von Lego gewohnt sind. Dies soll jedoch nicht als Nachteil gewertet werden.
Zum Set gehören zudem vier Figuren sowie ein Pferd und ein Ochse.
Die Bauanleitung
Die Bauanleitung umfasst 28 Seiten mit 74 Bauschritten, in den meisten Fällen werden zwei Bauschritte pro Seite ausgeführt. Lediglich auf den letzten Seiten, wenn es um den Baum und das weitere Zubehör geht, werden es mehr.
Generell sind die einzelnen Bauschritte nachvollziehbar abgebildet, zur besseren Orientierung wird bei größeren Platten die jeweilige Noppenanzahl abgebildet. Die Farben lassen sich dagegen gerade am Anfang jedoch teilweise nur schwer voneinander unterscheiden, was vor allem bei den verschiedenen Brauntönen sowie zwischen Schwarz und Dunkelgrau der Fall ist. Unklar ist, ob dieser Umstand der Änderung mancher Farben zuzuschreiben ist. Dieses Problem ist teilweise nur über den Vergleich mit anderen Teilen zu begegnen, also welche Bausteine es genau bei welchen Farben gibt.
Auch Ausini folgt dem Prinzip, dass nur neu hinzuzufügende Bauteile farblich abgebildet werden, bereits verbautes wird dagegen in einem einheitlichen Blau-Grau gezeigt. Es hat den Anschein, dass diese Methode auch Druckkosten spart und somit der Preis für die Sets gering gehalten werden kann oder soll.
Der Aufbau
Der Aufbau gestaltet sich, von den Problemen der Farberkennung einmal abgesehen, einfach. Doch trotz der geringen Größe des fertigen Hauses von 24 x 9 Zentimetern aufgeklappt und 16 x 13 Zentimetern geschlossen wird rund eine Stunde alleine für die Fertigung der ersten Etage benötigt. Dies ist damit begründet, dass bei dem Set vor allem kleine Teile Verwendung finden. Dies wäre aber nicht überall nötig gewesen, so werden die beiden gelben Umrandungen mit Plates in einer Größe von 1×2 Noppen gefertigt – größere Exemplare, welche auch für eine höhere Stabilität gesorgt hätten, wären vielleicht die bessere Wahl gewesen. Auch werden oftmals auf 1×2 Bricks zurückgegriffen, nicht selten in Kombination mit Bricks in der Größe 1×1, welche ebenfalls besser durch längere Bausteine hätten ersetzt werden können. Dies sorgt auch dafür, dass die Wände nicht immer gleichmäßig erscheinen, da gerade die 1×1-Bauteile nicht komplett eben verbaut werden können.
Das vom Hersteller angegebene Mindestalter von sechs Jahren ist bei dem Modell eine Auslegungssache: Viele Kinder in diesem Alter weisen bereits die benötigten motorischen Fähigkeiten sowie Geduld auf, sich so lange mit den kleinen Teilen zu beschäftigen. Wer auf der sicheren Seite stehen möchte, legt lieber sieben oder acht Jahre als Grundalter an.
An der Umsetzung fehlt ebenfalls der letzte Feinschliff. So hätte der Abschluss an den Fenstern besser ausgearbeitet sein können. Häuser dieser Zeit dürften mit Sicherheit nicht so abgedichtet gewesen sein wie heutige Häuser, aber so große Lücken zwischen Fenster und Wänden dürfte es auch damals nicht gegeben haben.
Im Inneren wird das Gästezimmer mit einem Bett angedeutet, das andere Zimmer verfügt über einen Kamin – weitere Inneneinrichtungen sind weder für das Haus noch für die Schenke vorhanden, lediglich der auf dem Verpackungsbild vor dem Haus stehende Tresen sowie das Bierfass könnte im Haus aufgebaut werden. Mehr dürfte zu dem geforderten Preis aber auch nicht erwartet werden. Da das Haus aber im aufgeklappten Zustand über eine offene Rückseite verfügt, kann hier das Interieur mit eigenen Steinen nach Wunsch und Laune ergänzt werden.
Am Ende müssen noch der Mahlstein, der Blumentopf, die Tiere und der Baum zusammengebaut werden. Den Baum hätte Ausini lieber auf eine kleine Platte gestellt, zu schnell lösen sich dort die unteren Steine. Davon abgesehen ist aber auch dieser stabil gefertigt.
Die Steinequalität
Die Qualität der einzelnen Bauteile überrascht ein wenig – zumindest würde sie nur von wenigen Ausini so zugetraut werden. Die Steine sind, wie bereits beschrieben nur wenig bis gar nicht verkratzt und auch die farbliche Übereinstimmung der einzelnen Bauteile lässt keinen Grund zur Kritik aufkommen. So konnten an der Häuserwand keine Farbverläufe ausgemacht werden. Die Farben entsprechen weitergehend denen von Lego, lediglich das Gelb ist bei Ausini etwas matter ausgeprägt.
Die Dachziegel besitzen eine glattere Oberfläche als die Pendanten von Lego, welche sich etwas rauer anfühlen. Probleme mit Gusspunkten tauchen nur vereinzelt auf und wenn sind diese durch eine entsprechende Ausrichtung leicht zu verbergen. Lediglich beim Pferd sind mehrere Punkte deutlich sichtbar, beim Stier hat Ausini diesen Umstand besser gelöst.
Die Klemmkraft fällt ebenfalls gut aus. Die Figuren liegen bereits komplett gefertigt der Verpackung bei, müssen also nicht wie unter anderem bei Xingbao aus ihren Einzelteilen kniffelig zusammengesetzt werden. Äußerlich können diese im Vergleich zu den bekannten Mini-Figuren jedoch nur wenig überzeugen, was nicht zuletzt auf die viereckigen Köpfe zurückzuführen ist. Ob Kinder sich davon vom Spielen abhalten lassen steht auf einem anderen Blatt. Da die Figuren aber in Größe und Proportionen den Mini-Figuren von Lego entsprechen, können diese bei Bedarf schnell ausgetauscht werden.
Fazit
Das mittelalterliche Herrenhaus mit Taverne von Ausini bietet trotz seiner geringen Größe rund drei Stunden Bauspaß, was nicht zuletzt auf die kleinen Steine zurückzuführen ist, welche auch für die hohe Teileanzahl sorgen. Hat sich nach anfänglichen Problemen ein farbliches Gefühl für die jeweils benötigten Steine entwickelt, geht der Aufbau leicht von der Hand. Am Ende fehlt aber der letzte Feinschliff in der Gestaltung, so hätte der Übergang zwischen Fenstern und Mauer bündiger ausfallen können. Auch der Abstand der Steine untereinander ist nicht immer vollkommen bündig, das durchscheinende Licht fällt sehr unterschiedlich aus.
Die Steine selbst weisen eine gute Qualität auf, welche man von Ausini so vielleicht nicht erwartet hätte. Es fallen kaum Kratzer auf, die Farben sind gleichmäßig und die Klemmkraft ist der von Lego ebenbürtig. Kinder würden mit dem Modell ihren Spaß haben, es ist stabil gefertigt und kann ohne Probleme bespielt werden.
Beim Preis kommt jedoch ein Zwiespalt auf. Die verlangten rund 33 Euro scheinen alleine an den Teilen bemessen ordentlich zu sein, die letztendliche Größe des Modells ist dafür jedoch zu gering – auch wenn am Ende ein Baum, Pferd, Ochse, vier Figuren und ein etwas Zubehör hinzukommen. Zu einem Preis von unter 30 Euro würde die Bewertung indes anders ausfallen.
Auf der anderen Seite wird das Modell die Diskussionen um Plagiate aus China weiter befeuern, ähnelt es doch in mancher Hinsicht stark an ein Haus aus dem Mittelalterlichen Marktplatz von Lego.
Ob Ausini auch bei anderen Modellen eine Verbesserung der Qualität vorzeigen kann, muss der Hersteller bereits in der nächsten Zeit zeigen, dann steht ein Review der Ritterburg 27110 mit 1.118 Bauteilen an.
Ausini 28002 - Mittelalterliches Herrenhaus & Taverne
- Mittelalterthema
- generell schönes Modell
- viele Teile
- gute Klemmkraft
- gute Farbqualität
- langer Bauspaß
- ähnelt Lego 10193
- viele kleine Teile
- Farben weichen von Verpackung ab
- richtige Farben in Bauanleitung nicht immer zu erkennen
- Fahnen haben auf Verpackung Aufdrucke, das fertige Modell nicht
- Lücken zwischen Fenstern und Wand müssten geringer sein
3 Kommentare
Ortwin
Originalität 7 von 10?! Das Gebäude ist ein (schlechter) Klon von Lego 10193.
Michael Schäfer
So ganz unrecht hast Du nicht. Da hab ich mich wohl vom Bauspaß mitreißen lassen. Ich hab die Bewertung etwas nach unten korrigiert und im Text deutlicher auf die Ähnlichkeit hingewiesen.
Heiko b
Ich bin mal ganz ehrlich mir gefällt das hier vorgestellte mittelalterliche gebäudeensemble recht gut
Ich würde mir dies hier gleich 2 mal kaufen und das Gebäude teilweise moccen Ich würde entweder den strassenzug um 1 3. Gebäude erweitern oder die spieltiefe des bzw der Gebäude vergrößern und aus den restlichen Teilen 1 Art von Inneneinrichtung zu konstruieren
Bei der 1. Variante würde ich die klappscharniere weglassen und die Haushälften fest verbinden zu 1 vollwertigen gebäudeensemble mit Figuren, Kühe bzw Ochsen u Co
Der originalbausatz aus Dänemark ist mir zu teuer das gilt übrigens auch für den zweitmarkt mit ebay, hood u Co