Die London Underground Station ist ein schönes Set mit tollen Ideen und Umsetzungen, das für sehr viel Bauspaß sorgt. Überzeugend ist vor allem die Beleuchtung, die dem fertigen Modell eine besondere Atmosphäre einhaucht. Aber wo Licht ist, kann auch ein leichter Schatten fallen.
Das Modell
Das Set der Londoner U-Bahnstation setzt sich aus insgesamt 1.836 Teilen zusammen und ist derzeit für rund 83 Euro erhältlich. Die etwa 3 kg schwere Verpackung lässt bereits auf einen mit Bauspaß vollgepackten Karton schließen, auch wenn einer der beiden Innenkartons lediglich zur Hälfte gefüllt sein wird. Dafür hat sich CaDA bei der Gestaltung der Verpackung wieder etwas einfallen lassen und bildet auf dieser etwas ab, was dem Logo der englischen U-Bahn entsprechen soll, die 1863 offiziell ihren Dienst aufnahm und 2021 über 19.000 Mitarbeitern beschäftigte. Die leichte Abwandlung lässt darauf schließen, dass das Set keine offizielle Lizenz der London Underground Ltd. besitzt. Dies wird auch durch die auf den Produktbildern erkennbaren generischen Namensgebungen wie „Brickadilly Circus“ oder „Waterloo Railway“ verdeutlicht.
Wie bereits beschrieben, sind die für den Aufbau benötigten Teile in den bekannten zwei Kartons untergebracht, wobei dieses Mal sogar darauf geachtet wurde, die einzelnen Bauabschnitte beieinander zu halten. Die in zwei Hefte aufgeteilte Bauanleitung ist zwar zusammen mit dem 30 (!) Sticker umfassenden Aufkleberbogen in einem einzelnen Beutel verpackt, der sich jedoch auf dem Boden des Kartons wiederfand und durch das Gewicht der restlichen Steine stark gewellt wurde – geknickt ist aber nichts. Hier muss CaDA jedoch mehr Sorgfalt walten lassen. Die Anzahl der Sticker verdeutlicht zudem bereits beim Auspacken, dass das Set keine Drucke beinhalten wird.
Das Modell wird später eine Breite von 24 Noppen besitzen und reiht sich damit in Größenfragen bei den bereits auf Just Bricks vorgestellten Japan-Modellen (Review) vom Designer Tong Xin Jun, auch bekannt als „Exe Sandbox“ einreihen. Wie die genannten Modelle ist auch die U-Bahnstation mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Wie von anderen Sets gewohnt, muss auch dieses Mal der Baumeister selbst für die Stromversorgung sorgen. Der USB-Stecker ermöglicht jedoch den Anschluss an ein beliebiges Netzteil oder eine Powerbank. Eine weitere Möglichkeit besteht in den von einigen Herstellern mittlerweile angebotenen Batterie-Boxen, welche mit handelsüblichen Batterien oder Akkus bestückt werden und ebenfalls einen USB-Anschluss bieten.
Weiteres Modell von Tobias Thieme
Das Set der London Underground Station ist ein weiteres, von Tobias Thieme offiziell für CaDA gestaltetes Set, der sich bereits für den mit viel Lob bedachten Buckingham Palast (Review) verantwortlich zeichnete.
Die Anleitung
Weitere Parallelen zur Japan-Serie von CaDA ergeben sich bei der beiliegenden Bauanleitung. Erneut misst diese 21 × 18 cm und ist damit wieder recht kompakt gehalten. In ebenfalls zwei Hefte aufgeteilt führt diese auf 146 Seiten und in insgesamt 292 Bauschritten zum fertigen Modell, wobei sich der Aufbau in vier Bauabschnitte unterteilt. Eine Eigenheit hat CaDA auch beim vorliegenden Set beibehalten: Erneut werden die einzelnen Bauabschnitte nicht in Nummern, sondern in den Buchstaben A bis D unterteilt. Diese Unterteilung rührt vor allem von den Technik-Sets her, bei denen nicht selten unterschiedlich nummerierte Tüten zu einem Bauabschnitt gehören können, insbesondere wenn Teile wie Pins oder Achsen enthalten sind, die über mehrere Abschnitte hinweg verbaut werden. Daher ergibt die Vorgehensweise durchaus Sinn.
Die Bauanleitung ist in gewohnter CaDA-Manier übersichtlich gestaltet, wobei das Mindestalter mit 14 Jahren angegeben ist. Somit eignet sich diese sowohl für Neu- wie auch für Wiedereinsteiger. Nur in wenigen Fällen werden mehr als vier Bauschritte auf einer Doppelseite gezeigt, wobei sich auch die Anzahl der pro Bauschritt hinzukommenden Teile in Grenzen hält. Erfahrene Baumeister dürfte hier jedoch nicht selten das Gefühl eines betreuten Bauens beschleichen. Komplexere Segmente werden für eine bessere Übersicht in kleine Kästen ausgelagert, was vor allem Erstbauern zugutekommt. Für diese hat der Hersteller zudem neu hinzugekommene Steine, Platten oder Fliesen, deren Größe nicht sofort erkennbar ist, in der Teilebox mit entsprechenden Hinweisen versehen. Auch das beugt einem Verbauen vor.
Im Gegensatz zu einigen herstellereigenen Bausätzen setzt CaDA bei diesem Modell nicht auf das Prinzip der Reduktion. Somit werden alle Bauschritte in voller Deckkraft angezeigt. Als weitere Hilfe zeigen rote Pfeile die Noppen an, auf die die neuen Teile aufgeklemmt werden sollen. Weiter werden die neuen Teile mit einer blauen oder roten Umrandung versehen.
Die beiliegenden Aufkleber werden bei der London Underground Station zudem nicht erst im Nachhinein, sondern dann angebracht, wenn die entsprechenden Steine verwendet werden und die jeweiligen Stellen gut zugänglich sind.
Der Aufbau
Der rund zwei Stunden andauernde Aufbau des ersten Bauabschnittes dient vorrangig zur Schaffung der Grundlagen, auf die das spätere Modell fußen wird. Dies beginnt zunächst mit dem Anordnen verschieden großer Plates, welche zusammengelegt eine Grundfläche von 32 × 24 Noppen ergeben werden. Auf dieses Fundament werden weitere, meist 1 oder 2 Noppen breite, Plates unterschiedlicher Länge gelegt, die zum einen die zuvor zusammengelegten Platten fixieren, zu einem großen Teil aber ebenso als Raster für die anschließend darauf gesetzten 2 × 6 und 2 × 8 Noppen großen Steine dienen, mit denen das Bauwerk um insgesamt etwas mehr als eine Steineeinheit erhöht wird.
Die größeren Leerräume zwischen den Steinen werden weiter mit der Mechanik gefüllt, mit der später, mittels verschiedener Zahnräder und Zahnstangen, die Flügeltüren zur eigentlichen U- Bahn von außen geöffnet werden können. Hier ist vor allem bei den mittleren Achsen, welche, wie die anderen, die Türen später tragen werden, die Ausrichtung und der dadurch resultierende Abstand der Zahnräder zueinander wichtig, da die Funktion ansonsten später sehr hakelig wird – notfalls muss hier ein wenig in die eine oder andere Richtung gedrückt werden, die Toleranz ist sehr gering.
Ist dies vollbracht, wird das bisher geschaffene Bauwerk mit Platten abgedeckt und dadurch die Grundlage für das eigentliche Modell geschaffen. Anschließend wird, wie bei Modellen dieser Art üblich, zunächst der Boden an den meisten Stellen mit diversen Fliesen in verschiedenen Größen ausgelegt – hellgrau für das Innere des Gebäudes, dunkelgrau für den Gehweg außen vor der Station. In die noppig verbleibenden Lücken werden an den meisten Stellen die ersten Steine der Außenmauer gesetzt.
Zutritt nur mit Fahrkarte
Im zweiten Bauabschnitt stehen dann zunächst der Innenausbau und die Frontfassade an. Als Erstes wird dabei in schöner Umsetzung der obere Teil einer Rolltreppe gebaut, die nach der Eintrittskontrolle zur eigentlichen U-Bahn führen soll. Anschließend wird beim gegenüber der Rolltreppe liegenden Kiosk die Außenmauer gebaut, wobei diese nicht aus einzelnen Steinen, sondern großen Fertigbauteilen errichtet wird. Im weiteren Verlauf des Kiosk-Aufbaus werden in den nächsten Bauschritten 12 Sticker auf ebenso vielen 2 × 2 Fliesen angebracht, die die dort angebotenen Zeitungen darstellen sollen.
Anschließend werden die schwenkbaren Türen, über die die Passanten zur Rolltreppe und damit zu den Gleisen gelangen, genauso gebaut wie die dazu gehörigen Kontrollen. Auch hier kommen einige Aufkleber zum Einsatz. Sind alle im Kiosk erhältlichen Zeitungen ausgelegt und ein kleines Regal mit Getränken hochgezogen, wird auf der linken Seite die Innenwand gebaut, welche sicherlich die von U-Bahnstationen bekannte sterile Kacheloptik imitieren soll, die nur jeweils von einer aus grünen und blauen Plates bestehenden Trennlinie unterbrochen wird.
Gut versteckte Beleuchtung
Auch vor dem Kiosk wird eine innere Wand weiter hochgebaut, hinter der sich ein Gang, der auch als Lager des besagten Verkaufsstandes dienen dürfte, befindet. Zwischendurch wird immer wieder die Beleuchtung verlegt, die in diesem Fall nicht nur einfach lose im Gebäude herumgeführt wird, sondern deren Leuchteinheiten auch in runde und transparente 1 × 1 Steine eingesetzt werden, die dann wie Lampen wirken. Weniger schön ist, dass diese ihren Anfang durch die Hintertür nimmt, statt dort durch ein Loch in der Wand geführt wird.
Zuletzt werden die vier roten Säulen der Frontfassade gebaut, die anschließend mit einem Überbau verbunden werden. Auch hier wird die Beleuchtung durch transparente Steine gezogen. Dazwischen werden die Aufkleber mit den bereits angesprochenen generischen Namen aufgebracht, bei denen die Hintergrundfarbe jedoch nicht hundertprozentig der der Steine entspricht. Auch wenn das bereits Gebaute noch nicht so wirkt, aber bis zum aktuellen Punkt hat der Baumeister bereits vier Stunden mit dem Modell verbracht.
Auch in Bauabschnitt Nummer 3 wird an verschiedenen Stellen gewerkelt. So wird zum einen die Beleuchtung weiter ausgebaut, wobei auffällt, wie gut die Abstände zwischen den einzelnen Lampen gewählt wurden, sodass jede LED in einen der transparenten Steine passt. Weiter wird das Interieur um einen Fahrscheinautomaten ergänzt, der ebenfalls eine Funktion besitzt: Wird oben der bekannte grüne Geldschein reingedrückt, kommt unten der Fahrschein heraus.
Interessantes Konzept
In den nächsten Bauschritten werden die Außenwände hochgezogen, die nach einiger Zeit ein interessantes Konzept des Modells offenbaren: So wird bei der London Underground Station nicht, wie sonst bei modularen Modellen gewohnt, Etage über Etage gebaut, sondern das erste Stockwerk wie ein Regalboden in einem Schrank eingeschoben. Auch wenn die seitlichen Mauern sowie die Front hoch gebaut wurden und nicht wie üblich durch einen Ringanker pro Etage verstärkt werden, besitzt das Modell eine hohe Stabilität. Anschließend wird der obere Teil Frontfassade weiter ausgebaut und mit Aufklebern verziert. Hierbei kommen viele verschiedene Bautechniken, wie die Umkehrung der Baurichtung, zum Einsatz, die besonders für Baumeister, welche ihre ersten Gehversuche bei eigenen Modellen vollführen wollen, interessant sein dürften.
Das Beste zum Schluss
Am Ende des Bauabschnittes wird das Erdgeschoss mit einer abnehmbaren Rückwand samt adaptiertem Underground-Logo versehen und es geht auf die Zielgerade, die ein weiteres Highlight bereithält, das sich zunächst nicht als solches offenbart. Zuerst wird aus zwei Lagen grauer Plates das Fundament für die erste Etage gelegt und mit braunen, weißen und schwarzen Fliesen ausgekleidet. Weiter werden die bekannten Schubladen und Schränke eingebaut, wobei schon deutlich wird, dass es irgendetwas mit einer Küche oder ähnlichem zu tun haben wird. Erst ein paar Bauschritte später wird deutlich, dass es sich hier um ein Café oder eine Bar handelt. Diese ist mit ihren verschiedenen Bautechniken wunderschön gestaltet und vielleicht auch der heimliche Star des Modells – selbst an das stille Örtchen für die Gäste und an ein Klavier für die Hintergrundmusik wurde gedacht.
Dieses in das bisher gebaute Modell geschoben, noch das Dach mit der Lüftung gebaut und aufgesetzt und nach rund sechs Stunden ist die U-Bahn-Station fertiggestellt.
Qualität der Steine
Hinsichtlich der Steinequalität gibt es bei der London Underground Station nicht viel zu bemängeln. Die Klemmkraft ist gut, gleiches gilt für die Farbgleichheit. Bei der Oberflächenbeschaffenheit gibt es allerdings Abzüge in der B-Note, da zumindest bei den roten Teilen doch hier und da Schlieren zu erkennen sind. Insgesamt halten sich die Probleme hier aber doch in Grenzen. Die wenigen kleinen transparenten Teile wirken weitestgehend klar.
Etwas anders schaut es bei den Aufklebern aus. Diese besitzen für sich gesehen, was den Druck sowie Haftung betrifft, zwar ebenso eine gute Qualität, deren Hintergrundfarbe stimmt jedoch nur bei den weißen Steinen überein – bei allen anderen Stickern sind deutliche Unterschiede zu erkennen. Vielleicht wäre es hierbei besser gewesen, auf transparente Sticker zu setzen, bei denen die Unterschiede weniger aufgefallen wären.
Fazit
Das Modell der Londoner Untergrundbahn von CaDA bietet für knapp über 80 Euro eine Fülle an Bauspaß, gepaart mit einem interessant umgesetzten Bauwerk. Alleine dass das erste Stockwerk wie ein Regalboden eingeschoben wird, hat etwas für sich. Hinzu kommt die Beleuchtung, die nicht einfach nur im Modell verlegt wird, sondern bei der die einzelnen LED gekonnt in transparenten Steine untergebracht sind, die wiederum in den richtigen Abständen in das Modell integriert wurden. Dass diese jedoch einfach durch die Hintertür aus dem Gebäude geführt wird, hätte anders gelöst werden können. Auch das restliche Interieur, wie die angedeutete Rolltreppe, der kleine Kiosk, der Fahrkartenautomat sowie die sich öffnen lassenden Türen zur U-Bahn sind ein Blickfang.
Zum Gelingen des Aufbaus trägt auch die gut umgesetzte Bauanleitung ihren Teil bei, die an jeder Stelle verständlich aufgebaut ist und viele Hilfestellungen bietet. Das Mindestalter von 14 Jahren hat CaDA dabei sehr gut eingeschätzt.
Die Steinequalität fällt weitestgehend gut aus, nur bei wenigen roten Steinen sind leichte Schlieren zu entdecken. Klemmkraft und Farbgleichheit sind dagegen nicht zu bemängeln. Anders verhält es sich dabei mit den Aufklebern: Diese sind, abgesehen von den weißen Stickern, durch die unterschiedliche Hintergrundfarbe sofort als solche zu erkennen. Hier wäre die Umsetzung mit transparenten Aufklebern unter Umständen weniger auffällig gewesen. Es bleibt zudem zu hoffen, dass CaDA auch hier künftig auf Drucke setzen wird, aktuell werden sogar die bekannten Zeitungen und Geldscheine nur als Aufkleber realisiert.
Trotz der kleinen Kritikpunkte kann bedenkenlos zur London Underground Station gegriffen werden, die viele Stunden Bauspaß garantiert.
Anmerkung zum Review
Die London Underground Station (C66008W) von CaDA wurde Just Bricks freundlicherweise von freakware für diesen Review kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die London Underground Station (C66008W) von CaDA bei freakware
CaDA C66008W – London Underground Station im Review – Slideshow
CaDA C66008W - London Underground Station im Review
- sehr schönes Modell
- interessante Umsetzung und Bautechniken
- sehr gut umgesetzte Beleuchtung
- gute Steinequalität
- verständliche Bauanleitung
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- viele Aufkleber, keine Drucke
- Hintergrundfarbe der Aufkleber passt nur selten zu der Farbe der Steine
1 Kommentare
Heiko b
1 schönes Modell seitens der Londoner u bahn bzw der londoner metro bzw der Londoner Subway railway.
Ich würde es einmal versuchen, das Café bzw die gaststätte aus dem 1. Geschoss ins Erdgeschoss zu verlegen und die Vordergrund entsprechend umzubauen mit dem halbrund gebauten Fenster und vielleicht mit den runden Luken aus dem 1. Geschoss.
Den zeitungsladen würde ich auch im Erdgeschoss angeordnet ich würde sogar 1 grössere Grundplatte nutzen für diesen Bau