Die große Feuerwehrstation von Qman kann auf den ersten Blick als zu einfach gehalten sein und dadurch etwas überteuert wirken. Dass dem nicht so ist, wird schnell beim Aufbau deutlich – ist das fertige Modell doch groß und bietet hohen Spielspaß. Dennoch hätte Qman bei diesem an manchen Stellen etwas großzügiger agieren können, dafür lässt es sich sehr einfach ausbauen.
Das Modell
Das Set der aktuellen Feuerwehrstation aus der MineCity-Reihe von Qman erreicht den freudigen Klemmbauer, nachdem er rund 50 Euro auf den realen oder virtuellen Verkaufstresen gelegt hat. Dafür erhält dieser einen recht großen Karton, welcher 693 Teile und 5 Figuren beinhaltet. Den Inhalt verpackt Qman in 7 Tüten, wobei sich diese noch einmal in 6 Bauabschnitte unterteilen. Die benötigten Klarsichtteile werden seitens des chinesischen Herstellers jedoch nach wie vor nicht separat geschützt verpackt, sondern finden sich in den Tüten der entsprechenden Abschnitte wieder.
Die beiliegende Anleitung, auf die im nächsten Abschnitt genauer eingegangen wird, liegt unter den Steintüten und wirkt durch diese etwas „abgeschuppt“, ist aber frei von Beschädigungen. Im Gegensatz zu der sich eher an Erwachsene richtende und etwas höherpreisigen Marke Keppley aus gleichem Hause beinhaltet das Set, einmal von den Figuren abgesehen, keine Prints – alle grafischen Elemente werden per Aufkleber realisiert. Diese liegen jedoch sehr gut geschützt in der Anleitung. Auch hier lernen die alternativen Hersteller immer mehr hinzu.
Die Anleitung
Qman gibt das Mindestalter für einen selbstständigen Aufbau des Sets mit 6 Jahren an. Entsprechend einfach ist auch die Anleitung aufgebaut. Das beginnt damit, dass im angezeigten Kasten für die im jeweiligen Bauschritt benötigten Teile, wenn die Größe nicht sofort ersichtlich ist, entsprechende Angaben gemacht werden. So wissen auch die kleinen Baumeister sofort, welche die richtigen Teile sind. Die Anzahl der verarbeiteten Teile pro Schritt belaufen sich dabei im fortschreitenden Bauverlauf auf rund 10 Steine, nur selten deutlich mehr. Dennoch verbleibt während des gesamten Aufbaus alles in einem übersichtlichen Rahmen. Größere Segmente werden zudem in kleinen Zwischenbauschritten angezeigt, die ebenfalls leicht zu verstehen sind.
Darüber hinaus greift Qman zur verständlicheren Darstellung auf das Prinzip der Reduktion zurück, was nach wie vor bedeutet, dass nur neue Teile in ihrer vollen Deckkraft angezeigt werden. Im Gegensatz zu anderen alternativen Herstellern stellt Qman bereits verbaute Inhalte nicht völlig farbentleert, sondern lediglich abgeschwächt dar. Die Darstellung wirkt etwas pastellfarben, bietet Baumeistern dadurch jedoch eine gute Orientierung für die Positionen, an denen neue Teile angeklemmt werden sollen.
Die Druckqualität der Anleitung ist sehr hoch, Linien erscheinen wesentlich feiner aufgelöst als es unter anderem beim dänischen Marktführer der Fall ist – was ebenfalls zur besseren Orientierung beiträgt.
Der Aufbau
Der Aufbau des Sets beginnt mit dem Zusammensetzen der 5 Minifiguren, welche sich in ihren Einzelteilen in der ersten Tüte befinden. Das ist im Grunde der einzige Punkt im kompletten Bauvorgang, bei den Kinder die helfende Hand eines Erwachsenen benötigen, um die ganzen Hände, Arme und Körper zusammenzusetzen. Auch ein gestandener Baumeister wird die anschließenden 15 Minuten in seinen Fingerkuppen spüren. Darüber hinaus gilt es darauf zu achten, dass die Arme an ihre richtigen Stellen – links und rechts – angebracht werden.
Nicht ohne Grund
Manch einer wird jetzt fragend anmerken, warum Qman bei einem Kinder-Set die Figuren nicht direkt zusammengebaut ausliefert. Das hat etwas mit der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Qman in Form von Steingemachtes und Lego zu tun. Lego genießt den Markenschutz auf seine Minifigur nur auf diese als Ganzes, also komplett zusammengebaut – die Einzelteile selbst sind dagegen nicht geschützt. Dadurch versucht sowohl Steingemachtes als Importeur wie auch Qman als Hersteller einer vermeintlich von Lego gesehenen Rechteverletzung zuvorzukommen. Ob dies gelingt, wird die zukünftige rechtliche Auseinandersetzung der Parteien zeigen.
Das ist aber nicht der einzige Punkt, auf den es in Sachen Minifiguren aufmerksam zu machen gilt: Aufgrund der genannten Auseinandersetzung hat Qman seine Sets für den europäischen Markt mit den bereits vor geraumer Zeit von Thorsten Klahold, Geschäftsführer der Steingemachtes GmbH und Generalimporteur von Qman für Deutschland, angekündigten neuen Minifiguren versehen. Diese sind im Stil der Cherry- und Princess-Leah-Reihe gehalten. Somit besitzen diese zwar noch ihre, in der Klemmbausteinwelt sehr wohlwollend angenommenen, „Bubble-Heads“, der schlankere Körper unterscheidet sich jedoch deutlich von den bisherigen verkauften Figuren. Der größte Unterschied dabei: Die neuen Exemplare lassen sich nur noch stehend aufnoppen, nicht mehr sitzend. Damit wird natürlich ein nicht geringer Teil der Bespielbarkeit eingebüßt, darüber hinaus lassen sich die Beine nicht mehr einzeln bewegen. Weitere Unterschiede finden sich in den Händen, bei denen die Daumen mittig angebracht sind und die Hände damit neutral zu verwenden sind – also für links und für rechts.
Große Teile für ein großes Gebäude
Der Zusammenbau der Feuerwehrstation beginnt mit dem rechten Flügel, welcher dem Anschein nach die Leitstelle und die Mannschaftsräume beherbergt. So genau kann das nicht festgestellt werden, da die Einrichtung als rudimentär zu bezeichnen bereits eine Aufwertung darstellen würde. Der Aufbau selbst sollte auch für junge Baumeister im angegebenen Mindestalter kein Problem darstellen, da vornehmlich größere Teile verbaut werden.
Dennoch tritt hierbei ein bereits in der Vergangenheit immer wieder beobachtetes Problem seitens Qman zutage: Manche größeren Steine oder Platten weichen auf eine längere Distanz von den Abständen zwischen den einzelnen Noppen ab, was sich in der Menge summiert. So wird im zweiten Bauabschnitt die Garage des Feuerwehrwagens gebaut, bei dem auf der 10 × 20 Noppen großen Grundplatte vier 2 × 8 Noppen große Fliesen aufgeklemmt werden und die dafür sorgen, dass sich die Platte an den Enden hochbäumt. Das Ganze gibt sich zwar im weiteren Verlauf mit dem Aufbringen der nächsten Etage, setzt die ganze Konstruktion jedoch unter Spannung. Hier muss Qman noch an der Feinheit seiner Gussformen arbeiten.
Nachdem die Garage in ihrer grundlegenden Form gebaut wurde, wird diese mit dem vorher zusammengesetzten Flügel verbunden. Über die dadurch geschaffene Freifläche auf der Empore werden über die nächsten Schritte hinweg ein weiterer Raum sowie ein kleiner Balkon gebaut. Darüber hinaus gesellen sich zu dem bereits Gebauten viele Verzierungen, welche das Gebäude nicht mehr so einfach wirken lassen.
Zu guter Letzt wird das Dach mit dem Landeplatz der Drohne gebaut sowie letzte Elemente wie die herunterklappbare Treppe an der linken Seite, einige Leuchten sowie Antennen angebracht. So ist die Feuerwehrstation von Qman nach rund 2 Stunden fertiggestellt. Als letzte Amtshandlung wird noch der Feuerwehrwagen gefertigt, welcher eine Löschkanone mit einem kleinen Reservoir an deren Ende verfügt und dadurch auch echtes Wasser verspritzen kann – wenn auch aufgrund eines fehlenden Tanks nicht viel. Dabei hat Qman an der Schnur, welche den Löschschlauch darstellen könnte, gespart. Somit sieht die Rolle recht leer aus. Für das Vehikel sollten zum Schluss noch einmal rund 20 Minuten eingeplant werden.
Qualität der Steine
Die Teilequalität ist wie von Qman gewohnt über sehr viele Bereiche sehr gut. Probleme gibt es, wie bereits angemerkt, nach wie vor bei längeren Teilen, bei denen die Abmessungen nicht immer zu 100 Prozent übereinstimmen. Da das Modell recht „luftig“ gebaut ist, kann dieses Problem einigermaßen ausgeglichen werden, sodass sich die daraus entstehenden Spannungen gut verteilen und abbauen lassen.
Die Klemmkraft ist über jeden Verdacht erhaben, gleiches gilt für die Farbgleichheit. Gegenüber den Steinen von Lego gibt es jedoch leichte Abweichungen. Die Oberflächen der Steine weisen ebenfalls nur die normalen Abnutzungen auf, wie sie nie gänzlich zu verhindern sind. Anders jedoch bei den Scheiben, die nach wie vor eine große Baustelle seitens des chinesischen Herstellers darstellen und deutlich sichtbare Kratzer und Schürfungen besitzen. Kinder dürften sich daran zwar weniger stören, andere Hersteller bekommen den Umstand jedoch aber besser in den Griff.
Die Aufkleber bieten vom Druck her ebenfalls eine hohe Qualität, auch ist die Trägerfolie nicht zu dünn gefertigt. Die Klebekraft könnte dagegen etwas höher sein.
Fazit
Die große Feuerwehr von Qman überrascht in vielen Bereichen. So erscheint diese auf den Produktbildern zunächst recht einfach, vielleicht sogar ein wenig zu „belanglos“ für den geforderten Preis – nicht wenige Baumeister würden dafür zumindest zwei Fahrzeuge oder einen zusätzlichen Hubschrauber erwarten. Dieser Eindruck ändert sich jedoch schnell beim Zusammenbau – zunächst vor allem deswegen, weil überwiegend größere Teile zur Verwendung kommen und die angegebene Teileanzahl dadurch in eine ganz anderes Licht rückt.
Darüber hinaus kann das Modell mit seiner Größe von 27 × 23 × 27 cm (L × B × H) auch als „Rohbau“ gesehen werden, welcher sich durch seine Konstruktion sehr leicht ausbauen lässt. So könnte hinter der Station ein Fuhrpark angelegt werden, welcher über die durch eine Schranke abgetrennte Zufahrt erreicht werden kann. Dieser würde sich mit den beiden separat erhältlichen Feuerwehrwagen W12013 und W12012 oder den vier Minifahrzeugen W12011 leicht erstellen und das Modell dadurch sinnvoll erweitern lassen.
Bei der Innenausstattung hätte sich Qman dennoch großzügiger zeigen können – eine richtige Einsatzzentrale mit einem Schreibtisch, Computer, zusätzlichen Monitoren und vielleicht sogar einer Kaffeemaschine wäre sicherlich in den Augen vieler Baumeister Pflicht gewesen.
Wenn auf der anderen Seite aber ein Blick auf den dänischen Marktführer, welcher in vielerlei Hinsicht immer noch als Referenz angeführt wird, mit seiner aktuellen Feuerwehrstation (60320) geworfen wird, wird schnell deutlich, dass der Käufer bei Qman doch mehr für sein Geld bekommt. So besitzt die Lego-Variante zwar neben dem Fahrzeug auch einen Helikopter, jedoch fällt sie trotz des höheren UVP von rund 60 Euro insgesamt mit 540 Teilen sichtbar kleiner aus. So ist die Station des Marführers selbst auch merklich einfacher gehalten. Und auch wenn Lego dieser zumindest ein Teil des neuen Straßensystems spendiert hat, hat der Hersteller an einer zumindest Teilbefliesung der Garage zum einfacheren Ein- und Ausfahren des Feuerwehrwagens gegeizt. Darüber hinaus ist bereits in den Produktbildern deutlich zu erkennen, dass bei der dänischen Variante größtenteils kleinere Teile Verwendung finden. Im direkten Vergleich kann sich die Feuerwehrstation von Qman somit mehr als behaupten.
Hoffnung auf rechtliche Klärung
Auf weniger Gegenliebe dürften bei Kindern die neuen Figuren stoßen, bei denen aber immer bedacht werden muss, dass diese aus der Not heraus geboren sind, um weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem dänischen Marktführer den Nährboden zu entziehen. Es bleibt abzuwarten, ob eine gerichtliche Bewertung dazu führt, dass die eigentlichen und von nicht wenigen Baumeistern als deutlich schöner bewerteten Figuren eines Tages wieder ihren Weg zu den hiesigen Händlern finden werden.
In Sachen Steinequalität gibt es Licht- wie auch Schattenseiten. Die Steine selbst weisen, was die Klemmkraft, die Farbgleichheit sowie die Oberflächenbeschaffenheit angeht, grundsätzlich erst einmal eine gute Qualität auf, Probleme bereiten nach wie vor die Fenster und Scheiben. Aber auch an den Maßen der längeren Teile muss Qman feilen, diese stimmen untereinander nicht immer zu 100 Prozent überein – auch wenn die Unterschiede beim vorliegenden Modell eher weniger zum Tragen kommen. Die Aufkleber sind ebenfalls von guter Qualität, obwohl beim geforderten Preis durchaus die Frage gestellt werden kann, ob hier nicht schon Prints angebracht wären.
Am Ende dürften die geforderten 50 Euro das eine oder andere Elternteil für einen Kauf sicherlich noch einmal zum Nachdenken bringen, dennoch kann bei der Feuerwehrstation von Qman bedenkenlos zugegriffen werden.
Anmerkung zum Review
Der große Feuerwehrstation W12014 wurde Just Bricks freundlicherweise von Steingemachtes für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der große Feuerwehrstation W12014 bei Steingemachtes
Qman W12014 – Große Feuerwehrstation im Review – Slideshow
Qman W12014 - Große Feuerwehrstation im Review
- schönes, großes und stabiles Modell, auch wenn es auf den ersten Blick recht einfach wirkt
- viele große Teile
- kann einfach erweitert werden
- gute Steinequalität
- leicht verständliche Anleitung
- günstiger Preis
- Fenster weisen teilweise Kratzer auf
- Innenausstattung hätte größer ausfallen können
- keine Prints
- Figuren sitzend nicht aufnoppbar