Mit dem Hauptquartier der Vereinten Nationen hat Wange eines seiner fordernsten Bauwerke geschaffen, welches im fertigen Modell sehr imposant und ansehnlich anmutet, aber ebenso einige Klippen besitzt, die Baumeister in ihrer Form vom chinesischen Hersteller nicht gewohnt sein dürften. Manche Aspekte des Originals hätten zudem besser umgesetzt werden können.
Das Original
Der von dem Modell dargestellte Hauptsitz der Vereinten Nationen befindet sich im Stadtteil Turtle Bay in Manhattan, New York City, auf einem direkt am East River gelegenen, rund 7,3 Hektar großen Areal. Der Komplex beherbergt die Sitze der wichtigsten Organe der Vereinten Nationen, einschließlich der Generalversammlung und des Sicherheitsrates.
Bereits das Gelände, auf dem später eine der wichtigsten Organisationen der Welt residieren sollte, kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, beherbergte es im Laufe der Zeit, neben der Eberhard Faber Bleistiftfabrik, auch Schlachthöfe, Mietskasernen sowie eine Gasgesellschaft. Zunächst für einen Komplex aus Bürogebäuden, einem Hotel sowie Etablissements zur Unterhaltung vorgesehen, erwarb Nelson Rockefeller 1946 eine Kaufoption für das Grundstück. Zwar hatte die damals noch junge Organisation Pläne, um für ihre Tätigkeiten eine unabhängige Stadt zu errichten, diese erwiesen sich im Laufe der Zeit jedoch als in ihrer Form nicht umsetzbar. Nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen, wurde sich für das Rockefeller-Grundstück entschieden.
Auch wenn als Architekt des Komplexes meist der Brasilianer Oscar Niemeyer (mit vollem Namen Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho) genannt wird, geht die grundsätzliche Gestaltung auf eine Zusammenarbeit von Niemeyer, welchem eine Abneigung zu harten Kanten und Winkeln und eine Liebe zu fließenden Kurven nachgesagt wurde, und dem französischen Architekten Le Corbusier (eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris), seinem Lehrmeister, zurück. Beide gehörten ebenso zum zehnköpfigen Planungsgremium. An später noch entstehenden Gebäuden waren darüber hinaus weitere Architekten beteiligt.
Ein neues Heim
Der Spatenstich erfolgte am 14. September 1948 mit dem Bau des Untergeschosses des 39-stöckigen Sekretariatsgebäudes, die Grundsteinlegung am 24. Oktober 1949. Die ersten 450 UN-Mitarbeiter nahmen bereits am 22. August 1950 ihre Arbeit im Sekretariatsgebäude auf, bevor die Vereinten Nationen am 8. Januar 1951 dann offiziell in das Gebäude einzogen. Der Komplex wurde mit der Fertigstellung der Generalversammlung am 10. Oktober 1952 fertiggestellt.
Ebenfalls 1952 wurde ein neues Bibliotheksgebäude für den UN-Hauptsitz vorgeschlagen, da sich die bestehende Bibliothek, ein sechsstöckiges Gebäude mit Platz für rund 170.000 Bücher, bereits zu diesem Zeitpunkt als zu klein erwies – mindestens 350.000 bis 400.000 Bücher sollten in dem neuen Gebäude ihren Platz finden. Das von den US-amerikanischen Architekten Wallace Harrison und Max Abramovitz entworfene „Dag Hammarskjöld Library Building“ wurde im November 1961 als letztes Gebäude offiziell eingeweiht.
Am 28. Juli 2007 kündigte die Organisation an, den Komplex ab Herbst desselben Jahres einer Renovierung zu unterziehen. Hierfür wurden Kosten von einer Milliarde US-Dollar veranschlagt, die sich im Verlauf der Arbeiten aber auf mindestens 2,15 Milliarden US-Dollar erhöhen sollten. Im Zuge der Arbeiten sollten die Gebäude vor allem von dem verbauten Asbest befreit und die Energieeffizienz verbessert werden. Dafür erhielt unter anderem das Sekretariatsgebäude eine neue, im äußeren Erscheinungsbild aber gleichgebliebene Glasfassade, deren Arbeiten im Jahr 2012 abgeschlossen wurden.
Das Modell
Die Verpackung, in welcher die 1.597 Teile des mit rund 80 Euro zu Buche schlagenden Modells an seinen zukünftigen Besitzer übergeben werden, mutet zunächst unscheinbar an. Da nicht zuletzt auch die Verpackungen des Marktführers häufig viel, wenn auch leider nicht dänische, Luft mit sich tragen, überrascht das Gewicht von rund 3,5 Kilogramm zunächst. Der Grund offenbart sich schnell, wenn der Karton geöffnet wird: So ist dieser Karton fast bis oben hin mit Steinen gefüllt – viel Freiraum bleibt hier nicht.
Wird der Inhalt ausgeleert, werden 29 Tüten in ihre Freiheit entlassen. Von diesen enthalten viele eine große Anzahl von Steinen, andere weniger, im Durchschnitt sind es rund 55 Teile pro Kunststoffverpackung. Der Umstand, warum eine Tüte mit lediglich 2 schwarzen Plates in der Größe 1 × 2 Noppen gefüllt ist, klärt sich im nächsten Abschnitt auf.
Nun auch mit Unterteilung
Gegenüber vielen vorherigen Wange-Modellen besitzt das vorliegende Set eine Unterteilung nach Bauabschnitten, von denen sechs aufgeführt werden. Die Unterteilung hat vor allem den Vorteil, dass das UN-Gebäude auch auf kleineren Tischen gebaut werden kann, ohne dass gleich alle Teile sortiert und aufgestellt werden müssen.
Weniger schön ist die Beschaffenheit der Bauanleitung und der Aufkleber, welche durch die Steintüten arg zerknittert wurden. Die Aufkleber hätten zumindest in die Anleitung gesteckt und somit besser geschützt werden können – ob sie in der Form noch zu gebrauchen sind, wird der weitere Aufbau zeigen.
Die Anleitung
Wer schon einmal ein Set von Wange gebaut hat, wird sich auch in der vorliegenden Anleitung schnell zurechtfinden. Diese ist knapp im DIN-A4-Querformat gehalten und führt auf 80 Seiten 56 Bauschritte auf – was 28,5 Teilen pro Bauschritt entspricht. Zum Vergleich: Die Lego-Variante des UN-Hauptquartiers (21018), welche mit 597 Teilen deutlich kleiner ausfällt, wird in 74 Bauschritten gefertigt. Die Freiheitsstatue des Marktführers (21042), welche mit 1.685 Teilen in der gleichen Klasse wie das vorliegende Modell von Wange spielt, bringt es in der Anleitung auf 171 Bauschritte, das Weiße Haus (21054), trotz der mit 1.483 geringeren Anzah1 von Teilen, sogar auf 249 Bauschritte. Somit wird schnell deutlich, dass Wange dem Baumeister erneut einiges abverlangen wird – was den Bauspaß durch die gestiegenen Anforderungen aber ebenso erhöhen kann.
Auf den ersten Seiten wird wie von Wange gewohnt ein wenig auf das Gebäude eingegangen – wobei die eigentliche Beschreibung auf Spanisch aufgeführt ist. Das mutet etwas seltsam an, vor allem, weil die restlichen Textstellen in der Beschreibung meist auf Englisch vorhanden sind.
Auf den weiteren Seiten werden Informationen vor allem für Neulinge in dem Bereich Klemmbausteine aufgeführt, welche sich unter anderem um die Längenangaben größerer Teile und dem richtigen Umgang mit dem Teiletrenner drehen. Interessant ist dabei auch das Color-Matching mit Angaben der verwendeten Farben unter Nutzung des Pantone Matching System (PMS), welches eines der international am weitesten verbreiteten Farbsysteme darstellt und das vorrangig in der Grafik- und Druckindustrie zum Einsatz kommt. Da dieses System strengen Normen unterliegt, können Nutzer sicher sein, dass der von ihnen gewünschte Farbton auf der ganzen Welt gleich ist. Würden alle Hersteller von Klemmbausteinen auf diese Norm zurückgreifen, wäre die gesamte Szene einer einheitlichen Farbgebung einen großen Schritt näher.
Fordernde Bauanleitung
Wie bei anderen Bauanleitungen des in China beheimateten Herstellers, setzt dieser auch beim UN-Gebäude zum einen auf die isometrische Darstellung sowie das Prinzip der Reduktion. Ersteres bedeutet, dass der Winkel, mit dem auf das Bauvorhaben geblickt wird, immer der gleich ist – diagonal von oben bei einem leicht gedrehten Modell. Zum besseren Erkennen von neuen Teilen schwächt Wange die bis dahin gebauten Steine in ihrer Deckkraft ab und stellt diese farblos dar. Dieses Vorgehen besitzt zwar den Vorteil, dass der Fokus immer auf den neuen Teilen liegt, mindert aber gleichzeitig die Orientierung, da gerade Farben hier gut helfen können. Dadurch, dass die bis dahin verbauten Steine in einem Weiß dargestellt werden, kann meistens nur der Abstand über die Noppen als Orientierungspunkt dienen – somit sollte die Konzentration die ganze Zeit hochgehalten werden.
Trotz des durch die verschiedenen Aspekte gehobeneren Anspruchs, dürften sich dennoch auch Anfänger nach einiger Zeit in der Anleitung zurechtfinden – das angegebene Mindestalter von sechs Jahren ist dabei dennoch um einiges zu optimistisch gewählt, selbst zwölf Jahre könnten noch zu früh für das komplexe Bauwerk sein.
Neue Teile werden in einem separaten Fenster abgebildet, welches sich auf jeder Seite oben links befindet. Bei größeren oder glatten Teilen gibt der Hersteller zusätzlich die Abmessungen an, damit schnell die richtigen Steine gefunden werden können. Ebenso werden Teile, welche leicht mit den jeweils benötigten verwechselt werden können, mit einem dunkelgrauen Hintergrund versehen, über dem eigentlich zu verbauenden Steinen abgedruckt, sodass Fehlbauten minimiert werden.
Darüber hinaus scheint Wange in der Bauanleitung ein kleiner Fehler unterlaufen zu sein. So liegt dem Set ein einzelnes Blatt mit den Bauschritten 6-4 und 6-5 bei. Bei diesen wurden bei der Erstellung ursprünglich zwei Plates mit 1 × 2 Noppen vergessen. Diese waren dem Anschein nach auch nicht im originalen Steinekonglomerat vorhanden, was somit auch die einzelne Tüte mit beiden Steinen erklärt.
Der Aufbau
Für den Zusammenbau des ersten Abschnittes kommen hauptsächlich größere Steine zur Verwendung, so alleine 24 Bricks in der Größe 2 × 10 Noppen und 33 Plates mit dem Abmessungen 8 × 12 Noppen. Der Aufbau beginnt, wie für Wange üblich, mit dem Zusammensetzen der Grundplatten, welche für den Außenring benötigt werden und die schon einmal einen guten Eindruck von der späteren Größe des Modells vermitteln. Bei der Fertigung des Innenbereichs sollte der Einfachheit halber von der Darstellung in der Anleitung abgewichen werden: Diese gibt vor, dass zunächst 4 Streifen, bestehend aus jeweils zwei 2 × 6 Bricks sowie einem Stein mit 2 × 10 Noppen, in den richtigen Abständen eingelegt werden. Darauf werden dann zehn der 8 × 12 Platten gelegt. Einfacher geht es, wenn die Bricks und Plates zunächst miteinander im richtigen Abstand zusammengesetzt und dann auf den Rahmen gelegt werden – so ist es einfacher die richtigen Abstände zu treffen. Das unterschiedliche Vorgehen stellt aufgrund der guten Klemmkraft kein Problem dar.
Anschließend wird mit 1 × 16 und 1 × 12 Steinen der äußere Rand gelegt. Hier wird schnell deutlich, dass die Abmessungen der Steine von Wange recht „hart auf Kante“ gefertigt wurden: Beim Aufdrücken muss einiges an Kraft aufgebracht werden, damit die Steine einrasten. Das geht bei Steinen des Marktführers einfacher – auf der anderen Seite erhält die Grundfläche dadurch eine enorme Stabilität. Danach werden an den Verbindungsstellen über den Bricks der Unterseite Plates und noch einmal diverse 2 Noppen breite Bricks gelegt, welche das Konstrukt noch einmal massiv stabilisieren. Zuletzt wird das ganze Konstrukt noch mit den großen Plates abgedeckt und, mittels diversen 1 Noppen breiten Fliesen, die Straße vor dem Gebäude mit kleinen, aus einer 1 × 2 Jumper Plate und einer 1 × 1 Fliese geformten Autos verziert.
Das ganze Vorhaben benötigt rund 45 Minuten und dabei fällt auf, dass Wange die Tüten nicht ganz nach den Bauabschnitten sortiert hat, eine Tüte mit dem Aufdruck „1“ bleibt in diesem Abschnitt unberührt.
Bibliothek als erstes Gebäude
Im zweiten Segment wird es nach dem eher gröberen Bauen dann etwas feiner, indem der erste Teil des Gebäude-Komplexes errichtet wird, welcher in der Realität unter anderem die „Dag Hammarskjöld Library“ beherbergt – ein Geschenk der Ford Foundation, die aktuell rund 400.000 Bücher, 9.800 Zeitungen und Zeitschriften, 80.000 Karten und die Woodrow-Wilson-Sammlung mit 8.600 Bänden von Dokumenten des Völkerbundes sowie 6.500 dazugehörige Bücher und Broschüren besitzt. Auch hier muss teilweise sehr kräftig auf die zu verbauenden Steine gedrückt werden. Hinzu kommt, dass die Designer an der Abdeckung unten links eine große Plate in zwei 4 × 12 Plates halbiert und diese am Anfang und am Ende geklemmt haben. Dadurch werden die großen Plates um vier Noppen versetzt, womit nicht mehr unterfüttert gebaut wird. Damit verlaufen die Kanten der Platten nicht mehr auf den großen Bricks darunter, sodass beim darüber bauen verschiedener Plates der Gegendruck fehlt und sich diese schnell durchdrücken – womit ein vernünftiges Aufklemmen der Steine darüber deutlich erschwert wird. Das trübt das Bauerlebnis etwas.
In der folgenden Stunde zieht der Baumeister die Gebäude hoch und legt die Grundsteine für weitere Gebäude. Gleichzeitig wird die Straße auf der linken Seite und die Bepflanzung gesetzt. Bis hierhin verläuft der Bauvorgang recht abwechslungsreich, Langeweile kommt keine auf.
Baubeginn für weitere Gebäude
Der dritte Abschnitt beinhaltet das Konferenz- und Besucherzentrum, bei welchem vom Baumeister eine hohe Aufmerksamkeit abverlangen wird. So fordert die Art der Gestaltung der Bauanleitung, die Wange verwendet, hier ihren „Tribut“. So kann an einigen Stellen nicht mehr gut genug erkannt werden, welche Steine genau an welche Position gesetzt werden sollen. Hier muss entweder ein paar Seiten bis zu einer Abbildung vorgeblättert werden, an der das Modell aus einer anderen Perspektive gezeigt wird, oder es wird auf gut Glück gebaut.
Darüber hinaus wird an einigen Stellen noch einmal deutlich, wie straff gesteckt vor allem die größeren Plates sind. Nicht selten bäumen sich diese auch an der einen oder anderen Ecke wieder auf – was sich meist durch Überbauen wieder legt. Auf der anderen Seite zeigt es aber ebenso, wie stabil das gesamte Modell bisher gebaut ist – es lässt sich ohne Probleme an nur einer Seite halten und hängt an keiner Stelle runter.
Nach der Fertigung des Konferenzgebäudes, dessen reales Vorbild den Saal des Sicherheitsrates, ein Geschenk Norwegens, das von dem norwegischen Architekten Arnstein Arneberg entworfen wurde, sowie im ersten Stockwerk den Saal des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC), wiederum ein Geschenk Schwedens und von Sven Markelius entworfen, beherbergt, geht es im vierten und fünften Abschnitt um den Bau der Generalversammlung (oft auch als Vollversammlung bezeichnet), welche in der Realität bei einer Länge von 50 Meter, einer Breite von 35 Meter und einer Höhe von 23 Meter bis zu 1.800 Menschen Platz bietet. Bei diesem Bauwerk läuft das Gebäude von der Außenseite des UN-Komplexes nach innen enger zusammen. Die geschwungenen Außenwände konnte Wange aufgrund des Noppenrasters nicht vollends nachbilden, dennoch ist die Umsetzung mit den jeweils um eine halbe Noppe nach innen verlaufenden Wänden gelungen. Das Dach, welches im Original ebenfalls geschwungen abfällt, haben die Designer jedoch komplett eben gestaltet – hier hätte die eine oder andere Rundung zumindest angedeutet werden können.
Darüber hinaus werden weitere Teile der Parkanlage gebaut, darunter die Fahnen, welche mit den jeweiligen Flaggen-Stickern bestückt werden können. Ebenso werden weitere am Rand verlaufende Straßen mit kleinen Fahrzeugen gesteckt. Somit verlangt der vorletzte Bauabschnitt viel Kleinarbeit.
Schlussspurt in die Höhe
Nach rund einer Stunde geht es dann mit dem Sekretariatsgebäude ins Finale. Auch wenn bei dessen Aufbau eine gewisse Monotonie vorherrscht, wird es dennoch körperlich anstrengend: Aufgrund der hohen Klemmkraft der verwendeten Teile wird der Baumeister das Aufeinandertürmen der jeweils 86 1 × 10 und 1 × 8 Plates für die beiden Fensterwände nach Vollendung in den Fingern spüren. Darüber hinaus muss immer darauf geachtet werden, dass diese in der richtigen Ausrichtung geklemmt werden, damit die Lücke zwischen den Steinen pro Ebene immer abwechselnd und damit für die komplette Wand gleichmäßig verläuft.
Bei den beiden Seitenwänden sollte dagegen für eine bessere Handbarkeit anders als in der Bauanleitung beschrieben vorgegangen werden, da gerade für das Anbringen der unteren 4 × 4 Fliesen nur wenig Platz vorhanden ist. Daher ist es ratsam zunächst die hintere Fensterfassade aufzustellen, dann die Seitenwände komplett zu fertigen und anzubauen und erst zum Schluss die Front des Sekretariatsgebäudes anzubringen.
Ist dies vollbracht, sollte nach einer Bauzeit von fünf bis sechs Stunden das fertige Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York vor dem Baumeister stehen.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt beim vorliegenden Set unterschiedlich aus, was in dieser Form für Wange etwas untypisch ist. Aber der Reihe nach:
Die Klemmkraft ist teilweise sehr hoch, manchmal sogar etwas zu hoch. Auf der anderen Seite sorgt diese zusammen mit der Bauweise des Fundaments für eine hohe Stabilität – selbst nur mit einer Hand gehalten, verbiegt sich das fertige Modell trotz seines Gewichtes von knapp 2,5 Kilogramm keinen Millimeter. Die hohe Klemmkraft ist teilweise aber darauf zurückzuführen, dass Wange dem Anschein nach in der vorliegenden Steine-Charge Probleme mit den genauen Längen der größeren Platten hatte. Diese lassen sich teilweise nur mit großer Kraftanstrengung aufnoppen und sorgen dafür, dass sich das Modell immer etwas verzieht – hier werden Erinnerungen an den Lucky Hot Pot (Review) von Keeppley wach. Die Probleme zeigen sich im weiteren Bauverlauf immer wieder an der einen oder anderen Stelle in höheren Spaltmaßen.
Auch hat Wange beim neuen Set höhere Probleme mit der Oberflächenbeschaffenheit mancher Steine. So besitzen einige Fliesen sichtbare Schlieren und noch öfters Verunreinigungen, vor allem dann, wenn diese mit schwarzen Steinen zusammen in einer Tüte verpackt waren. Darunter haben vor allem die weißen Exemplare zu leiden. Zwar handelt es sich dabei meist nur um Staub, lästig ist es aber dennoch, wenn alle Fliesen immer wieder abgepustet oder abgewischt werden müssen. Leider ließ sich der eine oder andere Stein am Ende nicht komplett säubern, da die Verunreinigungen zu tief saßen. In den meisten Fällen konnten entsprechende Teile aber so positioniert werden, dass die Probleme nicht direkt sichtbar waren.
An der Farbgleichheit gibt es dagegen nichts auszusetzen, hier konnte Wange das eigene hohe Niveau halten – auch wenn die Farbskala in vielen Bereichen nicht der des Marktführers entspricht. Gleiches gilt für die Aufkleber für die Flaggen, welche ebenso eine hohe Qualität aufweisen. Da Wange diese jedoch ungeschützt in den Karton gelegt hatte, waren diese nur noch bedingt zu gebrauchen und wurden daher für den Review nicht aufgeklebt.
Fazit
Beim Modell des UN-Hauptquartiers in New York geben sich Licht und Schatten die Hand. Generell stellt das Set erneut eine schöne Abbildung eines bekannten Bauwerkes dar – wenn auch an einigen Stellen mit deutlicher Luft nach oben. So ist das Dach der Vollversammlung flach und nicht in einem Bogen abfallend wie das Original. Hier hätte die tatsächliche Dachform zumindest angedeutet werden können. Dennoch werden viele Gebäude wiedererkannt. Die Qualität des Bauwerkes ist ebenfalls hoch, das fertige Modell weist eine gute Stabilität auf.
Diese wird aber mit anderen Unzulänglichkeiten teuer erkauft. So weisen vor allem größere Teile, wie Plates, nicht die exakte Größen auf und müssen teils mit hohem Kraftaufwand geklemmt werden – womit sich die Grundfläche leicht verzieht. Diese hohe Klemmkraft wirkt sich auch auf den späteren Bau aus, unter anderem in hohen Spaltmaßen.
Generell macht der Bau aber enorm viel Spaß, nicht zuletzt auch deswegen, weil er an vielen Stellen sehr fordernd ist. Das liegt nicht zuletzt auch an der Bauanleitung, welche deutlich weniger Bauschritte aufweist als zum Beispiel die Anleitungen des dänischen Marktführers. Dies führt unter anderem dazu, dass im Durchschnitt etwas mehr als 28 Teile pro Bauschritt verbaut werden. Um hier keine Fehler zu machen, muss die Aufmerksamkeit ständig hochgehalten werden. Die Umsetzung von Wange hält aber ebenso ihre Tücken bereit: Durch die isometrische Darstellung und den Umstand, dass das Modell in der Anleitung wenig gedreht wird, kann die Position einiger Teile schnell verdeckt werden. Als zusätzliches Hindernis erweist sich zudem nicht selten die entsättigte Darstellung der bereits verbauten Teile, welche ein Unterscheiden zwischen mehreren Ebenen ebenso wesentlich erschwert.
Auf der anderen Seite gibt Wange in seinen Anleitungen viele Hilfestellungen, wie unter anderem die Größenangaben bei größeren Steinen oder die Anzeige von Teilen, die mit den benötigten schnell verwechselt werden können. Darüber hinaus greift der chinesische Hersteller beim vorliegenden Set auf eine Unterteilung in Bauabschnitten zurück – das spart Tischfläche beim Bauen.
Die Qualität der einzelnen Teile fällt dagegen unterschiedlich aus. So weisen vorrangig Fliesen sichtbare Verunreinigungen auf, welche sich in den meisten Fällen leicht entfernen lassen – aber eben nicht bei allen. Das liegt nicht zuletzt an dem leichten, schwarzen Staub von Farbresten, welcher bei entsprechenden Teilen in den Tüten vorhanden ist. Auch an anderen Teilen lassen sich mehr Schlieren feststellen, als es Baumeister in der Vergangenheit von Wange gewohnt sein dürften. Es kann natürlich auch an der vorliegenden Charge liegen, sodass andere Sets diese Probleme nicht aufweisen – garantiert werden kann das aber nicht.
Von den genannten Kritikpunkten einmal abgesehen, stellt das Modell des UN-Hauptquartiers in New York ein interessantes Set dar, das sechs Stunden Bauspaß bietet und als Vitrinen-Modell ein wahrer Hingucker ist.
Anmerkung zum Review
Das Hauptquartier der Vereinten Nationen wurde Just Bricks freundlicherweise von Steinchenshop für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Hauptquartier der Vereinten Nationenvon Wange bei Steinchenshop.d
Wange 6219 – Hauptquartier der Vereinten Nationen im Review – Slideshow
Wange 6219 - Hauptquartier der Vereinten Nationen im Review
- schöne Umsetzung, wenn auch mit kleinen Nachlässigkeiten
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- hohe Klemmkraft
- fordernde Bauanleitung
- vor allem große Teile sitzen oft zu stramm
- durch das stramme Sitzen gibt es an manchen Stellen hohe Spaltmaße
- oftmals schwarze Gussreste in Form von Staub in den Tüten
- teils verunreinigte Fliesen