Der Triumphbogen von Paris von Wange ist ein Set mit Licht und Schatten. Mit diesem erhält der Käufer viel Bauspaß und ein großes Modell, die sonst vom Hersteller bekannte Detailverliebtheit kommt jedoch ein wenig zu kurz – an einigen Stellen kommt das Gefühl auf, Wange hat vor allem auf Sparen von Material gesetzt.
Das Original
Der Triumphbogen von Paris, genauer der Triumphbogen des Sterns (Arc de Triomphe de l’Étoile), blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Diese begann im Jahr 1806, als der damalige französische Kaiser Napoleon I. den Auftrag für das Bauwerk nach der Schlacht von Austerlitz zur Feier seiner Siege erteilte. Am 15. August begannen die Arbeiten mit der Grundsteinlegung, wobei es mehr als zwei Jahre dauerte, alleine das Fundament für das Bauwerk zu legen. Weitere zwei Jahre später waren die vier Pylone, welche die spätere Aussichtsplattform tragen, gerade einmal einen Meter hoch gebaut. Durch den Tod des zuständigen Architekten Jean-François Chalgrin im Januar 1811sowie der Abdankung Napoleons am 6. April 1814 ruhte der Bau für fast eine Dekade. Erst mit Louis XVIII. und unter der Führung des neuen Architekten Héricart de Thury wurde eines der späteren Wahrzeichen von Paris 1824 weitergebaut – wenn auch anders als zunächst geplant. 1830 entschied König Louis-Philippe jedoch, den Bau nach den Vorstellungen Napoleons im Stil der antiken römischen Architektur fertigzustellen, zu denen auch der figurative Schmuck gehört. 1836 wurde schließlich der Bogen vollendet.
Heute steht das Wahrzeichen von Paris im Zentrum des „Place Charles de Gaulle“ am westlichen Ausläufer der „Avenue des Champs-Élysées“, von dem zudem zwölf Straßen sternförmig ausgehen. Darüber hinaus ist es Teil der „historischen Achse“, einer Reihe von Monumenten und großen Straßen, die aus Paris herausführen. Da der Platz, auf dem der Triumphbogen steht, von Straßen umgeben ist, können Besucher diesen nur durch eine Unterführung erreichen.
Bedeutung hat das 49,54 m hohe, 44,82 m breite sowie 22 m tiefe Bauwerk besonders durch das Grabmal des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gewonnen. Durch dieses soll den Toten gedacht werden, die nie identifiziert wurden. Aber auch wegen seiner vier großen Reliefs in Form der Figurengruppen „Der Auszug der Freiwilligen 1792“, „Der Triumph Napoleons 1810“, „Der Widerstand 1814“ und „Der Frieden von 1815“ ist das Bauwerk berühmt. Im Inneren des Wahrzeichens werden zudem 660 Namen von französischen Militärs, meist Generäle, aufgeführt. Die Gefallenen werden durch einen Unterstrich gekennzeichnet. Darüber hinaus werden 158 Schlachten aufgeführt, die 30 bedeutendsten Schlachten Napoleons sind dabei zuoberst angebracht.
Das Modell
Die Miniatur-Version des Triumphbogens von Wange ist hierzulande für rund 50 Euro erhältlich. In dem 30 × 45 × 9 cm (B × H × T) großen Karton werden dem interessierten Käufer 1.401 Steine übergeben, die zudem in 12 Tüten verpackt sind – was 116 Steine pro Tüte bedeutet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern von Klemmbaustein-Sets ist das ein recht guter Wert.
Wange hat vor geraumer Zeit damit begonnen, auch ältere Sets mit einer Unterteilung in Bauabschnitten zu versehen, was auch beim Triumphbogen der Fall ist. Eine Kennzeichnung dafür, zum Beispiel über eine neue Set-Nummer, lässt der chinesische Hersteller jedoch vermissen, womit der Käufer in den meisten Fällen nicht weiß, welche Variante er gerade erworben hat. Im vorliegenden Fall ist dies jedoch möglich: So besitzt das neuere Set mit 1.399 Teilen zwei Einheiten weniger als das vorliegende Set, bei dem es sich noch um die unveränderte Umsetzung handelt. Die Frage, wo jetzt genau der Unterschied liegt, kann aufgrund des Fehlens eines Vergleichssets nicht beantwortet werden. Die fehlenden Abschnitte bedeuten dabei vor allem: Viel Platz für das Sortieren der vornehmlich in Sandfarben, Dunkel- und Hellgrau vorhandenen Steine schaffen.
Weiter finden sich im Karton die 6 Segmente der Grundplatte sowie die Bauanleitung.
Die Anleitung
Die mit den von Wange gewohnten Maße nah dem DIN-A4-Format versehene Anleitung bringt es bei 32 Seiten auf 40 Bauschritte. Das bedeutet, dass in einem Bauschritt im Durchschnitt rund 35 Teile verbaut werden.
Im Gegensatz zu den neueren Architektur-Sets von Wange wird beim vorliegenden nicht das dem Modell zugrundeliegende Original in größerer Weise vorgestellt, lediglich auf der Rückseite liefert Wange ein paar Informationen zum Triumphbogen und seiner Geschichte – ein deutlicher Unterschied zu neueren Modellen. Somit beginnt der Aufbau des Sets direkt auf der ersten Innenseite.
Beim Aufbau der Anleitungen ist sich der chinesische Hersteller schon damals treu geblieben und die aktuellen Sets zeigen, dass sich seit damals auch nicht viel geändert hat. Die Darstellung greift wie heute auf die isometrische Perspektive zurück, welche nahezu über den ganzen Bauverlauf beibehalten wird. Das hat Vor- aber auch Nachteile: So findet sich der Baumeister schnell in der Darstellung zurecht, andererseits können Stellen, an denen neue Teile geklemmt werden sollen, von anderen verdeckt werden. Auch wenn bei den meisten Bauschritten rote Pfeile anzeigen, wo genau jeder Stein hingesetzt werden soll, muss nicht selten einfach geraten werden oder der Baumeister wartet, bis das Modell doch einmal gedreht wird – was aber oftmals nicht angezeigt wird.
Wange setzt auch bei dem Modell auf das Prinzip der Reduktion, was bedeutet, dass nur die neuen Teile in ihrer vollen Deckkraft angezeigt werden – bereits Gebautes wird komplett in Weiß dargestellt. Bei anderen Bauwerken kann diese Darstellungsweise vor allem bei Neulingen für Orientierungsprobleme sorgen, bei einem Modell, bei dem überwiegend sandfarbenene Steine verwendet wird, kann die Vorgehensweise jedoch von Vorteil sein und entsprechende Stellen besser erkennbar machen. Werden größere Segmente verbaut, werden diese darüber hinaus in Zwischenschritten angezeigt.
Die für jeden Bauschritt benötigten Teile werden über der eigentlichen Darstellung angezeigt. Teile, bei denen ungeübtere Baumeister die Größe schnell falsch einschätzen können, werden diese zusätzlich mit der Noppenanzahl angezeigt.
Der Aufbau
Der Bau beginnt nach rund 45 Minuten des Sortierens, wie bei Wange üblich, mit dem Zusammensetzen der Grundplatte, bei der sechs Teile die Grundfläche bilden, auf der das Modell des Triumphbogens von Paris errichtet wird. Beim vorliegenden Set waren jedoch einige der Segmente an den schräg abfallenden Kanten zerkratzt, die richtige Anordnung und die damit verbundene Ausrichtung konnte zumindest eine fast fehlerfreie Vorderseite hervorbringen.
In den ersten Bauschritten werden die vier Pylone gebaut, welche im Grunde spiegelverkehrt zu den anderen geklemmt werden. Wichtig ist hierbei, die ersten Grundsteine an die richtigen Stellen zu setzen – ist dies nicht der Fall, lässt sich der spätere Bogen nicht anbringen. Ist dies vollbracht, müssen in den nächsten Bauschritten nur die richtigen Steine gesucht und gemütlich aufeinandergestapelt werden.
Manches doch erst später
Direkt zu Anfang sollen zudem die obligatorischen Ketten an den Ecken der Grundplatte sowie das Namensschild des Modells angebracht werden. Es sei an dieser Stelle aber empfohlen, die drei Segmente erst zum Schluss des Modells anzubringen – in diesem frühen Baustadium könnten diese bei ungeübteren Baumeistern das eine oder andere Mal im Wege sein.
Die nächsten fünf Seiten werden dann die Pylone weiter in die Höhe gebaut, wobei diese zwar immer wieder durch eine Reihe grauer Plates umringt werden, aber bis dahin nicht gänzlich stabil sind. Der Vorteil, dass im Grunde an jedem Pfeiler die gleichen Bauschritte verrichtet werden, besteht darin, dass Baufehler in den meisten Fällen sofort auffallen dürften – eben dann, wenn die erwartete Symmetrie keine solche mehr ist.
Figuren statt Reliefs
Danach kommt zumindest ein wenig Abwechslung auf wenn die vier Figuren gefertigt werden, welche die bereits beschriebenen vier großen Reliefs repräsentieren sollen. Dies entfernt das Bauwerk zwar ein wenig vom Original, das Noppenraster dürfte einer feineren Umsetzung jedoch im Wege gestanden haben – bedruckte Fliesen hätten jedoch eine Alternative darstellen können, wie zum Beispiel bereits beim Brandenburger Tor von Wange (Review). Beim Bauen der Figuren sollte auf die richtige Verteilung des Speers und des Säbels geachtet werden – letzterer muss immer zur Bauwerkmitte angebracht werden.
Bereits zu diesem Zeitpunkt wird deutlich, dass Wange hier vor allem auf den äußeren Schein achtet statt auf die bekannte Detailverliebtheit. So ist das Bauwerk im Inneren hohl gefertigt, die Tafeln, die an dieser Stelle das Original schmücken, sind nicht vorhanden. Mehr noch: Wange setzt bei seiner Variante vor allem auf eine Leichtbauweise mittel Panels, statt massiver Steine. Sind die Pylone fertiggestellt, werden die Bordüren, welche jeden Pfeiler oben zieren, durch graue Fliesen angedeutet. Anschließend werden die Verbindungssteine gesetzt, auf die dann der im Original 29,19 m hohe und 14,62 m breite Torbogen angebracht wird. Danach wird mittels diverser Plates in Form einer Art Ringanker das nun entstandene linke und rechte Segment stabilisiert. Damit ist, zumindest an der Anzahl der Bauschritte gemessen, die erste Hälfte des Aufbaus nach rund 90 Minuten abgeschlossen.
In den nächsten Bauschritten werden die sechs Flachreliefs, die jeweils berühmte Schlachten zeigen, über den Figuren und an den Seiten gebaut. Warum Wange hier auf meist als Bratpfannen genutzte Teile zurückgreift, können nur die Designer erklären. Darüber hinaus ist der Unterbau der Aussichtsplattform bis dahin noch recht wackelig auf den Beinen, was sich aber mit der Reihe an Verzierungselementen, welche bereits in verschiedenen Sets von Wange zum Einsatz kamen, so unter anderem zur Realisierung der Arkaden beim Parlamentsgebäude von Ottawa (Review), etwas bessert. Richtig stabil wird das Modell jedoch erst mit dem Aufbringen von 42 grauen und 2 × 3 Noppen großen Plates sowie einer weiteren Lage sandfarbenen Plates und Fliesen.
Noch einmal kleine Steine
Als letzter Akt wird die Besucherplattform mit ihrer Mauer und Verzierungen sowie dem offenen Bereich auf dem Dach des Triumphbogens gebaut. Hier ist erneut ein wenig Feinarbeit gefragt, wenn 76 graue 1 × 1 Brick Modified mit Noppe an der Seite auf den Rand gesetzt werden sollen. An diese werden dann seitlich weitere Plates zur Verzierung angebracht, bevor auch das Konstrukt mit einem Ringanker aus 3 Lagen Plates stabilisiert wird. Anschließend müssen unter anderem noch eine Reihe 1 × 4 Bricks sowie noch einmal 16 graue kleine Brick Modified mit seitlicher Noppe, nur dieses Mal in Sandfarben, zusätzlich aufgesetzt werden. Noch hier und da ein paar runde 2 × 2 und 1 × 2 Noppen große, dunkelgraue Fliesen als Gestaltelemente angebracht und schon kann das Dach mit dem angedeuteten Ausgang für Besucher aufgesetzt werden. Zuletzt die Brüstung aufgeklemmt und das Modell ist nach insgesamt rund 4 Stunden fertiggestellt.
Qualität der Steine
Die Qualität der Steine fällt in das für Wange bekannte Schema. So ist die Klemmkraft hoch und auch die Farbgleichheit gibt keinen Grund zur Kritik – wenngleich die genutzten Farben nicht zur Gänze mit denen des Marktführers übereinstimmen. Das größere Problem stellen jedoch die vielen sichtbaren Gussnasen dar, welche sich oftmals an ungünstigen Stellen befinden und sich nicht immer verstecken lassen. Dank der hellen Farbe sind diese zwar nicht sofort sichtbar, einem genaueren Blick können diese aber nicht standhalten.
Fazit
Beim Triumphbogen von Paris veräußert Wange ein Set mit Licht und Schatten. Das bei der Rasterung und der Modellgröße Details auf der Strecke bleiben, sollte jedem Baumeister klar sein. Dennoch wirft das Set Fragen auf. Warum werden die im Original an den Pylonen angebrachten Reliefs im Modell mit Figuren dargestellt? Drucke wären hier sicherlich die bessere Wahl gewesen. Gleiches gilt für die sechs darüber angebrachten Verzierungen – wieso die Designer hier auf Bratpfannen zur Darstellung zurückgegriffen haben wäre auch interessant zu wissen.
Darüber hinaus geht der Hersteller an manchen Stellen dann doch etwas zu geizig mit der Steineanzahl um. So ist das Innere hohl gelassen, wo beim Original nachweisbar Wände sind. Auch der Vorbau aus Panels, auf denen die vier Figuren stehen, hätte mit normalen Steinen gefertigt werden müssen. Auf der anderen Seite eignet sich das Set, aufgrund des einfachen Zusammenbaus, sehr gut für Anfänger in dem Bereich, welche nicht stundenlang an einem Segment klemmen möchten.
Die Anleitung ist für Wange-Verhältnisse sogar noch einfach gehalten, auch die Anzahl der zu verbauenden Teile hält sich die meiste Zeit in Grenzen. Somit eignet sich das Set auch in dieser Hinsicht für Anfänger.
Die Steinequalität fällt ebenfalls weitestgehend gut aus, Klemmkraft und Farbgleichheit sind nicht zu beanstanden. Anders sieht es mit den Gussnasen aus, welche bei vielen Steinen an ungünstigen Stellen sitzen und daher nicht immer zu kaschieren sind.
Bei all der Kritik sollte eines jedoch nicht vergessen werden: Die vom dänischen Marktführer im August 2017 veröffentlichte Variante des Arc de Triomphe de l’Étoile wurde seinerzeit mit einem UVP von 34,99 Euro angepriesen – bei 386 Teilen. Selbst wenn der Straßenpreis den einen oder anderen Euro darunter lag, bekommt der Käufer bei Wange mit 1.401 Teilen bei rund 50 Euro bei gleich guter Steinequalität, aber wesentlich längerem Bauspaß, deutlich mehr – von dem weit detaillierteren finalen Modell einmal abgesehen, welches jedoch selbst Luft nach oben besitzt.
Anmerkung zum Review
Der Triumphbogen von Paris von Wange wurde Just Bricks freundlicherweise von Steingemachtes für diesen Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Der Triumphbogen von Paris von Wange bei Steingemachtes
Wange 5223 – Der Triumphbogen von Paris im Review – Slideshow
Wange 5223 - Der Triumphbogen von Paris im Review
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- gute Steinequalität
- verständliche Anleitung
- Gussnasen an ungünstigen Stellen
- Modell hätte etwas detaillierter sein können
- an manchen Stellen wurden zu viel Steine gespart