Das Gasthaus des Kreuzritter hätte ein wichtiger Schritt zur Entspannung in der MOC-Problematik bei den alternativen Herstellern werden können. Die Chancen dazu hat Magiccubemall jedoch an vielen Stellen gehörig verspielt. Angefangen von der unklaren Lizenzsituation vom eigentlichen Designer über die in vielen Bereichen schlecht umgesetzte Bauanleitung bis hin zur Steinequalität vermag das Set im Grunde kaum zu überzeugen.
Das Modell
Normalerweise werden auf Just Bricks nur Sets vorgestellt, welche auch bei hiesigen Händlern zu erstehen sind, manchmal gibt es aber auch Review-Anfragen, die neugierig machen.
Das einige chinesische Hersteller in Sachen MOCs mittlerweile ein wenig feinfühliger ans Werk gehen und die eigentlichen Entwickler nach einer Lizenz fragen sowie fair vergüten, nimmt immer weiter zu. Meist stellen diese Sets aber nur einen kleinen Teil des Sortiments dar. Das ein Hersteller jedoch sein gesamtes Portfolio darauf aufbaut, kommt nicht so häufig vor. So passiert es aber beim chinesischen Hersteller Magiccubemall. Der Name mag für einen Hersteller von Klemmbausteinsets eher untypisch klingen, rührt aber daher, dass dieser in seinem Shop auch Zauberwürfel veräußert.
MCM gibt an, für die jeweiligen Modelle Lizenzen zu besitzen und die Designer an den Verkäufen zu beteiligen. Der von uns dazu kontaktierte Designer „tile.n.dye“, seines Zeichens Finalist der 2. Staffel der französischen Ausgabe der Lego Masters, gab jedoch an, dass er MCM keine Lizenz für das Modell erteilt hatte, er wusste nicht mal, dass diese sein Set vertreiben. Darüber hinaus ist das Vorgehen des Unternehmens recht undurchsichtig. So waren die gelieferten Steine in einem Karton von LesDiy verpackt. Weitere Auffälligkeiten wurden bereits in einem entsprechenden Artikel auf Just Bricks thematisiert.
Der Shop des Anbieters gestaltet sich aktuell noch recht übersichtlich hinsichtlich der vertriebenen Anzahl von Sets, die hauptsächlich aus den Themengebieten Mittelalter und Burgen sowie Kirchen stammen, aber auch die Bereiche mit Eisenbahnen und andere Modellen füllen sich langsam. Die dort aufgerufenen Preise sorgen zunächst einmal für Stirnrunzeln, dürften jedoch, wenn man den Ausführungen des Herstellers Glauben schenken darf, ihre Gründe haben. So fängt das Sortiment mit kleinen Häusern aus knapp über 1.000 Teilen bei rund 100 Euro an und endet bei einem Set von Minas Tirith, der Hauptstadt Gondors aus „Der Herr der Ringe“, welches aus insgesamt 99.548 Teilen gebaut wird und mit 3.999,99 Euro zu Buche schlägt und am Ende über 90 Kg wiegen wird. Dennoch sollte sich gefragt werden, ob eine durchgehend gute Steinequalität bei einem Teilepreis von rund 4 Cent wirklich machbar ist. Diese Frage wird im weiteren Review zumindest teilweise beantwortet.
Weiter wird bei MCM der Eindruck erweckt, dass es sich hierbei nicht, wie bei anderen Herstellern, um lagernde und bereits konfektionierte Sets handelt, sondern das jedes einzelne Modell auf Bestellung zusammengestellt wird. Darauf deutet unter anderem die lange Zeit zur Bearbeitung einer Bestellung bis zum Versand hin, welche mit bis zu 15 Tagen angegeben wird.
Beim nun vorliegenden Set „Das Gasthaus des Kreuzritter“, welches im eigenen Shop für rund 250 Euro angeboten wird, deutet ebenfalls vieles darauf hin. So sind die 11 Tüten des Sets, die die 2.926 Teile beinhalten, an ihren oberen Enden sehr ungerade geschnitten, was nicht auf eine Sortiermaschine hindeutet. Darüber hinaus verteilt sich nach dem Öffnen des Kartons zunächst ein starker Geruch von verschmortem Kunststoff, der aber nicht von den Steinen stammt. Es hat mehr den Anschein, als dass die Tüten nach dem Verschweißen direkt in den Karton gelegt wurden, anschließend dort noch „ausgedampft“ sind und gleichzeitig direkt auf die Reise geschickt wurden. Dieser Geruch war nach ein paar Tagen selbst bei geschlossenem Karton verschwunden. Auch das spricht gegen eine vorbereitete Lagerware.
Die Tüten besitzen keine Sortierung nach Bauabschnitten, womit vor dem Bauspaß das Sortieren angesagt ist – was bei der Anzahl der Steine einige Zeit dauern kann.
Die Anleitung
Die Bauanleitung ist nur in digitaler Form vorhanden, liegt aber dem Set in Form eines 4 GB großen USB-Sticks bei. Die Website des Herstellers bietet bislang keine Möglichkeit, die Anleitung direkt herunterzuladen. Daher sollte diese direkt gesichert werden, im Falle eines Verlustes bleibt somit nur, sich direkt an den Support zu wenden. Daher ist ein Anzeigegerät wie Computer, Notebook oder Tablet zwingend erforderlich, ein Smartphone dürfte nicht ausreichend sein. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich das ganze ausdrucken zu lassen, aber selbst bei 4 Bauschritten pro Doppelseite müssten immer noch über 125 Blätter doppelseitig bedruckt werden – auch nicht wenig.
Die Anleitung weist eine Dateigröße von rund 60 MB und besitzt 506 Bauschritte. MOC-Anleitungen sind immer so eine Sache, die Qualität hängt stark vom jeweiligen MOCer und seiner Fähigkeit ab, sich in den jeweiligen Baumeister hineinversetzen zu können. Im vorliegenden Fall wird schnell deutlich, dass das Set mit der Bauanleitung niemals einem Testaufbau unterzogen wurde.
Das beginnt bereits mit der Farbgebung der einzelnen Bauteile. Selbst auf einem im Test verwendeten kalibrierten Monitor werden die Farben nicht so angezeigt, wie die Steine in der Realität sind. Das macht das Zuordnen schwierig, so wirkt unter anderem hellbraun eher wie grau, das eigentliche grau wird in der Anleitung dagegen als helles Lila dargestellt. In den meisten Situationen kann die eigentliche Farbe anhand der verwendeten Teile ausgemacht werden und nach einer gewissen Zeit hat sich der Baumeister daran gewöhnt. Dennoch kann die genannte Diskrepanz auf anderen Displays noch stärker auftreten, da sich nicht alle Monitore oder Tablets an eine gewisse Farbtreue halten. Bei gedruckten Anleitungen ist das anders, hier halten sich viele Hersteller an das Pantone-Farbsystem, was sowohl die Steine als auch die Anleitung betrifft. Diese international geltende Farbnorm sorgt dafür, dass jeder Farbton, egal wo gedruckt, gleich aussieht.
Die Anleitung enthält dazu weitere handwerkliche Fehler. So ist an manchen Stellen nicht zu erkennen, wo genau neue Steine platziert werden sollen, da diese durch bereits gesetzte Teile verdeckt werden. Zwar werden neue Teile in den meisten Fällen mit einer roten Umrandung dargestellt, die nützt nur nicht, wenn der Baumeister sie generell nicht sieht. In anderen Bauschritten sollen neue Steine an einer dem Leser abgewandten Seite angebracht werden – hier ist erst einige Schritte später erst erkennbar, wo und wie die Steine angebracht werden sollen. Es kommt aber auch vor, dass die Position der Steine durch die Fenster mit den zu verbauenden Teilen verdeckt wird.
Ein weiteres Problem stellt die Reihenfolge der Teileanbringung dar, welche in anderer Abfolge den Bauvorgang nicht selten deutlich verbessern würde. Oftmals müssen Teile an Stellen angebracht werden, die noch ein paar Bauschritte vorher deutlich besser zu erreichen waren. Davon werden einige Fälle in folgendem Aufbau beschrieben.
Ein weiteres Problem ist in der generellen Auflösung der Anleitung zu finden, die in weiten Teilen viel zu gering ist. Darüber hinaus werden die für den jeweiligen Bauschritt benötigten Teile in dem dafür oben abgebildeten Kasten viel zu klein abgebildet, gerade die kleinen Teile sind oftmals nicht zu erkennen und bei der bereits erwähnten geringen Auflösung nützt eine Vergrößerung der Darstellung gar nichts. Darüber hinaus werden bei Teilen, welche leicht verwechselt werden können, keine Größenangaben gemacht.
Just Bricks hat ein paar erfahrenen MOCern Einblick in die Anleitung gewährt – die einhellige Meinung: Diese soll als bester Beweis dafür gelten, wie es nicht gemacht werden sollte.
Der Aufbau
Der Bauvorgang beginnt mit dem Sortieren der knapp über 3.000 Steine, für die nicht wenig Platz benötigt wird. Je nachdem, wie genau die Steine separiert werden, können so schon 2 bis 2,5 Stunden ins Land gehen. Die am Ende lange Baudauer kommt dann auch dadurch zustande, dass vor allem bis zur Hälfte des Bauvorganges viel Zeit damit verbracht wird, die jeweils benötigten Teile überhaupt zu finden.
Der Wahnsinn beginnt…
Der Bau des Modells beginnt mit der Fertigung des Außenbereichs des Hauses, welcher zunächst aus mehreren halb- und viertelrunden sowie normalen Plates gebaut wird. Bereits hier zeigen sich die Probleme der unterschiedlichen Farbangaben in der Anleitung. Ist der „Kranz“ mit seinen Steinen und Blumen gefertigt, werden je eine 16 × 16 und eine 8 × 16 Noppen große, graue Plate in dieses eingelassen, auf denen anschließend die ersten Mauern hochgezogen werden. Dies geht erst einmal einfach und nachvollziehbar vonstatten – bis zum Bauschritt 57: Hier sollen drei 1 × 2 Brick-Modified mit Noppen an den Seiten verbaut werden – aber nur zwei sind in der Anleitung zu erkennen. Welcher der fehlende Stein ist, wird erst 10 Bauschritte später ersichtlich – nämlich dann, wenn die Darstellung in der Anleitung gedreht wird.
Mit gleichem Bauschritt offenbart sich auch die Art, wie die Verzierungen an der Eingangstreppe angebracht werden sollen – welche vom Baumeister abgewandt angebracht werden. Dieser weiß also, welche Teile er suchen soll, aber nicht, wo diese genau hingesetzt werden müssen. Der erste Fall von vielen noch folgenden, die zeigen, dass so etwas bei einem Testaufbau sofort erkenn- und vor allem behebbar gewesen wäre.
In den nachfolgenden Schritten wird anschließend der Schuppen gefertigt, bei dem ebenfalls Auffälligkeiten auftreten. So sollen auf dessen Dach 1 × 4 große, als Holzbretter bedruckte Fliesen angebracht werden – die im Set nicht vorhanden sind. Gleich vorweg: Das ganze Set besitzt keinen einzigen Druck. Die Sache dabei ist aber die, dass diese nicht nur in der Anleitung, sondern zumindest auf einem Produktbild im MCM-Shop zu sehen sind – auf anderen wiederum nicht.
Anschließend ist ein wenig Geduld gefragt, nämlich vor allem dann, wenn die beiden Birken vor dem Haus gebaut werden. Die Stämme sind noch recht einfach zu klemmen, bei den Blättern muss jedoch genau auf die Ausrichtung geachtet werden. Beide Bäume entpuppten sich am Ende jedoch als eine recht wackelige Angelegenheit, die sich immer wieder drehen. Vielleicht wären beim Zusammenbau Pins mit Friktion die bessere Wahl gewesen.
Ist das aber einmal geschafft, geht es mit der kleinen Treppe sowie Kisten mit Flaschen, Fässern und kleinen Nagetieren an den Innenausbau des Kellers, in dem aber keine Minifigur wirklich aufrecht stehen könnte. Auch hier werden manche Stellen, an denen Steine angebracht werden sollen, durch den Blickwinkel und eine davor liegende Wand verdeckt.
…und hat Methode
Nach den ersten rund zwei Stunden beginnt der Bau des Erdgeschosses, welches die Gaststube beinhaltet. Auch hier muss beim Aufziehen der Mauern an manchen Stellen geraten werden, wo die aufgeführten Steine hingesetzt sollen. Ein größeres Problem zeigt sich bei den Fenstern, denn bei diesen stimmt die Größe der Außenrahmen nicht mit dessen Einsätzen überein, letztere sind zu groß und lassen sich daher nicht einsetzen. Auch etwas, was bei einem Testaufbau hätte auffallen müssen.
Der nächste schwerwiegende Fehler in der Bauanleitung wartet nur ein paar Bauschritte später. In der Abbildung sieht es so aus, als wenn der Kamin an der kurzen Hausseite plötzlich um eine Noppe breiter geworden ist, was auf der anderen Seite jedoch nicht dem bis dahin tatsächlich Gebauten entspricht. Durch den Darstellungswinkel musste während des Aufbaus mehrfach genau hingeschaut werden, um schließlich zu erkennen, dass bei zwei übereinander angebrachten, schwarzen 1 × 1 Bricks die beiden eigentlich darunter vorhanden sein sollenden grauen Plates gleicher Größe fehlen – es stehen also Steine in der Luft. Das ändert sich bis zum Verkleiden des Bereiches auch nicht.
Ein paar Bauschritte später fällt erneut eine unvorteilhafte Baureihenfolge auf: An dem Erker ist oben eine 1 × 12 Noppen große Plate angebracht, welche später das kleine darauf angebrachte Dach stützen soll. Darunter soll jetzt ein ebenso breites Regal mit Gläsern und Nahrungsmitteln angebracht werden – was sich ohne die benannte Plate aufgrund des größeren Freiraumes wesentlich einfacher gestalten würde. Davor werden noch ein Tresen und drei Hocker gebaut, welche sich zur Abwechslung einfach fertigen lassen. Eine weitere weniger optimale Baureihenfolge lässt sich auch beim Bau der Feuerstelle des Kamins beobachten. Hier wäre es wesentlich einfacher gewesen, zuerst das Feuer zu bauen und dann erst den Aufbau anzubringen – selbst schmale Finger haben hier zu wenig Platz. Zu allem Übel wird dann vorne noch ein 6 Noppen breiter Bogen angeklemmt, bevor der Kessel über das Feuer in den fertigen Kamin gehangen werden soll – auch hier wäre es anders herum einfacher gewesen. Gleiches zeigt sich beim Anbringen der Treppe, dessen Fundament ebenso besser parallel mit der Mauer hätte aufgebaut werden sollen, anstatt diese zu einem späteren Zeitpunkt in die Ecke des fertigen Raumes zu quetschen.
Nein, es geht noch weiter
Wer meint, dass hier doch endlich einmal Schluss sein müsste, wird schnell eines Besseren belehrt: So soll an einem Teil der Wand, an dem sich in der ersten Reihe ein 1 × 2 Brick-Modified mit Noppen an der Seite (also in den Raum hinein) befindet, eine 1 × 4 Plate sowie zwei darüber platzierte 2×2 Corner Plates angebracht werden. Auf diese sollen dann 3 liegende Fässer (zwei unten, eines darüber) angebracht werden. Das Problem bei der Konstruktion: Die beiden Eckteile würden so gar nicht halten, da sich an deren Stelle keine Noppen an der Wand befinden. Das ganze Konstrukt muss erst zusammen mit den Fässern zusammengebaut und dann komplett an die Wand angedrückt werden – sonst hält dieses nicht. Dann soll daneben und unter der Treppe noch ein Geländer angebracht werden – warum wird dieses aber nicht vor den Fässern angeklemmt, wenn an der Stelle erneut deutlich mehr Platz vorhanden ist?
An den beiden Fenstern, die jetzt ohne Scheiben auskommen müssen, werden dann noch zwei Tische mit Sitzbänken und Speisen aufgebaut. Anschließend noch die Tür gefertigt sowie ein paar Verzierungen außen angebracht und nach über 3 Stunden Bauzeit, die mit guter Anleitung und einem strukturierteren Aufbau sicherlich um ein Drittel hätte verkürzt werden können, darf sich der dann hoffentlich nicht zu sehr gestresste Baumeister erst einmal den Schweiß von der Stirn wischen und durchatmen – ein mehrfaches „Oooohmmmm“ oder „Wusa“ könnte an der Stelle auch nicht schaden.
Aufgeben keine Option
Ob das Aufatmen geholfen hat, zeigt sich anschließend direkt beim Zusammenbau des Bodens des ersten Stockwerkes. Bei diesem wird zwar angezeigt, welche 2 × X Plates zur Stabilisierung der größeren Platten darüber verwendet werden sollen, an welche Position diese gehören und wie das Gerüst darunter gefertigt ist, wird nicht verraten. An keiner Stelle wird das Konstrukt einmal umgedreht. So werden danach erst einmal fröhlich die Außenmauern hochgezogen. Dabei werden gleichzeitig zwei Schatzkisten in den Raum gesetzt, bei denen Deckel und Korpus nicht wirklich zusammenpassen – das wird schnell deutlich, wenn die beiden Teile einmal genauer in Augenschein genommen werden.
Das anschließend gebaute Interieur, bestehend aus drei Betten und Nachttischen, geht dagegen fehlerfrei von der Hand. Kaum zu glauben, dass Baumeister für solch selbstverständliche Dinge einmal dankbar sein könnten. Beim Weiterbau der Mauern zeigt sich dennoch die eine oder andere Stelle, wo wieder geraten werden muss, welche Steine wohin kommen – nicht selten bleiben erst einmal Steine übrig.
Sind einmal die Wände hochgezogen und mit den für Fachwerkhäuser bekannten Balken, hier in der Form von schwarzen Fliesen, versehen, wird noch der Kamin fertig gebaut, bevor es an das kleine Vordach geht, welches sich am Ende als ebenfalls sehr wackelige Angelegenheit entpuppt. Das bei diesem als Grundlage dienende Plate-Segment führt die „Naht“ in der Mitte und wird hier lediglich nur durch eine 1 × 4 Fliese, zwei Dachziegel sowie eine 1 × 2 Fliese gehalten. Nicht gerade stabil.
…
Der nächste Konstruktionsfehler lässt aber nicht lange auf sich warten: So soll das Dach auf die abgeschrägten Außenmauern sowie eine zusätzliche Mauer im Inneren gelegt werden. Das Problem dabei: Die beschriebene mittlere Mauer ist eine Plate höher als die äußeren Mauern, wodurch das Dach nicht gerade aufliegt sowie hin- und herwippt. Hätte der Autor dieses Reviews nicht alles mehrfach kontrolliert, er würde an seinen Fähigkeiten zweifeln.
Anschließend wird der Dachstuhl gebaut, was zur Überraschung dann doch einmal ohne größere Probleme erfolgt. Lediglich die dafür verwendeten Schilder werden in der Anleitung sowie auf den Produktbildern mit Aufdruck angezeigt, die beigelegten Teile sind jedoch blank. Bei dem Dach und den beiden seitlichen Abschlüssen sieht es jedoch anders aus. Von letzteren sollen jeweils zwei gefertigt werden, was in der Bauanleitung aber nicht vermittelt wird – also wieder zurück und noch einmal bauen.
Bei der Konstruktion des Daches hagelt es dann wieder nicht angezeigte Positionen und Fehler in der Reihenfolge. So sollen für das Dach auf der Gaubenseite zwei 2 × 6 und eine 2 × 8 Noppen große Plates auf der Unterseite verbaut werden – an welchen Positionen wird dann erst 24 Bauschritte später verraten. Darüber hinaus werden am Oberteil des Daches zwei braune Plates angebracht nachdem die darüber liegenden Dachziegel geklemmt wurden – also erst einmal diese wieder gelöst und die braunen Steine eingefügt, wäre ja nicht so, dass es anders herum leichter gewesen wären. Ein ähnliches Spiel liefern beim Dach auf der anderen Seite die Kupplungen, mit denen beide Hälften zusammengefügt und somit ein flacherer Winkel erreicht wird. Zwei davon werden zunächst auf eine 2 × 4 Plate gesetzt und anschließend überbaut, wobei ein Spalt von einer Größe von 2 × 2 Noppen offen bleibt. In diesem sollen im nächsten Bauschritt dann noch einmal zwei weitere Kupplungen eingefügt werden – warum aber nicht alle auf einmal?
Wenn der Baumeister nach knapp 15 Stunden das Modell dann endlich fertiggestellt hat, bleibt das sonst auftretende Freudegefühl aus und wird durch den Wunsch geweckt, mit so etwas nie wieder seine Zeit verbringen zu müssen.
Qualität der Steine
Die Steinequalität fällt beim Set des Gasthauses des Kreuzritters mehr als durchwachsen aus. So wird schnell nach dem Anbringen der ersten Steine deutlich, dass diese nicht nach EN71 hergestellt wurden. Zum einen wirken die Steine recht spröde und liegen auch kantiger in der Hand, zudem fehlt beim Klemmen auch das oft gewohnte „Klicken“ – stattdessen gleiten die Steine, häufig von einem deutlich zu vernehmenden Knarzen begleitet, ineinander.
Die Klemmkraft ist weitestgehend gut, lediglich bei den 1 × 2 Bricks ohne Pin fällt diese geringer aus. Weniger optimal erscheint die Oberflächenbeschaffenheit der Steine. Hierbei wirken diese eher stumpf und sind mit sichtbaren Schlieren versehen. Dies fällt vor allem bei den Fliesen auf. Alles in allem sind die Steine eher auf Lele-Niveau einzuordnen.
Farbpalette
Die Farbgleichheit unter den Steinen ist teilweise selbst unter gleichen Steinen nicht gegeben. Im Aufbau wurden drei rote 3 × 1 Plates übereinander gebaut und alle wiesen leichte, aber sichtbare Unterschiede auf. Innerhalb der gefertigten Mauern konnten ebenso, bei vermeintlich gleichen Farben, deutliche Unterschiede festgestellt werden. Darüber hinaus wurden die 2 × 1-Bricks in unterschiedlichen Ausführungen gefertigt – die schwarze Variante mit, die restlichen ohne Pin zwischen den Noppenaufnahmen. Auf einen unterschiedlichen Herstellungsprozess deuteten, neben den unterschiedlichen Angusspunkten (bei schwarzen Steinen an der Seite, beim Rest auf einer Noppe), auch unterschiedliche produktionsbedingte Kratzspuren hin. Es dürfte dabei eher als unwahrscheinlich angesehen werden, dass ein Hersteller für gleiche Steine unterschiedliche Gussformen verwendet.
Es wird somit schnell deutlich, dass Steine mit solchen Unterschieden nicht von einem Hersteller stammen können. Das belegen auch die Nummern unter manchen der Steine, welche GoBricks und auch Xingbao als Hersteller zugeordnet werden konnten – es dürften aber noch mehr Hersteller mit ihm Boot gewesen sein. Im eigenen Shop gibt MCM Hersteller wie CaDA, Kazi, Linoos, Qman, Sembo, Wange, Winner und Xingbao als „Lieferanten“ an. Bei so vielen Produzenten eine wirklich einheitliche Farbgebung zu erhalten ist im Grunde unmöglich, was das vorliegende Set mehr als verdeutlicht.
Darüber hinaus war das Set nicht wirklich komplett, am Ende blieben zwar eine Hand voll Teile übrig, auf der anderen Seite fehlten einige wichtige, wie zwei 1 × 1 Plates in Grau, zwei schwarze 1 × 8 Plates, zwei 1 × 1 Bricks in Rot sowie die beiden bereits angesprochenen Kupplungen. An anderen Stellen wurden fehlerhafte Teile verpackt, wie die zu großen Fenster, die nicht in die dafür vorgesehenen Rahmen passten. Die ganzen fehlenden bedruckten Teile, welche zwar in der Bauanleitung und den Produktbildern angeführt sind, sollen ebenfalls nicht verschwiegen werden.
Fazit
So sympathisch die Idee hinter dem von Magiccubemall verfolgten Projekt ist – Anspruch und Ergebnis klaffen zumindest beim „Gasthaus des Kreuzritter“ meilenweit auseinander. Das fängt bereits mit der Anleitung an, welche in der vorliegenden Form nicht hätte veröffentlicht werden dürfen. Hier reiht sich ein Logikfehler an den anderen, darüber hinaus ist die Auflösung so gering, dass gerade bei Bauschritten mit vielen verschiedenen zu verbauenden Teilen insbesondere kleine Steine im Vorschaufenster nicht mehr zu erkennen sind – hier hilft auch eine Vergrößerung nicht mehr. Somit geraten viele Bauschritte zur Ratenummer. Oftmals ist nicht zu erkennen, an welche Position welche Teile genau geklemmt werden sollen, da diese durch andere Steine verdeckt werden.
Unnötig sind auch die vielen Logikfehler, die sich entweder in einer suboptimalen Reihenfolge oder in generellen Konstruktionsfehlern zeigen. Hier wird es dem Baumeister nur unnötig schwer gemacht. Viele Dinge funktionieren am Ende überhaupt nicht, wie unter anderem das Vordach im ersten Stockwerk, welches sich aufgrund der zu hohen Mittelmauer nicht eben aufsetzen lässt.
Während des Aufbaus müssen Baumeister schon sehr viel Durchhaltevermögen und Geduld aufbringen, um bis zum letzten Stein zu gelangen. Und wenn nicht, können diese das Set nicht mal als Steinelieferant nutzen, da deren Qualität ebenfalls alles andere als dem Preis entsprechend ist. Die Klemmkraft geht dabei größtenteils noch in Ordnung, aber die Beschaffenheit der Steine lässt für den anvisierten Preis sehr zu wünschen übrig. So sind diese in den meisten Fällen mit Schlieren sowie Kratzern versehen und wirken irgendwie stumpf. Auch die Farbgleichheit muss kritisiert werden, die selbst bei gleichen Steinen nur selten gegeben ist. Das wird vor allem bei den roten Steinen, welche größtenteils für die Wände verwendet werden, deutlich. Aber auch bei anderen Farben ist dies zu erkennen. Das passiert, wenn auf zu viele verschiedene Lieferanten gesetzt wird.
Die Konstruktionsfehler wirken sich zudem auf das fertige Modell aus, welches an einigen Stellen nur eine dürftige Stabilität aufweist, auch die einzelnen Module lassen sich nur mit starken Nachbesserungen aufeinandersetzen. Bespielbar ist das Modell auf keinen Fall, Kinder werden keinen Spaß an sich immer wieder lösenden Teilen haben.
Die ganze Entwicklung ist irgendwo sehr zu bedauern, da das Set von der Idee und der generellen Gestaltung einiges an Potential bietet. So sind der Keller, die Gaststube sowie der Schlafraum generell schön gestaltet und eingerichtet, auch wenn nicht komplett gefliest. Doch am Ende summieren sich die Fehler so stark, dass der verlangte Preis dem gelieferten überhaupt nicht entspricht. Zum Vergleich: Für bereits rund 100 Euro erhalten Baumeister den Music Store (Review) von Happy Build, welcher bei identischer Teilezahl komplett mit GoBricks-Steinen, einer sehr guten gedruckten Bauanleitung und viel Bauspaß daherkommt. Ähnliches gilt für den Blumenladen von Xingbao (Review), welcher für rund 130 Euro zu erstehen ist. Selbst das Boutique-Hotel von Lego mit ähnlicher Teileanzahl wird 50 Euro günstiger verkauft – bei deutlich höherer Qualität. Bei seinen Preisen kann MCM auch nicht mehr mit der angeblich fairen Entlohnung der Designer argumentieren. So kann am Ende vom Kauf nur abgeraten werden.
Anmerkung zum Review
Das Gasthaus des Kreuzritter wurde Just Bricks freundlicherweise von Magiccubemall für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Das Gasthaus des Kreuzritter von Magiccubemall
Magiccubemall – Das Gasthaus des Kreuzritter im Review – Slideshow
Magiccubemall - Das Gasthaus des Kreuzritter im Review
- Bauanleitung auf USB-Stick
- schön eingerichtete Räume
- sehr schlecht ausgearbeitete Bauanleitung mit geringer Auflösung sowie oftmals falscher Reihenfolge und Konstruktionsfehlern
- durchwachsene Steinequaltät
- suboptimale Farbgleichheit
- deutlich zu hoher Preis für das Gebotene
- kann am Ende nicht einmal als Teilespender dienen
- Räume nicht gefliest