Mit der Food-Court-Serie hat Sluban eine Reihe mit kleinen Verkaufsständen geschaffen, welche ein Stadtszenario sichtbar aufwerten dürften. Spielbar ist das French-Fries-Set jedoch nur bedingt, auch der Aufbau setzt bei Kindern eine hohe Frust-Grenze voraus.
Die neue Serie ziert unter anderem einen Hamburger-Verkaufsstand, einen Eisstand, einen Süßwarenladen, sogar ein Sushi-Stand wurde ins Programm aufgenommen. Der hier vorgestellte Verkaufsstand für nach französischer Art frittierten Erdäpfel (manche mögen die belgische Variante bevorzugen) wird aus insgesamt 320 Teilen gefertigt und dürfte bei den meisten Händlern für rund 19 Euro angeboten werden. Wie alle Bauwerke lässt sich auch das getestete Modell im fertigen Zustand aufklappen und gibt den Blick auf sein, wenn auch enges, Innenleben in Form diverser Geräte frei.
Der Aufbau
Die größtenteils in den Farben Rot und Gelb vorhandenen Teile werden seitens Sluban in fünf Tüten verpackt, das obligatorische Vorsortieren ist nach zehn Minuten schnell abgehandelt. Dem Set liegen fünf Aufkleber bei, Prints sind keine vorhanden. Direkt nach dem Auspacken fällt auf, dass die Steine des Sets stärker glänzen als die Exemplare des dänischen Marktführers. Dies kann in mancher Augen für einen weniger wertigen Eindruck sorgen.
Leicht verständliche Anleitung
Die Anleitung beinhaltet 42 Bauschritte und ist leicht verständlich. Diese folgt dem von vielen Anbietern genutzten Prinzip, dass neue Teile farbig, bereits Verbautes jedoch farblos dargestellt wird. Der Aufbau beginnt mit den dazugehörigen Figuren in Form des Verkäufers und des Kunden.
Sluban gibt für das Set ein Mindestalter von sieben Jahren an, doch gerade diese Altersgruppe dürfte bereits bei den Figuren auf unlösbare Probleme stoßen – nämlich dann, wenn die kleinen Hände der Figuren in die Arme gesteckt werden sollen. Ebenfalls weniger optimal ist das Aufsetzen des Rucksacks bei einer der Figuren gelöst – um diesen richtig anlegen zu können müssen beide Arme vom Oberkörper herausgetrennt und später wieder angesteckt werden.
Generell sind die Figuren von Sluban etwas anders aufgebaut als die von Lego. Der Oberkörper wird dabei nicht hauptsächlich durch Pins von oder auf den Beinen gehalten, sondern wird mittels des langen Halses zwischen Kopf und Beine eingeklemmt. Die Stabilität des Konstruktes ist sehr gut und als weiterer Unterschied kann der Kopf mehr bewegt werden.
Die Anforderungen steigen
Im weiteren Bauverlauf wird es jedoch auch an anderen Stellen kniffelig, gerade von Kindern wird dabei nicht wenig Fingerspitzengefühl abverlangt. Spätestens bei den abgerundeten und schräg verlaufenden Seitenteilen oder den grauen Innenteilen, welche Fritteuse und Saucenspender andeuten sollen, ist beim Zusammenbau eine hohe Frusttoleranz gefragt, da beide Bereiche schnell ein- beziehungsweise abbrechen können. Dies wird vor allem bei Kinderhänden nicht selten der Fall sein.
Gleiches dürfte den jungen Baumeistern bei den oben angedeuteten Fries (darf an der Stelle auch Pommes Frites geschrieben werden?) passieren, bei welchen auch erfahrenen Modellbauern beim Einsetzen eines gelben Stabes ein anderer ausbricht. Dies dürfte sich auch beim Bespielen weiter fortführen.
Ebenfalls Probleme dürften Kinder bei den Aufklebern bekommen, welche entweder nur knapp kleiner als der jeweilige zu beklebende Stein sind oder so klein ausfallen, dass Kinder diese nur schwer alleine aufbringen können. Darüber hinaus unterscheiden sich die Farben der roten und weißen Aufkleber sichtbar von den darunter liegenden Steinen.
Qualität der Steine
Dass Sluban in Sachen Steinequalität gehörig zugelegt hat, wurde schon im Review zum Space Erkundungsfahrzeug deutlich. Nimmt man den Klassenprimus Lego jedoch als Maßstab, hat Sluban noch einige Arbeit vor sich. Die Klemmkraft fällt zwar gut aus, könnte aber um einiges stärker sein.
Die Farbgleichheit bei den eigenen Steinen ist gut, nur bei optimalen Lichtverhältnissen sind leichte Unterschiede zu erkennen. Dies ist aber auch bei Lego nicht selten der Fall. Gegenüber dem dänischen Marktführer fallen im direkten Vergleich vor allem Rot und Gelb sichtbar dunkler aus, was das Mischen der Steine beider Hersteller ein wenig einschränkt. Kinder dürften sich daran jedoch nur wenig stören. Bei den silbergrauen Steinen hat Sluban jedoch wie viele andere Hersteller mit deutlichen Farbverläufen und Schlieren zu kämpfen.
Der transparente 2×1- und 2×2-Brick ist nicht komplett klar, aber auch nur ein wenig abgemattet und ohne Kratzer. Dafür ist die beigelegte Schrankscheibe sichtbar zerkratzt. Darüber hinaus hat der Hersteller auch mit den an manchen Stellen deutlich sichtbaren Gusspunkten zu kämpfen, womit sich dieser jedoch in guter Gesellschaft zu anderen Fertigern befindet. Vor allem lassen sich die genannten Stellen nur bedingt kaschieren, spätestens beim Aufklappen des Modells werden einige von ihnen wieder sichtbar.
Fazit
Trotz der Geduldsproben während des Aufbaus steht nach rund 90 Minuten ein schön anzusehendes Modell vor dem jungen oder älteren Bauherrn. Auch wenn es während des Bauvorganges lange Zeit nicht danach aussieht, erweist sich das Modell am Ende, von den Fries-Imitaten einmal abgesehen, als äußerst stabil. In Sachen Klemmkraft ist sicherlich noch Luft nach oben, dennoch muss in dieser Hinsicht die Entwicklung von Sluban gegenüber den älteren Sets positiv genannt werden. Die Farbgenauigkeit ist ebenfalls gut, auch wenn sich die Steine farblich leicht von denen von Lego unterscheiden. Unschön sind auch die teilweise deutlich sichtbaren Gusspunkte, welche sich nur bedingt verbergen lassen. Zum Spielen wäre es auch besser gewesen, das Innere des Verkaufsstandes nicht mit einer Fliese, sondern mit normalen Plates auszulegen, damit die Figur dort auch festgesteckt werden kann und nicht bei jeder Bewegung des Modells umfällt.
Das Mindestalter von sieben Jahren ist vom Hersteller zu optimistisch gewählt, einige Stellen werden jüngere Kinder nur mit Hilfe eines Erwachsenen umsetzen können. Das kann auch die leicht verständliche Anleitung nicht herausreißen.
Dennoch kann das Modell einen Blickfang bei jeder Klemmbausteinstadt darstellen, wenn nicht doch der Preis im Weg steht– 19 Euro könnten dem einen oder anderen Käufer am Ende etwas zu viel verlangt sein. Ein Preis von 15 Euro dürfte dagegen neue Pro-Argumente für einen Kauf liefern.
Anmerkung zum Test
Just Bricks wurde das M38-B705B – French Fries von Sluban freundlicherweise von Steingemachtes für den Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Sluban M38-B705B – French Fries im Review
- schön anzusehendes und stabiles Modell
- Blickfang für Stadtszenario
- gute Steinequalität
- verständliche Anleitung
- teilweise kniffeliger Aufbau
- Mindestalter zu jung gewählt
- nur bedingt bespielbar
- Gusspunkte oftmals deutlich sichtbar
- Farbverläufe bei silbergrauen Teilen
1 Kommentare
Therodon
Mein Sohn (6) war ziemlich schnell genervt beim Aufbau. Ist wie bei der Hamburger Bude aus der Serie eher etwas was man zusammen mit Kindern baut.
Bespielbar sind die Sets allerdings dann gut