Bereits seit längerer Zeit genießt Cobi bei den Fans der aus Klemmbausteinen gefertigten Militärmodelle, welche in verschiedenen Serien veröffentlicht werden, hohes Ansehen. Dieses dürfte durch das Modell des Leopard 2 A4 noch einmal gesteigert werden, denn dieser überzeugt sowohl in seiner Gestaltung wie auch in seiner Stabilität. Daran können auch ein paar leicht zerkratzte Bauteile nichts ändern.
Der Panzer
Der Leopard 2 kann auf eine lange Vergangenheit zurückblicken: Die Serienfertigung des Nachfolgers des bereits erfolgreichen Leopard 1 begann schon im Oktober 1979 mit dem Leopard 2 A0 und reicht unter anderem mit den Modellen 2A7 und 2A7V bis in die heutige Zeit. Somit ist der Panzer als großer kommerzieller Erfolg anzusehen, welche auch von anderen Streitkräften verwendet wird, darunter Nachbarländer wie Österreich, die Schweiz, die Niederlande sowie Dänemark, aber auch weltweit wird der Panzer in Ländern wie Finnland, Griechenland oder auch Indonesien und Kanada genutzt.
Die mit dem Cobi-Modell vorliegende Variante wurde vom Dezember 1985 bis zur Übergabe des letzten gefertigten 2 A4 im März 1995 in vier Baulosen 695 mal gebaut. Darüber hinaus wurden zahlreiche ältere Modelle des Kampfpanzers auf den gleichen technischen Stand des 2 A4 gebracht.
Für die nötige Antriebskraft zur Fortbewegung des rund 55 Tonnen schweren Vehikels sorgt ein MTU-Zwölfzylinder-Dieselmotor MB 873-Ka 501 mit Ladeluftkühlung und zwei Abgasturboladern mit 47.600 cm³ und 1.103 kW (1.500 PS). Dieser ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 72 km/h in der Vorwärtsbewegung und 31 km/h rückwärts. Der Kraftstoffverbrauch erscheint mit 410 l/100 km im Mittel auf den ersten Blick hoch, im Vergleich zu Fabrikaten anderer Hersteller gibt sich der Leopard 2 damit jedoch generell genügsam. Der Vielstoffmotor benötigt dabei ein Kraftstoffgemisch, welches zu mindestens 60 Prozent aus Diesel und bis zu 40 Prozent einer anderen zugelassenen brennbaren Flüssigkeit bestehen kann.
Zur vollständigen Einsatzbereitschaft eines Leopard 2 A4 war wie bei anderen Modell-Varianten eine vierköpfige Mannschaft nötig.
Unterstützung des Deutschen Panzermuseums
Das Modell des Leopard 2 A4 ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Panzermuseum in Munster entstanden, welches exakt das Modell ausstellt, das mit dem Set gebaut werden kann – selbst das Nummernschild stimmt überein. Ein kleiner Teil des Verkaufspreises fließt direkt an das Museum, um dessen Arbeit weiterhin zu unterstützen.
Das Modell
Die für den Bau des Leopard 2 A4 benötigten Teile belaufen sich auf eine Stückzahl von insgesamt 864, welche Cobi in 32 Tüten verpackt. Das darf schon einmal als eine Hausnummer bezeichnet werden, wobei damit nicht die für ein Modell dieser Größe hohe Teileanzahl gemeint ist. Im Durchschnitt finden somit gerade einmal 27 Bauteile in einer Tüte Platz – in der Realität sind es auch schon mal weniger als 10. Das bedeutet am Ende einen großen Berg an Tütenabfall, der in dieser Form einfach nicht sein muss.
Kurzes Sortieren
Die einzelnen Tüten hat Cobi nochmals in drei große Bauabschnitte aufgeteilt, so dass der Sortiervorgang verhältnismäßig gering ausfällt – was auch den für den Bau benötigten Platz einschränkt. Über den Bauvorgang hinweg beläuft sich die Zeit je nach Sortiertiefe auf rund 20 bis 25 Minuten.
Dabei werden mehrere Dinge sofort deutlich: Für ein Modell mit einer Länge von 30,5 Zentimetern sowie einer Breite und Höhe von jeweils 12 Zentimetern fällt die Teileanzahl recht hoch aus. Dieser Umstand lässt sich darauf zurückführen, dass Cobi das Modell überwiegend mit kleineren Teilen und weniger mit großen Steinen umgesetzt hat. Dies wirkt sich vor allem bei der farblichen Umsetzung der Tarnung aus, welche im Gegensatz zu anderen Herstellern von Modellen des vorgestellten Panzers am Ende deutlich realistischer ausfällt.
Interessante Steinewahl
Ebenfalls fällt auf, dass Cobi auch dieses Mal eine Reihe von Steinen mitführt, welche in dieser Form von Lego nicht hergestellt werden und welche nicht selten die Augen von Fans des dänischen Marktführers groß werden lassen. Darunter befinden sich neben in verschiedenen Graden gewinkelte Steine auch eine Reihe von Lösungen zur Umkehr der Baurichtung, welche auch hier wieder einen großen Teil zur originalgetreuen Umsetzung des Modells beitragen. Auch deren Einsatz durch die Cobi-Entwickler ist sehr durchdacht.
Keine Aufkleber
Erfreulich ist zudem, dass Cobi beim Set des Leopard 2 A4 wie gewohnt keinen einzigen Aufkleber verwendet, dafür aber 18 bedruckte Steine.
Die Anleitung
Die Anleitung erstreckt sich über einen Umfang von 52 Seiten mit 127 Bauabschnitten und ist wie von Cobi gewohnt leicht verständlich. Das sagt jedoch noch nichts über die generelle Komplexität des Modells aus, an vielen Stellen muss deutlich hingeschaut werden, sonst wird sich schnell verbaut.
Sollte es einmal leicht zu verwechselnde Bauteile geben, werden diese in der Anleitung zur besseren Erkennbarkeit mit diversen Buchstaben gekennzeichnet. Das erleichtert den Zusammenbau ungemein, setzt aber ebenso einen wachen Blick voraus.
Auch dieses Mal verfolgt der polnische Hersteller in seiner Anleitung das altbekannte Prinzip, dass nur neu hinzugefügte Bauteile farbig dargestellt werden, bisher verbautes wird gräulich abgebildet. Dies kann an manchen Stellen jedoch schnell zu einer gewissen Orientierungslosigkeit führen, spätestens dann, wenn die Position der neuen Teile anhand von farblich dargestellten bereits verbauten Teile den Bauvorgang vereinfacht hätte.
Der Bauvorgang
Der Zusammenbau des Leopard 2 A4 ist auch für Anfänger durchaus zu bewältigen, erfordert aber wie bereits erwähnt an einigen Stellen eine hohe Konzentration. Das gilt vor allem für von Lego-Modellen kommende Baumeister, welche viele Steine in bisher unbekannten Größen vorfinden werden. So führt das Set auch Plates in 1×5, 1×7, 2×5 oder 2×7 Noppen.
Der aus den wenigen großen Teilen gefertigte Korpus sorgt bereits in den ersten Bauschritten für die benötigte Stabilität. Auch wenn in den nachfolgenden Bauschritten meist kleinere Teile Verwendung finden, ändern diese, soviel sei bereits vorweggenommen, nichts an der stabilen Ausrichtung des Modells.
Im ersten beiden Abschnitten ist der Baumeister für rund zwei Stunden mit der Erstellung der Panzerwanne beschäftigt, welche aus dem anfänglichen 7 Noppen breiten Korpus zum 13 Noppen breiten Unterbau gefertigt wird. Hier wird erneut deutlich, wie viel Liebe zum Detail Cobi in seine Modelle steckt, denn bereits in der frühen Bauphase sind zahlreiche kleine Verzierungen zu erkennen. Auch die bedruckten Steine, unter anderem mit den seitlichen mit Flecktarn versehenen Schürzen, leisten ihren Teil zum überzeugenden Äußeren bei.
Die erste kniffelige Stelle tritt bei der Abdeckung des Motorraums auf. Hier ist darauf zu achten, dass die mittlere 3×4 große Fliese am Ende etwas heruntergedrückt wird, da diese beim Hochklappen sonst klemmt. Der darunter liegende Motor wird lediglich durch zwei Lüfter und einige andere Bauteile angedeutet, was aber auch darauf zurückzuführen sein dürfte, dass dieser beim fertigen Modell nur bei seitlich gedrehtem Turm sichtbar gemacht werden kann. Dennoch wäre eine detailreichere Gestaltung wünschenswert gewesen, auch wenn dadurch der Preis von rund 40 Euro sicherlich nicht gehalten werden könnte.
Geduld bei Rädern und Ketten
Bereits ein paar Bauschritte weiter warten die nächsten Fallstricke in Form der angebrachten Räder. Auch wenn die Umsetzung beim Original etwas anders ausfällt, setzt Cobi diese an dieser Stellen mit Felgen und Gummireifen um, von denen insgesamt 28 gefertigt werden. Diese Umsetzung sorgt am Ende für ein leichteres Laufen der Ketten. Da beide Teile farblich identisch sind kann beim fertigen Modell jedoch kaum ein Unterschied zu einer reinen Felgenlösung erkannt werden.
Beim Aufsetzen auf die Achsstecker muss zudem auf die Richtung geachtet werden, beide Reifen müssen entgegengesetzt mit der Aussparung im Loch der Felge aufgesetzt werden. Wird dies nicht beachtet, werden sich die Räder anschließend nur zaghaft bis gar nicht drehen. Hier muss also ebenfalls genau in die Anleitung geschaut werden. Im Anschluss werden die Räder unter den Unterbau geklemmt und mit flacheren männlichen Fliesen in halber Bauhöhe befestigt. Hier zeigt sich ein weiteres Mal die sehr hohe Klemmkraft der Steine von Cobi, welche die Achsstecker auch bei höheren Druck stabil halten lassen.
Anschließend geht es an das Zusammensetzen der einzelnen Kettensegmenten. Hier zeigt sich Cobi mit jeweils lediglich einem Kettenglied pro Seite als Ersatz erneut ein wenig knauserig. Das Zusammensetzen der jeweils 56 einzelnen Teile zu einer Kette nimmt für beide Seiten rund 15 Minuten in Anspruch und kann, solange man den Dreh noch nicht raus hat, zu einer Geduldsprobe werden. Für das leichtere Aufziehen der Kettenstränge auf die Räder kann es unter Umständen sinnvoll sein, die an der Vorder- und Rückseite angebrachten Zahnräderelemente abzutrennen, die Kette um die Räder zu legen und die beiden Einheiten anschließend wieder zu befestigen.
Verwirrung kann auch bei den gekreuzt befestigten Abschleppseilen am Fahrzeugheck aufkommen. Cobi legt dem Set jeweils vier Schläuche in zwei verschiedenen Längen bei – gibt aber keinen Hinweis darauf, welche beim Modell Verwendung finden. Ein kurzes Ausprobieren gibt jedoch Aufschluss darüber, dass sich nur die längeren Varianten entsprechend verbauen lassen. Die vier anderen Schläuche finden seltsamerweise im Modell keine Verwendung.
Stärkeres Drehgelenk
Entgegen früherer Panzermodelle oder auch bei anderen Sets setzt Cobi beim Leopard 2 A4 beim Drehgelenk nun auf Pins in der Größe, welche man aus dem Technikbereich anderer Hersteller gewohnt ist. Dies macht den Turm nach dem Aufsetzen deutlich stabiler. Selbst beim im Demolition-Side-Set (LINK) enthaltenen Kran wirkte die bisherige Lösung trotz des geringen Gewichtes sehr „schlabberig“ und löste sich bereits nach kurzer Spielzeit, so dass am Ende nicht einmal das Gewicht des Unterbaus getragen werden konnte – von der jedes Mal daraus resultierenden Schieflage des Turms einmal abgesehen. Beim gebauten Leopard 2 A4 kann das Modell jedoch ohne Gefahr am Turm hochgehoben werden. Wichtig ist nur, diesen nicht zu fest auf das Fahrgestell zu drücken, da ansonsten eine flüssige Umdrehung nicht immer gegeben ist.
Der Turm selbst, welcher beim Original alleine rund 16 Tonnen wiegt, ist wie der Unterbau ebenfalls sehr nah am Original gestaltet. Auffällig sind dabei die mit blauen Aufdrucken versehenen Kleinteile, welche wohl eine Optik oder Sehschlitze andeuten sollen. Ein wenig ratlos lassen einen dagegen die in grau gehaltenen Befestigungen für die Antennen zurück. Die Größe dürfte zwar noch dem Noppenraster geschuldet sein, die farbliche Prägung hätte sich jedoch ebenso an den Originalfarben orientieren können.
Qualität der Steine
Für die Steinequalität würde sich bei Cobi-Modellen mittlerweile ein Textbaustein lohnen, denn zu anderen Modellen des Herstellers gibt es im Grunde keine Unterschiede – sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne.
Generell fällt die Fertigungsqualität der einzelnen Bauteile sehr hoch aus. Die Klemmkraft ist spürbar höher als es bei den Steinen von Lego der Fall ist, was die Stabilität des Modells noch einmal erhöht. Auch die Gleichheit der Farben innerhalb verschiedener Steine ist hoch, Farbverläufe lassen sich keine erkennen. Etwas unschön ist dagegen, dass im vorliegenden Modell das eine oder andere Bauteil doch sichtbar verkratzt ist. Diese lassen sich jedoch leicht im Inneren des Modells verbauen, womit die negative Auswirkungen in Grenzen gehalten werden kann. Anders schaut es mit dem oft erwähnten Problem der Gusspunkte aus, welche sich an einigen Stellen nicht immer durch eine entsprechende Ausrichtung der Teile verbergen lassen. Aber auch dafür hat Cobi Verbesserungen angekündigt, neue Fertigungsverfahren sollen in naher Zukunft Abhilfe schaffen.
Fazit
Nach rund drei Stunden Bauzeit (das vorherige Sortieren mit einbezogen) steht ein formvollendeter und dem Original sehr gut nachempfundener Leopard 2 A4 vor einem. Zum Schluss muss lediglich die beiliegende Figur eingesetzt werden. Bei dieser soll es sich jedoch nicht um einen Soldaten, sondern um den beim Deutschen Panzermuseum für die Instandhaltung des Vehikels verantwortlichen ehrenamtlichen Mitarbeiter handeln. Eine nette Geste!
Die Verwendung von überwiegend kleinen Teilen besitzt keinen negativen Einfluss auf die Stabilität des Modells, im Gegenteil: Die Cobi-Variante wirkt von den ersten Bauschritten an sehr massiv.
Anspruchsvolle Fertigung
Die Fertigung des Modells ist auch für Einsteiger in die Klemmbausteinwelt geeignet, von Lego kommende Baumeister werden sich bei manchen Teilen und den daraus resultierenden Bautechniken umgewöhnen müssen, werden aber sicherlich schnell Spaß an den Lösungen finden. Die gut beschriebene Bauanleitung trägt ebenfalls ihren Teil zum Gelingen bei, dennoch sollte die Konzentration während des Zusammenbaus hochgehalten werden. Daher ist das von Cobi gewählte Mindestalter von sieben Jahren doch ein wenig „optimistisch“ gewählt, zumal diese Art von Modellen eher Erwachsene ansprechen dürfte.
Hohe Steinequalität
Die Qualität der Steine fällt insgesamt wie vom polnischen Hersteller gewohnt sehr gut aus, lediglich Kratzer an vereinzelten Bauelementen, welche beim fertigen Modell jedoch nicht auffallen, trüben den äußerst positiven Eindruck ein wenig. Die Klemmkraft ist erneut außerordentlich gut, gleiches gilt für die verwendeten Farben, auch wenn diese wie bei anderen Modellen von Cobi auch nicht zu denen des dänischen Marktführers kompatibel sind. Lediglich bei der Anzahl der einzelnen Kettenglieder sollte sich der Hersteller in Zukunft großzügiger zeigen, jeweils ein Ersatzteil pro Seite könnte in manchen Fällen doch zu wenig sein.
Am Ende kann für das Modell des Leopard 2 A4 von Cobi eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden, denn dieses sollte in keiner Panzersammlung fehlen.
Anmerkung zum Test
Der Leopard 2 A4 wurde Just Bricks freundlicherweise von Cobi für den Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Cobi 2618 – Leopard 2 A4 Small Army im Review – Slideshow
Cobi 2618 - Leopard 2 A4 Small Army im Review
- sehr nah am Original umgesetzt
- sehr detailliert
- keine Aufkleber, aber viele Prints
- hohe Stabilität
- großer Bauspaß mit hohem Anspruch
- hohe Steinequalität
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- Unterstützung des Deutschen Panzermuseums
- wenige Steine etwas zerkratzt
- nur 2 Kettenglieder als Ersatz
- manche Gusspunkte bleiben sichtbar
- unnötig hohe Anzahl an Tüten