Ein Set von Sluban zu bauen kann immer in einem Abenteuer enden. Das trifft auch auf das Modell der Forschungsbasis M38-B0738 zu, welches auf der Verpackung toll ausschaut, beim Zusammenbau aber stellenweise große Geduld wegen schlecht haltender Steine oder Konstruktionsmängel fordert. Die Steinequalität trägt ihr Übriges dazu bei.
Das Set
Das Set der Forschungsbasis M38-B0738 besteht aus 9 Tüten mit 733 Teilen und wurde seitens Sluban in einen viel zu großen Karton mit sehr viel Luft verpackt. Was die Anzahl der Steine angeht, hätte die halbe Größe ebenso ausgereicht. Da kommt direkt zu Beginn das Gefühl einer Mogelpackung auf, welche das Modell größer erscheinen lässt als es am Ende ist. Da die Verpackung das neue eckige Logo ohne Männchen führt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Teile der neuen Qualitätsgeneration angehören. Ob dem so ist, wird sich an späterer Stelle zeigen.
Die einzelnen Tüten sind zwar mit Nummern versehen, die aufgedruckten Zahlen sind jedoch sehr klein gewählt und daher schwer zu erkennen – besonders bei dunklen Inhalten. Nicht selten braucht es einige Zeit, bis man den richtigen Teilevorrat gefunden hat.
Eine unschöne Überraschung erwartete den Autor dieses Reviews direkt zu Beginn: Der zum Set gehörende Sticker-Bogen (Drucke werden bei dem Set vergebens gesucht) wurde zum Schutz zwar in die Bauanleitung gelegt, ist dort aber während des Transports (oder auch schon während der Produktion) teilweise herausgerutscht und mittig geknickt. Daher muss beim hiesigen Aufbau auf die Aufkleber verzichtet werden.
Wer bereits die Basisstation M38-B0739 (Review) besitzt, kann die beiden Modelle miteinander verbinden: So lässt sich die Forschungsstation einfach auf die Basis setzen.
Die Anleitung
Die Anleitung umfasst 34 Seiten und folgt dem bekannten Format wie nicht nur alle anderen Instruktionen Slubans, sondern auch wie viele weitere diverser Hersteller: Nur neue Teile werden voll koloriert, bereits verbautes wird abgeschwächt. Das hat den Vorteil, dass der Fokus immer auf den neuen Teilen haften bleibt.
Jede Seite besitzt in den meisten Fällen zwei Bauschritte, bei welchen selten mehr als 10 Teile verbaut werden. Die jeweiligen Teilstücke sind dabei nicht so groß, dass Kinder den Überblick verlieren könnten. Es werden pro Bauschritt zwar meist mehr Teile als bei Lego verbaut, dennoch bleibt die Anzahl überschaubar. Die jeweils benötigten Teile werden zudem vor jedem Schritt separat angegeben, bei großen Teilen stehen auch das eine oder andere Mal die Maße in Form der Noppen dran.
Im Großen und Ganzen ist die Anleitung leicht verständlich, problematisch kann es höchstens werden, wenn das jeweilige Segment gedreht werden muss – das wird in der Anleitung nicht mitgeteilt und muss aus dem Kontext heraus erkannt werden. Dafür wird sofort angezeigt, wenn Segmente mehrfach gebaut werden müssen, sodass über einen parallelen Zusammenbau etwas Zeit gespart werden kann.
Das Modell
Der Aufbau des Modells beginnt wie meist bei Sluban mit dem Zusammenbau der beigelegten Figuren, von denen fünf zum Set gehören. Die Arme sind bei diesen zwar bereits am Rumpf angepasst, gleiche gilt für die Beine am Becken, der Rest muss jedoch selbst gebaut werden. Dazu gehören auch die Hände, welche in die Arme gefügt werden müssen – was gerade der Gruppe des Mindestalters von 6 Jahren nicht einfach fallen dürfte. Kleiner Trick: Die Hand mit der Handfläche auf eine Stange (oder den noch nicht verbauten Hals der Figur) gesteckt, schon lässt sich diese besser mit dem Arm verbinden. Der Vorgang des Zusammenbaus nimmt rund 10 Minuten in Anspruch.
Gleich im ersten Bauabschnitt zeigt der Hersteller, warum sich mittlerweile in der Klemmbausteinszene das geflügelte Wort der „Sluban-Skala“ zur Eingrenzung der Klemmkraft immer größerer Beliebtheit erfreut: Auf der aus vier 90° abgerundeten 5×5-Plates gefertigten Grundplatte sollen auf der Unterseite kleine Schüsseln als Triebwerke angebracht werden – welche sich schon bei der kleinsten Berührung lösen. Jedes erneutes anklemmen ist vertane Liebesmüh, da sich diese schnell wieder lösen werden. Es ist besser diese zunächst zur Seite zu legen und später anzufügen – oder direkt festzukleben, wie es schon einmal von einem bekannten Händler empfohlen wurde.
Segmente nur dürftig miteinander verbunden
Im weiteren Verlauf der ersten Tüte wird das Antriebsaggregat (hoffentlich soll das Segment dieses darstellen) fertiggestellt. Auch hier offenbart Sluban konstruktionelle Schwächen, in dem dieses Segment lediglich über eine runde 2×2-Plate mit dem Rest des Modells verbunden wird. Mit den Landebeinen, welche erst am Ende des Modells angebaut werden und auf die später noch einmal genauer eingegangen wird, ist das Gewicht des Moduls aber groß genug, dass sich dieses beim Spielen schnell vom Rest lösen kann.
Schwächen in der Stabilität verfolgen das Modell ebenso beim mit den Tüten 2 bis 5 gefertigten Mittelteil. So wird dessen Gerüst hauptsächlich aus 90° runden Bricks gebaut, welche wiederum auf abgewinkelten Plates zur Umkehr der Baurichtung um ebenfalls 90° gesteckt werden. Diese Konstruktion ist so fragil, dass sich immer wieder Steine lösen, und die Fertigung damit erneut zu einer Geduldsprobe wird. Beim Andruck sollte also nicht zu viel Kraft ausgeübt werden. Auffällig ist ebenso, dass verschiedene Ausführungen der Ecksteine (nach unten und nach oben) eine unterschiedliche Tiefe aufweisen, womit die auf diesen gesteckten Plates senkrecht nicht bündig verlaufen.
Die auf das Gerüst gesteckten Verkleidungsteile halten dennoch, und ein wenig überraschend, gut, beim Aufdrücken darf erneut nicht zu viel Kraft angewendet werden, sonst lösen sich einige der Ringe sofort wieder. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die in der Rundung zwischen den abgerundeten Bricks angebrachten Steine lediglich auf einer Noppe befestigt sind und daher das Konstrukt nicht unbedingt stärken.
Auch bei der vorne angebrachten Klappe haben die Designer es mit der Genauigkeit nicht so genau genommen. Wird das Produktbild auf dem Karton oder der Anleitung als Vergleich herangezogen, müssen die seitlichen Teile der Abdeckung lediglich mit der Luke selbst auf eine Linie gebracht werden, damit diese als Plattform genutzt werden kann. Beim fertigen Modell schaut es aber ganz anders aus: So müssen diese auf jeder Seite etwas weiter nach unten gebogen werden, damit die Figuren zumindest auf der Mittelplatte sicher stehen können. Auf den äußeren Platten kann so aber nicht mehr gestanden werden.
Schwierig wird es beim letzten Teilstück, den Landebeinen. Die Fertigung ist recht einfach, die Ausrichtung, damit das Gefährt sicher und wackelfrei steht, dagegen schwieriger – besonders wenn es am Ende noch auf die Forschungsstation gesetzt werden soll. Ist dies aber einmal vollbracht, verstellen sich die Beine nicht mehr so leicht.
Am Ende muss noch das kleine Oberflächenfahrzeug und die Forschungsausrüstung zusammengebaut werden und nach etwas mehr als zwei Stunden ist es dann geschafft.
Steinequalität
Immer wieder ist zu hören, dass Sluban bei den neuen Modellen, was die Qualität der Steine angeht, einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. Damit ist meist die Klemmkraft gemeint – nicht umsonst wurde die Sluban-Skala ins Leben gerufen – aber auch bei dieser gibt es beim vorgestellten Set ebenso Mängel wie an anderen Ecken Baustellen.
So sind auf einigen der weißen Teile deutliche Verunreinigungen zu erkennen. Ach weisen einige Teile deutliche Farbunterschiede aus. Damit sind nicht nur die weißen Steine gemeint, auch die roten Bricks fallen hierbei unangenehm auf, sind aber zumindest im fertigen Modell nicht direkt zu sehen.
Dass metallfarbene Teile oft mit Farbverläufen zu kämpfen haben, liegt an der Art der Herstellung und betrifft jeden Hersteller. Aber dass diese bei dunkelgrauen Steinen auftreten ist schon etwas anderes. Darüber hinaus weisen die, wie bereits erwähnt, um 90° abgewinkelten Steine zur Baurichtungsumkehrung unterschiedliche Tiefen auf, womit die umgeschlagenen Bereiche nicht die gleiche Höhe besitzen. So etwas sollte in der Qualitätskontrolle oder beim Probeaufbau auffallen.
Alleine durch die eigenen Farbabweichungen ist eine Gleichheit zu den von Lego als Maßstab herangezogenen Steine nicht so leicht auszumachen. Bei den weißen Teilen ist das zu vernachlässigen, hier unterliegt selbst der dänische Marktführer sichtbaren Schwankungen, aber auch bei den roten Teilen ist dies deutlich zu erkennen.
Kritik muss ebenso bei den Figuren geäußert werden: So sind die transparenten Teile der Helme nicht klar, sondern sichtbar milchig und weisen zudem teilweise ebenfalls Verunreinigungen in Form von dunklen Punkten auf.
Fazit
Es ist irgendwie schon zum Verzweifeln mit Sluban. Die Modelle sehen auf den Verpackungen toll gestaltet aus, sodass schnell das Gefühl aufkommen kann, der Hersteller würde viele von Lego offen gelassene Lücken schließen. Die Ernüchterung folgt nicht selten bereits beim Zusammenbau der ersten Teile, wenn diese sich dabei immer wieder lösen oder die ganze Stabilität zu wünschen übrig lässt.
Hier macht die Forschungsbasis keine Ausnahme. Bereits beim Aufbau müssen an manchen Stellen starke Nerven bewiesen werden, wenn Teile sich immer wieder lösen und den Aufbau verzögern – und vor allem den Bauspaß verringern. So ist die Triebwerksstufe mit dem restlichen Teil des Gefährts nur über vier Pins mit dem Rest des Modells verbunden. Die teilweise geringere Klemmkraft erledigt den Rest – Sluban ist eben nicht Cobi.
Hinzu kommen konstruktionelle Fehler. So ist die aus den ausklappbaren Seitenteilen erstellbare Plattform auf den Bildern waagerecht, gleiches gilt für die hochgeklappt angewinkelten Seitenteile. Alle zusammen sollen eine große Fläche ergeben, auf welcher die Figuren stehen können. Beim fertigen Modell müssen diese aber deutlich nach unten geklappt werden, damit zumindest der mittlere Teil gerade bleibt und Figuren nicht herunterrutschen.
Unterschiedliche Qualität bei den Steinen
Die Steinequalität lässt an manchen Stellen ebenfalls zu wünschen übrig. Es mag durchaus sein, dass Sluban hier in der Vergangenheit zugelegt hat, andere Hersteller machen es dennoch nach wie vor besser – sowohl in Sachen Klemmkraft und Beschaffenheit wie auch bei der Farbgleichheit. So weisen die weißen wie auch roten Steine im Innenbau deutlich Abweichungen voneinander auf, die Steine des Antriebssegments dagegen sichtbare Farbverläufe.
Die Anleitung ist wie immer in weiten Teilen gut verständlich, nur das Drehen des jeweiligen Teilstückes sollte in der Anleitung aufgezeigt werden. Das wurde bereits bei anderen Modellen von Sluban kritisiert. Unschön ist zudem, dass der Bogen mit den Aufklebern zwar zum Schutz in die Bauanleitung gelegt wird, dieser aber dennoch einen Knick aufweist.
So kann am Ende weder eine Empfehlung ausgesprochen noch von dem Modell abgeraten werden. Einmal zusammengebaut sieht es schon schön und imposant aus, wobei es sich eher für ein Vitrinenmodell als zum Spielen empfiehlt.
MOC-Hinweis
Sollte dieses Modell als ein unlizenziertes MOC erkannt worden sein, bitten wir um eine kurze Mitteilung. Wir werden den Review um entsprechende Hinweise ergänzen und anschließend einer Neubewertung unterziehen. Weitere Hinweise sind in unserer Rubrik „Wie wir testen“ zu finden.
Anmerkung zum Test
Die M38-B0738 Forschungsbasis wurde Just Bricks freundlicherweise von Steingemachtes für den Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Die M38-B0738 Forschungsbasis von Sluban bei Steingemachtes.de
Sluban M38-B0738 Forschungsbasis im Review – Slideshow
Sluban M38-B0738 Forschungsbasis im Review
- äußerlich schönes Modell
- verständliche Bauanleitung
- mit Forschungsbasis M38-B0739 kombinierbar
- teilweise deutliche Farbunterschiede
- Aufkleber zerknittert
- an vielen Stellen sehr instabil konstruiert
- Klemmkraft teilweise nicht optimal
- nur bedingt zum Spielen geeignet
Ein Kommentar
Silvio
Gutes Review.
Wie man sieht, kann Sluban immer wieder mit eigenen guten Ideen bestechen.
Die Anleitung ist verständlich, die Optik der Steine sind ok und die Design der Sets sind interessant.
Andererseits haben sie immer noch mit mangelnder Klemmkraft bzw. Schwächen in der Konstruktion zu kämpfen.
Das ist Schade, da sich Sluban generell Mühe mit seinen Sets gibt.
Sie sollten auf Steine von GoBricks umsteigen, oder zumindest ihre eigenen Steine stark verbessern.
Kein Vergelich zur Klemmkraft von Cada, den neueren ZheGao Sets oder etwa Mould King.
Ich habe einige Militärmodelle von Sluban. Aber bezüglich Langlebigkeit oder “Anfassbarkeit” sind mir Sets mit der M38-Noppe mittlerweile ein Graus.
Da fallen selbst 2×4 Bricks von Platten ab. Das ist grundsätzlich der einzige Grund, warum ich mir keine Sluban-Sets mehr kaufe.
Aber dieser Grund reicht aus, um sie auch wirklich NICHT kaufen zu wollen.