Erneut geht Lego in den letzten Wochen und Monaten wieder gegen Händler und Importeure von Klemmbaustein-Sets vor, wobei vornehmlich, aber nicht ausschließlich, Sets mit Minifiguren beanstandet werden. Getroffen hat es dieses Mal auch Thorsten Klahold, uns allen über seinen YouTube-Kanal „Johnny’s World“ und nicht letztlich auch über seinen eigenen Laden „Steingemachtes“ bekannt. Die versuchte Kommentierung des Absurden.
Wie schlau dürfen wir sein?
Lego, ich fühle mich von euch massiv beleidigt. Dagegen, dass ihr eure, in meinen Augen stetig schlechter werdenden, Erzeugnisse und Entwicklungen schützen wollt, ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil. Dass ihr dabei aber die Intelligenz von uns Konsumenten so niedrig ansetzt, grenzt, nicht nur in meinen Augen, bereits an Unverschämtheit. Bei eurem Aktionismus dürft ihr euch daher nicht wundern, dass sich bei vielen Klemmern mehr und mehr der Eindruck festigt, dass ihr unter Ausnutzung, andere würden bereits von Missbrauch sprechen, unseres Rechtssystems eure Marktmacht sichern wollt.
In den letzten Wochen waren eure Rechtsvertreter somit wieder sehr aktiv und haben Schreiben an verschiedene Händler in ganz Deutschland verschickt. Darunter lokale wie auch Online-Händler, welche ihre Waren entweder im eigenen Shop oder bei Ebay sowie als Marketplace-Händler bei Amazon verkaufen.
Man kann euch jetzt zugutehalten, dass ihr aus der Sache mit Thomas Panke, auch als Held der Steine bekannt, zumindest etwas gelernt habt, denn Thorsten Klahold wurde laut eigener Aussage auf das hier behandelte Schreiben telefonisch vorbereitet. Dass die zugesicherte Email mit der Schrift erst am Freitagnachmittag, wenn sich ein Anwalt normalerweise auf dem Weg ins – meist – wohlverdiente Wochenende befindet, ankam, ist – natürlich – reiner Zufall. Lasst mich raten: Ihr habt das Schreiben erst kurz vorher und mit großer Anstrengung fertiggestellt.
Alternativen als Konkurrenz
Als ich am Dienstag-Abend im Video von Thorsten Klahold die von euch vorgebrachten angeblichen Rechteverletzungen gesehen habe, habe ich mich fast vor Lachen an meinem Abendbrot verschluckt – somit hättet ihr mich beinahe auf dem Gewissen gehabt. Um es mit den Worten meines 8-jährigen Juniors zu sagen: „Echt jetzt“? Seid ihr schon so verzweifelt, dass ihr euch solch krampfhaft gesuchter Gründe behelfen müsst? Eines habt ihr damit aber gezeigt und gebt es mehr als deutlich zu: Ihr nehmt die Alternativen als Konkurrenz wahr!
In den letzten Monaten habt ihr in meinen Augen, mit dem von euch so gerne genutzten sogenannten „Grenzbeschlagnameverfahren“, unser Rechtssystem schon missbraucht, um die Einfuhr alternativer Klemmbaustein-Sets zu verhindern. Das führte dann sogar zu solch fragwürdigen Situationen, das nicht mal mehr originales Lego, oftmals auch gebraucht, problemlos in die EU eingeführt werden konnte – nicht aus China, wie manch einer jetzt vielleicht denkt, nein, aus der Schweiz. Fraglich ist dieses Vorgehen vor allem deswegen, weil bei Widerspruch ein von Lego bestellter „Fachmann“ darüber entscheidet, ob es sich bei den Steinen um originales Lego handele oder ob Rechte verletzt werden. Wer bitte gibt dem Käufer dabei die Sicherheit, dass von diesem nicht auch originale Steine als Plagiat bewertet werden?
Es ging aber noch weiter: Oftmals wurden vom Zoll auch Sets zurückgehalten, welche weder Minifiguren noch geschützte Steine beinhalteten – also völlig grundlos. Den Zollbeamten hier einen Vorwurf zu machen wäre die falsche Adresse, man kann von diesen nicht erwarten, sich bis ins Detail mit den Steinen auszukennen. Rückmeldungen von einigen Klemmern, welche ihre Sets beim Zoll abholen mussten, zeigen zudem deutlich, dass auf euer Vorgehen angesprochen, viele Beamte recht genervt reagierten.
Fragliche Motivation
Doch wie wird hierzulande so schön gesagt? „Wenn du denkst, tiefer geht es nicht mehr, kommt jemand vorbei und leiht dir eine Schaufel“. Denn mit der jetzigen Aktion habt ihr eurem, in vielen Augen lächerlichen, Verhalten noch eines drauf gesetzt.
In dem übermittelten Schreiben, in dem laut Klahold zwar das Wort „Abmahnung“ nicht zu finden ist, sehr wohl aber im Betreff der damit eingegangenen E-Mail, wird dem Inhaber von „Steingemachtes“ von eurer Seite aus unter anderem vorgeworfen, dass dieser Sets der Firmen Qman, Cogo und Linoos verkauft, welche das 3D-Markenschutzrecht eurer Minifiguren verletzen würden. Weiter heißt es, dass diese „zum Teil Nachahmungen der berühmten Lego-Minifigur sowie der Lego-Friends-Figuren“ darstellen. Wirklich jetzt? Der „berühmten“? Geht es auch eine Nummer kleiner?
Dummer Konsument
Die „Beweisführung“ ist in meinen Augen dabei an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. So sollen die Figuren von Linoos aufgrund der angeblich zylinderförmigen Kopfform zu leicht mit euren Figuren verwechselt werden können. Auch eine Täuschung des Käufers wird von eurer Seite ins Spiel gebracht. Dabei ist der Kopf der Linoos-Figur eher apfelförmig und wesentlich detaillierter ausgearbeitet. Und ihr traut uns Käufern nicht zu, diese auseinander zu halten?
Ebenso habt ihr bei den Händen etwas auszusetzen, obwohl diese eher eine Funktion darstellen dürften, die in dieser Form nicht geschützt werden kann – schließlich sollen die Figuren auch Gegenstände aus der Klemmbausteinwelt greifen können. Nach der gleichen Logik müsstet ihr aber auch Playmobil abmahnen, denn die Hände derer Figuren sind nicht viel anders gestaltet als eure. Zudem sollte angemerkt werden, dass Lego-Figuren keine Ellenbogengelenke und kein komplettes Schultergelenk besitzen, die Linoos-Figur aber wohl. Und das sollen wir nicht erkennen?
Qman-Figur nicht richtig zusammengebaut – Versehen oder Absicht?
Bei Qman reicht der dickere Kopf als Unterscheidungsmerkmal ebenso nicht aus, die Hände werden aber nicht bemängelt – vielleicht wegen der Andeutung von Fingern? Auch geht ihr nicht darauf ein, dass durch die unterschiedlichen Proportionen das Erscheinungsbild komplett anders ausfällt. Bei den Cogo-Figuren ist es euch anscheinend auch entfallen, dass der Kopf und vor allem die Beine anders geformt sind.
Die von euch für den Vergleich gemachten Bilder werfen zudem die Frage auf, ob eure Rechtsvertreter nicht in der Lage waren, die Qman-Figur richtig zusammenzusetzen oder ob dies Absicht war? Seltsam ist hierbei, dass der obere Anfang und das untere Ende der Figur des chinesischen Herstellers auf einer Linie mit dem Bild der Schutzeintragung und in etwa auch mit eurer gezeigten Minifigur liegen. Sollen damit die unterschiedliche Proportion unterschlagen und eventuelle Richter in die Irre geführt werden?
Lego, ich habe diese Figur in meinem Umfeld herumgezeigt und KEINER der Befragten kam auf die Idee, das dies eine Figur von euch sein könnte. Alle orteten die Figur zwar der Klemmbausteinwelt, aber einem anderen Hersteller zu. Daher meine Frage an euch: Für wie dumm haltet ihr uns Konsumenten eigentlich? Hört gefälligst auf in unserem Namen zu sprechen, wenn ihr dem Anschein nach letztendlich nur eure Pfründe sichern wollt. Das ist eine Beleidigung sondergleichen – welche wir uns zudem verbitten!
Um noch einmal auf Playmobil zurückzukommen: Nach gleicher Logik könnte das Unternehmen euch auch für eure Duplo-Figuren abmahnen, denn die weisen ebenfalls gewisse Ähnlichkeiten mit den Figuren der Brandstätter-Gruppe auf. Ich bezweifle jedoch, dass sich Playmobil dieser Peinlichkeit preisgeben würde.
Modell aus Noppensteinen mit sichtbaren Noppen auf der Verpackung?
Das Sahnehäubchen setzt ihr aber mit dem Campingbus 3031 von Cogo auf. Mit der Bemängelung, dass die Verpackung „deutlich Bausteine mit Noppenmuster und/oder eine Lego-Minifigur oder mehrere Lego-Minifiguren erkennen“ lassen, lasst ihr euch zu einer in meinen Augen weiteren Peinlichkeit hinreißen. Lego, echt jetzt? Bei einem Set mit Klemmbausteinen sind Noppen zu sehen? Wirklich? Wie kann das denn sein? Oder anders ausgedrückt: „Nein?“, „Doch!“, „Ohhhh!“.
Bei euren ersten Lego-Sets sind auch Noppen zu sehen, ist Kiddicraft damals mit den gleichen Argumenten auf euch zugekommen? Und selbst wenn man vergisst, dass eure Patente an den Steinen schon lange abgelaufen sind, beinhalten diese eben nicht die Noppen. Wer gibt euch also das Recht darüber zu entscheiden, wer Noppen zeigen darf und wer nicht?
Cogo 3031 Campingbus und Lego 31079 Surfermobil im Verlgeich
Der nächste Lachanfall ließ ebenso nicht lange auf sich warten: „Diese Elemente werden in Gestalt zusammengebauter Sets in typischen Spielsituationen gezeigt“ und „die fotografische Abbildung von Spielsituationen werden vor wiederkehrenden Hintergründen gezeigt, die ihrerseits wieder gezeichnet sind“. Euch ist bewusst, dass dies so auf wer weiß wie viele Produkte zutrifft? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Revell im Bereich Modellbau jemals damit an seine Konkurrenten herangetreten ist, auch ist mir so etwas von Playmobil nicht bekannt. Und ihr bemängelt, dass auf einer Verpackung eines Campingbusses im Hintergrund Meer, Strand und Palmen gezeigt werden? Muss man euch dafür nun auch um Erlaubnis bitten?
Houston, wir haben ein Logo…
Lego, ihr schafft mich jetzt schon, aber das Beste kommt wie immer zum Schluss: Ihr seht eine Verwechslungsgefahr, weil Cogo ihr Logo links oben auf der Verpackung druckt. Leute, da fehlen selbst mir die Worte – und das soll etwas heißen. Schickt eure Rechtsvertreter doch bitte einmal in einen Supermarkt und lasst sie schauen, wo die meisten Hersteller ihre Logos angebracht haben – genau, links oben.
Ich habe in meinem eigenen Fundus mal geschaut: Die meisten Hersteller von Sets mit alternativen Klemmbausteinen haben ihr Logo genau an der gleichen Stelle – egal ob Cobi, Blocki, Qman, Woma, Xingbao, Mubi oder Zhe Gao. Es fanden sich nur zwei Hersteller, bei denen es nicht so ist: Wange und Ausini, welche ihre Logos rechts oben platzieren. Und nun geht in euch und denkt einmal scharf darüber nach, welchen Grund es dafür gibt. Kommt…ihr schafft das…Chaka! Ok, ich helfe euch ein wenig: Kann es sein, dass es etwas mit unserer Kultur zu tun hat, in der von links oben nach rechts unten gelesen wird? Nur mal so ein Schuss ins Blaue.
Keine Original-Argumentation
Aus den genannten Gründen ist es mehr als merkwürdig, dass sich einige der von euren Rechtsvertretern vorgebrachten Argumente in gleicher Form in der Urteilsbegründung des OLG Hamburg zu einer Auseinandersetzung zwischen Lego und Sluban aus dem Jahr 2011 entnehmen lassen. Ob sich das Urteil in der gleichen Form heute noch einmal so wiederholen würde, ist, abgesehen von eventuellen Änderungen in der Gesetzeslage, aufgrund des stärkeren Bewusstseins in der Bevölkerung, dass es Alternativen gibt, fraglich. Zudem soll nach diesem Urteil eine Art „Friedensvertrag“ zwischen euch und Sluban getroffen worden sein, die Verpackung ist nun zwar in vielen Bereichen weiß gehalten, dennoch hat sich an der eigentlichen Darstellung nichts geändert. Genauso gibt es in dieser Hinsicht auch Gerüchte über Abkommen mit Cobi und Matell für Mega Construx.
Das würde erklären, warum ihr gegen diese Hersteller nicht vorgeht. Denn nach der gleichen Logik müsste auch Amazon von euch abgemahnt werden, welche nicht wenige Klemmbausteinsets diverser Hersteller direkt verkaufen und zudem noch einige Sets von Mega Construx exklusiv vertreiben. Denn wenn man solche Angebote (nur exemplarisch dargestellt, keine Werbung) sieht, bleiben viele Fragen offen. Selbst unbedarfte Leser dürften erkennen, dass die bereits oben genannten Argumente ebenfalls auf dieses Modell zutreffend sind. Doch selbst wenn es keine Abmachung geben würde, dürfte es wohl mehr als unwahrscheinlich sein, dass ihr euch mit Amazon anlegt. Zum einen hättet ihr es dabei mit einem gleichstarken Gegner zu tun, zum anderen könnte euch Amazon ganz schnell auslisten, was sicherlich finanzielle Verluste für euch nach sich ziehen würde. Ganz davon abgesehen, dass ihr selbst die Verpackungsmerkmale seit nun fast 10 Jahren nach dem Urteil immer weiter aufweicht.
Taktischer Rückzug
Was ihr hier versucht ist in meinen Augen, durch juristische Kniffe eine Verzögerungstaktik aufzubauen, damit alternative Hersteller noch so lange wie möglich vom europäischen Markt ferngehalten werden. Thorsten Klahold hat das in seinem Video mit „Rückzugsgefecht“ mehr als treffend bezeichnet. Vielleicht dämmert es euch so langsam, dass ihr diverse Schutzeinträge nicht mehr lange halten könnt und versucht daher, den Markt für euch zumindest noch eine Zeit lang zu sichern. So könnten von den angemahnten Händlern unterzeichnete Unterlassungserklärungen auch noch dann gültig sein, wenn euer vorgebrachter Schutz ausgelaufen ist oder aberkannt wird. Das käme dann einem Vertriebsverbot gleich.
Euer Verhalten erinnert mich zudem sehr an Apple, welche seinerzeit alles verklagt haben, was nicht bei drei auf den (Apfel)Bäumen war. Letzten Endes ging es dabei auch nur darum, dem technischen Rückstand gegenüber anderen Geräten (meist Android) zu begegnen, anstatt dies auf dem Markt auszutragen. Das ließ das Unternehmen dazu verleiten, unter anderem gegen andere „Slide to unlock“-Lösungen oder das gummi-artige „Zurückfedern“ der Darstellung beim Erreichen des Endes einer Galerie vorzugehen. Alles wurde am Ende von Gerichten kassiert und der Schutz aberkannt. Die Krönung dieser Auseinandersetzung fand sich aber, als Apple anfing, Samsung in mehreren Ländern rund um den Globus zu verklagen – teils mit nachvollziehbaren, oftmals aber mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten – manch einer erinnert sich sicherlich noch an die „abgerundeten Ecken“. Was war aber das Ende vom Lied? Apple hat für die Auseinandersetzung einen hohen Preis bezahlt, denn einige wichtige Patente und Geschmacksmuster wurden dem Unternehmen aberkannt, unter anderem von Gerichten in Deutschland, den Niederlanden und Irland.
Erfolg nicht zwingend gegeben
So etwas könnte euch auch passieren. So wie ihr versucht, die Eintragungen verschiedener Figuren anderer Hersteller in Europa zu löschen, laufen ebenso Bestrebungen, euren Schutz in Europa und Nordamerika für nichtig erklären zu lassen – denn nur hier gilt dieser. Sollte dies am Ende durch ein Gericht aufgrund der von euch begonnenen Auseinandersetzung passieren, hättet ihr eurer Sache einen wahrlichen Bärendienst erwiesen: Ab diesen Augenblick könnten alle Hersteller gleich aussehende Figuren auf den Markt bringen.
Dass so etwas passieren wird, ist nicht unwahrscheinlich. Auch in der Vergangenheit hattet ihr immer wieder mit verschiedenen juristischen Spielereien versucht, alternative Hersteller vom Markt fernzuhalten. Vieles änderte sich an einem denkwürdigen Tag im Jahre 2005, als der Bundesgerichtshof die bisherige immer zu euren Gunsten ausgefallene Rechtsprechung (für viele auch als „Lego-Doktrin“ bekannt) damit beendete, in dem es (salopp gesagt) feststellte: Nun ist es aber mal genug. Damit wurde dem, was in der Rechtssprache als „dem automatischen Verbot des Einschiebens in die fremde Serie“ bezeichnet wird, ein Ende gesetzt. Gleichzeitig stärkte der BGH damit die Rechte der Verbraucher:
„Der Verkauf technisch und/oder optisch kompatibler Ersatz- oder Erweiterungsteile ist jedenfalls dann zulässig, wenn die Abnehmer ein Interesse an der Verfügbarkeit kompatibler Konkurrenzprodukte haben.“
Und ja, das Interesse haben wir. Der BGH ist nicht zuletzt zu diesem Urteil gekommen, um eben Monopole zu verhindern. Also hört endlich auf, eure Vormachtstellung mit eben diesen fragwürdigen Machenschaften zu behalten und respektiert endlich unseren Wunsch. Ansonsten beginnt ihr einen Konflikt, den ihr nicht gewinnen werdet, weil ihr ihn nicht gewinnen könnt.
Abgabe von Verantwortung
Dabei seid ihr es doch selbst schuld, dass es so weit gekommen ist: Jahrzehntelang wurde mit Spannung auf den neuen Lego-Katalog gewartet. Diesen endlich in den eigenen Händen haltend, wurde ein Stift geschnappt, sich auf den Boden gelegt und der neue Katalog mit Kreuzen für Weihnachten, Geburtstag und andere Festtage versehen. Ich gehörte auch zu diesen Auf-den-Boden-lieg-und-ankreuz-Kindern – und ich habe viele Kreuze vergeben.
Zu dieser Zeit (bei mir Ende der 1970er, Anfang der 1980er) konnte sich jedes Kind sicher sein, irgendetwas in eurem Katalog zu finden, alle Themenwelten wurden weitreichend abgedeckt. Es gab meine Weltraumserie mit vielen Sets von kleinen bis zu großen Preisen, bereits mit 5 DM konnte sich ein kleiner, einfacher Flügler geleistet werden. Die Lego-Stadt, wie sie damals noch hieß, führte viele verschiedene Sets, darunter auch, man höre und staune, Häuser. Der Katalog von 1980 listet derer 5 auf, es gab Universalkästen, die ihren Namen noch verdienten und – man glaubt es kaum – Ritterburgen.
Die Eisenbahn erfreute sich mit ihrem 12V-System, ferngesteuerten Weichen, Signalen, Entkopplungsanlagen, Beleuchtungen sowie zahlreichen Gebäuden (Bahnhofsgebäude, Bahnübergang, Güterbahnhof, Bahnsteig, um nur ein paar zu nennen) und zahlreichen zusätzlich kaufbaren Zügen und Waggons großer Beliebtheit. Heute muss man als Zug-Fan schon deswegen zur Konkurrenz greifen, weil ihr es in eurer in meinen Augen großen Arroganz nicht schafft, entsprechendes bereitzustellen. Dann redet ihr immer davon, dass die Eisenbahn eine Nische sei, dabei habt ihr sie, mit eurer Unfähigkeit auf die Wünsche der Käufer einzugehen, doch selbst dahin gebracht. Gehen Entscheidungsträger eures Unternehmens eigentlich auf Lego-Conventions? Ich war bisher noch nicht auf so vielen, aber das, was ich dort immer zu Gesicht bekommen habe, war – Trommelwirbel: Eisenbahnen. BlueBrixx hat einen großen Erfolg mit ihren Zugmodellen. Gut, der Schienenbuss 101297 (Review) ist jetzt kein gutes Argument, das gebe ich zu, aber dennoch zeigt es, dass Züge sehr wohl erwünscht sind. Und was macht ihr aus dem ganzen Potenzial? Versetzt das System mit einer wirren Bluetooth-Ferbendienung und Schienen, die so wenig Andruckfläche bieten, dass eine Lok selbst mit zwei Motoren kaum imstande ist, mehr als vier bis fünf Waggons zu ziehen. Wenn es einmal die Möglichkeit gibt, in die Vergangenheit zu reisen, dann sucht bitte ein Kind der oben genannten Zeit auf und erzählt ihm, was ihr einmal vorhaben werdet – es wird euch auslachen. Darüber hinaus bewahrt ihr es damit davor, seine Eisenbahn jemals zu verkaufen.
Immer ein Stück mehr
Somit schafft ihr es jedes Jahr ein Stück mehr, Sets auf den Markt zu bringen, die wir nicht wollen, und das, was wir uns wünschen, entweder gar nicht oder nur zu exorbitanten Preisen anzubieten. Oder ihr verkennt einfach alles – würde mich nicht wundern. Was war mit dem Angelladen aus der Ideas-Serie? Der hat große Zustimmung erhalten und soll sich auch gut verkauft haben. Die weiteren Ideas-Vorschläge von Designer Robert Bontenbal haben die 10.000er Marke schnell durchbrochen – und dennoch habt ihr daraus keine Serie gemacht, auch wenn sich noch so viele Modular-Fans diese gewünscht haben. Jetzt machen das andere – auch wenn sich in der Szene hartnäckig das Gerücht hält, dass es sich bei den von BlueBrixx unter eigener Marke vertriebenen Varianten um nichts anderes als umverpackte Urge-Sets handeln soll. Wofür sichert ihr euch dann die Rechte für drei Jahre an den Modellen, wenn ihr im Grunde von vorneherein wisst, das ihr da nichts machen wollt?
Dieses Beispiel zeigt eines erneut ganz deutlich: Die alternative Konkurrenz bietet Modelle an, die die Klemmer wollen, sonst würden diese nicht in solchen Stückzahlen gekauft werden und ihr würdet nicht zu solchen Mitteln greifen. Diese Anbieter füllen genau die Lücken, die ihr jedes Jahr weiter und weiter aufreißt. Vor allem füllen sie diese mit Sets, welche sich Kinder noch von ihrem Taschengeld leisten können und bei denen das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Nur: Ihr wollt lieber Erstkunden erreichen und lasst uns links liegen. Nur, bei anderen kaufen sollen wir auch nicht, womit unser Hobby ein Ende finden würde.
Eine Frage der Qualität
Und da gibt es noch die Qualität, denn mit der habt ihr ebenso zu kämpfen. Nehmt euch aus eurem Fundus mal verschiedene Steine einer Farbe und baut aus denen eine Mauer – ihr werdet so viele Farbnuancen erkennen, dass von einer einheitlichen Wand keine Rede mehr sein kann. Das konnte auch wunderbar an eurem Fiat beobachtet werden. Ihr schafft es an manchen Stellen ja noch nicht mal, innerhalb eines Teils die Farbe zu halten. Euer Lamborghini Sián ist dafür ein gutes Beispiel – mal davon abgesehen, dass die Vergabe von 2,7 Sternen in eurem eigenen Online-Shop bei bislang 58 Bewertungen ebenfalls eine deutliche Sprache sprechen. Andere Hersteller besitzen diese Probleme nicht.
Oder eure Architektur-Serie. Wenn ich sehe, was ich für die gleichen Bauwerke bei Wange zahle, dann kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Bei denen bekomme ich für den gleichen oder leicht höheren Preis nicht selten dreimal so viele Steine und damit ein deutlich größeres und detaillierteres Modell, mit einem deutlich besseren Preis-Leistungsverhältnis. Die Steinequalität ist darüber hinaus mit der eurigen vergleichbar. Was macht diese Sets von euch also so teuer? Sind die Steine handverlesen? Von Hand bemalt und mit dem Hintern trockengeföhnt? Alleine hier offenbart sich für mich, wie raffgierig ihr zu sein scheint – andere Hersteller liegen preislich weit unter euch und verdienen dennoch gut.
138,96 mal weniger ausgegeben
Ich will euch mal etwas verraten: Ich habe seit April des letzten Jahres rund 5.000 Euro für Sets alternativer Hersteller ausgegeben. Daran ist diese Seite hier sicherlich nicht ganz unbeteiligt – aber ihr seid daran schuld, dass es sie gibt. Denn mit eurer Politik habt ihr mich erst in die Arme der Alternativen getrieben – sonst hätte ich heute nichts mehr, mit dem ich mein Hobby ausüben könnte. Aber wisst ihr, was ich in der Zeit bei euch gelassen habe? 35,98 Euro – zwei große Becher an der Pick-A-Brick-Wand im Lego Store zu Köln. Der Grund dafür ist einfach: es gibt einfach nichts in eurem Sortiment, was bei mir einen Kaufreiz auslöst, nicht einmal mit gutem Zureden. Nur um mal ein Verhältnis deutlich zu machen: Früher habe ich mir das jährliche Weihnachtsmodell plus ein mindestens mittelgroßes Set von meinen VIP-Punkten holen können. Heute? Das letzte, was meine Aufmerksamkeit erregt hatte, war die neue Weltraumserie. Nur als ich dann die Preise gesehen habe, war diese schnell wieder verflogen. Habt ihr vielleicht mal darauf geachtet, was Sembo, Sluban und viele andere Hersteller für Modelle ihrer Space-Serien verlangen?
Gekommen, um zu bleiben
Daher kann ich euch nur einen Rat geben: Stellt endlich wieder vernünftige Sets, in einer vernünftigen Qualität zu vernünftigen Preisen her. Anders werdet ihr am Markt nicht bestehen können. Die alternativen Hersteller werdet ihr nicht mehr los, egal, welche juristischen Winkelzüge ihr euch ausdenkt. Von diesen Gedanken solltet ihr euch also lieber wieder schnell trennen. Ihr habt uns zu lange verprellt, jetzt lebt auch damit.
Hinweis:
Bei dem hier dargestellten Inhalt handelt es sich um einen Kommentar, der lediglich die persönliche Meinung des Autors wiedergibt. Diese Meinung wird nicht notwendigerweise von der gesamten Redaktion geteilt.
15 Kommentare
Peter
Um noch mal zu playmobil zurück zu kommen. Eher könnte Lego von Playmobil abgemahnt werden. Diese Figuren waren vorher auf dem Markt.
Erst darauf hin hat Lego die heutige Minifigur “erschaffen”.
Komischerweise hat Playmobil es nicht nötig. Warum?
Die Preise sind so human gestaltet dass es erschwinglich ist. Da lohnt es nicht für andere Hersteller zu kopieren.
Stephan
Emotionale Kolumne, vollkommen nachvollziehbar, wenn auch ich vermutlich die Sparte an Kunde bin, um die LEGO aktiv buhlt: Jung gebliebene, zahlungskräftige Erwachsene mit Hang zur Exzentrik, die sich für schönen Modellbau interessieren, ohne das man für das bauen eines einfachen Schleudersitzes 3 Tage braucht, Trockenzeit inkl.
Ich persönlich stell mir in der Hinsicht die Frage, ob es für LEGO nicht andere Märkte gibt, die man aktiv abschöpfen kann. Persönlich denke ich nicht, dass sich für LEGO alles um den deutschen Markt drehen wird. Man versucht zwar mit z.T. absurden Methoden, sich zu halten…schlussendlich wirkt es für mich mehr nach “Was erreiche ich womit mit dem geringsten Aufwand?”. Seine Marktstrategie aufzusplitten und in Deutschland und anderen europäischen Ländern etwas anderes anzubieten, als bspw. in Fernost oder Russland ist teuer und mitunter enervierend. Demgegenüber: Die Geschäfte scheinen ja woanders zu laufen, was spricht also dagegen, den Markt in Deutschland aufzugeben der mit minimalen Aufwand zu halten?
Nachvollziehbare Geschäftspraktiken: Sympathisch ist natürlich etwas vollkommen anderes.
Ganz ehrlich? Ich geh weiter die Sets von Fremdherstellern (aber auch LEGO) kaufen, die mir gefallen. Mich interessieren Figuren nicht und ich bekomme bei anderen Herstellern Sets, die ich mit guten Worten und einer beliebigen Menge Geld nicht von LEGO bekomme (wir erinnern uns nur mal an die Osprey…). Und ja, ich bin mir sicher, dass deutsche Gerichte auch der ganzen Praktik einen Riegel vorschieben werden. Wollen wir hoffen, dass die Händler allesamt mit einer guten Rechtschutzversicherung gesegnet sind.
Michael Schäfer
Den Spaß gönne ich Dir auch aus vollem Herzen! Es ging mir auch gar nicht um die Preise an sich, die darf jeder Händler verlangen, wie er will. Doch wenn man das macht, dann muss man damit leben, dass es auch Hersteller gibt, die günstigere Sets anbieten. Und dann man muss damit leben, dass noch genauer auf die Qualität geschaut wird.
Zum Markt: Deutschland ist und war immer ein Kernmarkt für Lego. Natürlich nicht zu vergleichen mit den USA, aber dennoch sehr wichtig. Das merkt man auch wenn man sich mit den alternativen Herstellern austauscht – so eine Szene wie in Deutschland gibt es in Europa sonst nicht. Das ist schon ein gewisses Phänomen. Daher ist es wirtschaftlich verständlich, das Lego besonders hier so agiert.
Sven Gadget Klemmbausteine
Sehr schöner Bericht und ich kann ihm 100% zustimmen. Ich bin wirklich gespannt, was die nächsten Jahre an Entwicklung gehen und welche Richtung diese einschlägt. Ich wünsche ein frohes Fest.
Peterson
Ein herrlich tendenziöser Artikel. Es hatte schon einen Grund warum der Autor nicht mehr für Promobricks tätig ist.
Abmahnungen sind in jeder Branche an der Tagesordnung. Wer nicht in der Lage ist das Risiko abzuschätzen sollte halt die Finger davon lassen. Wer ein bisschen die Suchmachinen bedienen kann, findet schnell heraus, dass weltweit einige Verfahren mit ähnlichen Inhalt offen sind. So viel zum Thema “Überraschung”.
Wo war eigentlich der Aufschrei als Cobi einen Händler abgemahnt hatte? Wo war der Aufschrei des Helden als Bluebrixx sich als Generalimportuer erklärt hat und anderen Händlern verbot die Ware zu verkaufen? Wo ist der Aufschrei, dass immernoch sehr viele MOC-Designer hintergangen werden und die Ideen einfach übernommen werden?
Hier wird auch Marktmacht rabiat ausgebüt, aber das ist scheint ja kein Problem zu sein oder…?
Warum verkauft Modbrix eigenlich Lizenzprodukte ohne eine Vereinbarung zu haben (z.B. Apple, Breaking Bed….usw…)? By the way, was ist eigentlich aus der glorreichen Idee geworden die Makre “Razor Crest” anzumelden und zu denken, dass es kein Problem sei?
Warum schreibt eigentlich jeder in die Produktbeschreibung, dass die Steine mit Lego kompartibel sind? Was soll der Hinweis? Es scheint ja auch ein Kaufargument zu sein, dass an die Reputation angelehnt ist.
Mir geht es nicht darum Lego zu verteidigen, denn auch dort liegt einiges im Argen. Es kommt mir darauf an die Ereignisse mal objektiv zu betrachten.
Johnny hat immerhin eine ordentlichen Betrag in seine Firma gesteckt, da erwarte ich von einem Kaufmann auch, dass er die Risiken kennt, auf die er sich einlässt.
Ebenso erwarte ich von den (nachweislichen) Mulitmillionär Klaus Kiunke, dass er in der Lage ist eigene Ideen auf den Markt zu bringen und sich gegenüber den Vertragspartner korrekt zu verhalten. Bestes Beispiel die eigene Pro-Serie. Den angeblichen Fandesigner der neuen Sets setzt er einen nicht unerheblichen Prozeßrisiko. Obwohl wäre ja eigentlich toll noch eine Klage zu erhalen. Ist gut für die Aufmerksamkeitsökonomie…
Die Alternativen müssen noch viel lernen.
Michael Schäfer
Ein herrlich tendenziöser Kommentar. Und auch in meiner Zeit bei Promobricks habe ich mit Kritik an Lego nicht hinterm Berg gehalten – was im übrigen kein Grund ist, warum ich dort nicht mehr schreibe, wie hier vielleicht unterstellt werden soll.
Und nein, Abmahnungen in dieser Form sind nicht an der Tagesordnung, das bekommt man eben schnell raus, wenn man die Suchmaschine seines Vertrauens nutzt. Dort findet man im Klemmbereich eigentlich ausschließlich Lego, die solch ein Verhalten an den Tag legen. Und viele Dinge sind auch unter Experten offensichtlich: Es laufen mehrere Verfahren gegen die Löschung des Schutzes der Minifiguren. Warum wartet Lego nicht einfach ab? Warum scheut es Lego, solche Dinge eben rechtlich klären zu lassen? Nein, hier sollen anscheinend vorher schon Fakten geschaffen werden, denn die Unterlassungen, die unterschrieben werden sollen, werden bei Entscheidungen gegen Lego gültig bleiben. Unterhalte Dich mal mit Händlern, die Vollsortimenter waren und die versucht haben, Cobi oder andere alternative Hersteller mit in ihr Sortiment aufzunehmen. Oder frage diese mal, warum sie nichts mehr direkt von Lego beziehen wollen.
Und wieso soll aufgeschriehen werden, wenn Cobi mal EINEN Händler abmahnt? Vielleicht war hier die Abmahnung berechtigt? Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass Cobi versucht über andere juristische “Kniffe” den Verkauf von weiteren Alternativenn zu verhindern. Du schreibst über Marktmacht – nutz nicht vor allem Lego diese? Welcher Händler hätte die Ressourcen, einen Rechtsstreit mit Lego einzugehen? Alleine deswegen hat Lego hier leichtes Spiel. Zum Glück wird solch ein Vorgehen, bei dem es nur darum geht aufgrund der eigenen Marktmacht gegen andere vorzugehen, weil man weiß, dass diese eine Auseinandersetzung finanziell gar nicht durchhalten würde, in Europa rechtlich unterbunden wird. Nichts anderes macht Lego hier nicht nur in meinen Augen.
Also BlueBrixx Generalimporteur für Xingbao werden sollte, war der Aufschrei sehr groß. Warum meinst Du haben wir lange Zeit nichts mehr von BlueBrixx und gar nichts mehr von Xingbao getestet? Eben weil wir so etwas nicht unterstützen wollen. Und das völlig egal ob wir auf fast 50 Sets und Kosten von über 1.500 Euro (entgegen dem, was Seiten wie den unseren immer unterstellt wird, kaufen wir rund 98% unserer Sets von unserem eigenen Geld) sitzen bleiben. Zum Thema MOCs haben wir sogar einen eigenen Artikel veröffenlicht. Darüber hinaus weisen wir im Bereich “Wie wir testen” ebenso auf die Problematik hin – genau wie in jedem Review wo es angebracht ist, wie zuletzt noch beim Botanischen Garten von Mould King. Deine Argumente verpuffen somit.
Zu den “Lizenzprodukten” von Modbrix: Es sind eben keine geschützten Dinge und daher darf es jeder verkaufen. Oftmals sind nur Namen geschützt, dann wird das Modell anders benannt und ist damit – zumindest rechtlich – nicht mehr zu beanstanden. Wie groß hier der Eigenanteil an der Entwicklung und der moralische Aspekt ist, muss jeder für sich entscheiden. Nur wenn es so eindeutig ist, würden die Unternehmen sicherlich dagegen vorgehen. Und vor allem: Wo bleibt Dein Aufschrei über die vielen Bauanleitungen bei Rebrickable, bei denen Designer eigene Anleitungen für Lizenzprodukte ohne Lizenz verkaufen, welche meist auch mit den geschützten Namen angepriesen werden? Ein wenig scheinheilig, findest Du nicht?
Zur Kompatibilität: Ich habe gerade noch mal in unserem Fundus geschaut: KEIN Hersteller gibt an, dass die Steine mit Lego kompatibel sind. Ich weiß zudem von einigen Herstellern, dass sie das Wort “Lego” oder “Duplo” vermeiden wie der Teufel das Weihwasser, um eben keine rechtlichen Probleme zu bekommen. Bei den hier liegenden Sets steht entweder nur, dass die Steine mit denen anderer Hersteller kompatibel sind, oder es wir schlicht nur von “other Brands” gesprochen. Welche Hersteller sollen das also sein, welche sich explizit auf Lego beziehen?
Und nein, die Alternativen müssen nicht mehr viel lernen. Für die ist Europa nur ein Nebenmarkt, die meisten haben mit China einen Markt mit 1,4 Milliarden Menschen direkt vor der Haustüre, hinzu kommt Indien und Russland – da spielt Europa eine nur ganz untergeordnete Rolle, mal ganz davon abgesehen, dass das Thema alternative Steine in der Form eigentlich nur in Deutschland so präsent ist. Und ebenso davon abgesehen, das Lego eben nur in Europa und Nordamerika juristisch so auftreten kann. Vielleicht sind die anderen Länder uns da sogar voraus?
Peterson
“Dort findet man im Klemmbereich eigentlich ausschließlich Lego,”
Das liegt natürlich auch daran, dass Lego der Rechteinhaber ist.
“Und viele Dinge sind auch unter Experten offensichtlich”
Stimmt. Deswegen gewann Lego in diesem Jahr ein großes Verfahren gegen einen international agirenden Konzern.
“Vielleicht war hier die Abmahnung berechtigt?”
Wie war das denn deiner Meinung nach im Fall Thomas Panke, der eine Spielwarenmarke mit den Klemmbaustein als Logo angemeldet hat? – Dein damaliger Kommentar ging mit keinen Wort auf diesem Umstand ein und wurde auch nie richtig gestellt. Warum eigentlich nicht?
“Und wieso soll aufgeschriehen werden, wenn Cobi mal EINEN Händler abmahnt? ”
Und wieso ist das bei Lego der Fall?
“Nichts anderes macht Lego hier nicht nur in meinen Augen.”
Das ist deine Interpretation. Ist diese auch rechtlich fundiert?
“Also BlueBrixx Generalimporteur für Xingbao werden sollte, war der Aufschrei sehr groß”
Hat sich daran denn was geändert? Hat BB nicht das Monopol auf den Xingbao-Vertrieb? Wurden da nicht auch Händler abgemahnt?
“Wo bleibt Dein Aufschrei über die vielen Bauanleitungen bei Rebrickable”
Wer sagt denn, dass die Anleitung dort rechtlich unproblematisch sind?
” Es sind eben keine geschützten Dinge und daher darf es jeder verkaufen.”
Wenn das so ist, warum gibt es die Razor Crest nicht mehr zu kaufen?
” KEIN Hersteller gibt an, dass die Steine mit Lego kompatibel sind.”
Warum aber verkaufen die Händler die Produkten mit entsprechden Hinweisen?
” da spielt Europa eine nur ganz untergeordnete Rolle”
Der offizielle Qman-Vertreter nannte mir Russland und Deutschland als Hauptabsatzmarkt.
“Und ebenso davon abgesehen, das Lego eben nur in Europa und Nordamerika juristisch so auftreten kann. Vielleicht sind die anderen Länder uns da sogar voraus?”
Verstehe ich dich richtig, dass du geistiges Eigentum für nicht schützenswert hälst?
Bei Lego ist mit Sicherheit mit alles Sonnenschein. Das habe ich nie behauptet und habe genug Kritikpunkte.
Mir fällt nur auf, dass nicht versucht wird, mit Qualität langsam die Massen zu überzeugen, sondern nur nach maximaler Aufmerksamkeit gesucht wird.
Ich kann dir versichern, in anderen Branchen sind diese rechtlichen Auseinandersetzuen ein Kindergarten. Wen ich da als Einzelperson einen Fehler machen, muss ich dafür gerade stehen.
Diese Haltung und die notwenidge positive Energie vermisse ich bei den meisten “Alternativen”.
Michael Schäfer
>> Stimmt. Deswegen gewann Lego in diesem Jahr ein großes Verfahren gegen einen international agirenden Konzern.
Bei diesen ging es aber um eindeutige Kopien. Das ist etwas ganz anderes. Auf der anderen Seite hat Lego in den letzten Jahren auch Verfahren verloren. Darunter auch gegen Cobi. Warum führst Du die nicht auf?
>> Wie war das denn deiner Meinung nach im Fall Thomas Panke, der eine Spielwarenmarke mit den Klemmbaustein als Logo angemeldet hat?
Panke wurde nicht abgemahnt, hat zu Anfang zwar so dar-, aber es später klargestellt.
>> Und wieso ist das bei Lego der Fall?
Weil es bei Cobi sicherlich nicht darum ging, einen Mitbewerber vom Markt fernzuhalten. Lego geht da deutlich öfters gegen andere Hersteller vor, und das teilweise mit sehr fragwürdigen Methoden. Ich habe auch noch nichts darüber gehört, das Cobi das Grenzbeschlagnahmeverfahren herangezogen hat – unterhalte Dich da mal mit Zollbeamte im Bezug auf Lego drüber. Darüber hinaus würde sicherlich niemand was sagen, wenn es um eindeutige Kopien geht. Aber gerade die Figuren hier sind so weit vom Original weg, dass es sehr offensichtlich ist, was Lego damit verfolgt. Warum ich das so sehe? Weil es genügend Verfahren gegen angebliche Verwechslungsgefahren bei Lego gibt, die laut Rechtsexperten nicht so gut für Lego aussehen. Warum kann Lego diese Auseinandersetzungen nicht abwarten? Nein, weil sie anscheinend wissen, das es auch möglich ist, diese zu verlieren und somit dem Anschein nach bereits vorher Fakten schaffen wollen.
>> Hat BB nicht das Monopol auf den Xingbao-Vertrieb? Wurden da nicht auch Händler abgemahnt?
Mag sein, aber abmahnen kann jeder, es wird im Vorfeld nicht geprüft ob diese berechtigt ist. Somit kann BB so viele Abmahnungen versenden wie sie wollen. Ich weiß aber auch, dass es genügend Importeure oder Händler gibt, die nach wie vor selbst bei XB ordern. Mal davon abgesehen, dass es genügend Juristen gibt, die für das Vorgehen von BB wenig Chancen vor Gericht sehen. Hier steht auch im Raum, dass BB damit rechnet, dass viele sich vor einer Auseinandersetzung wegen der finanziellen Seite “fürchten”…
>> Wer sagt denn, dass die Anleitung dort rechtlich unproblematisch sind?
Warum erwähnst Du diese dann nicht und lässt sich nur über die alternativen Hersteller aus? Recht einseitig.
>> Wenn das so ist, warum gibt es die Razor Crest nicht mehr zu kaufen?
Weißt Du warum? Vermutungen Deinerseits? Mal davon abgesehen, dass wenn, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Lego abgemahnt hat. Und selbst wenn sie abgemahnt wurden, bedeutet das eben noch lange nicht, dass diese berechtigt war. Vielleicht hat MB auch nicht die finanziellen Mittel für einen langen Rechtsstreit, die die andere aber hat? So etwas werden wir erst im nächsten Jahr sehen, wenn das neue EU-weite Gesetz kommt, was eben mit empfindlichen Strafen verhindern soll, das Großkonzerne jemanden mit der Motivation vor Gericht ziehen, weil sie davon ausgehen, dass er das Verfahren dann eh nicht finanziell durchstehen kann und dieses dadurch ausnutzen.
Ansonsten: Alles Spekulation. Es kann genauso gut einen anderen Grund geben.
>> Warum aber verkaufen die Händler die Produkten mit entsprechden Hinweisen?
Ich habe Dich in meinem vorherigen Kommentar schon gefragt, welche Hersteller das sein sollen – also die, die den Namen “Lego” oder “Duplo” verwenden. Diese bleibt Du nach wie vor schuldig.
>> Der offizielle Qman-Vertreter nannte mir Russland und Deutschland als Hauptabsatzmarkt.
Da habe ich von anderen Leuten, welche direkt mit dem Unternehmen in China in Kontakt stehen, andere Sachen gehört. Und als Hauptabsatzmarkt kommen viele Sets von Qman erst gar nicht zu uns? Seltsam, oder? Und selbst wenn es so wäre – es wäre ein Händler von vielen anderen. Bei der Masse sieht es aber anders aus – das werden Dir auch viele Händler bestätigen.
>> Verstehe ich dich richtig, dass du geistiges Eigentum für nicht schützenswert hälst?
Unterstelle mir nichts was ich nicht gesagt habe. Es ging um den juristischen Schutz eines Geschmacksmuster / 3D-Marke. Den gibt es nur in den genannten Ländern und sonst nirgends. Daher kann Lego in anderen Ländern juristisch nicht in dieser Form auftreten. Da nützt auch Dein verdrehen nichts.
>> Wen ich da als Einzelperson einen Fehler machen, muss ich dafür gerade stehen.
Und wer legt fest, dass es ein Fehler ist? Mit einer Abmahnung ist dies jedenfalls nicht belegt.
colk64
Zum Thema Löschungsanträge gegen die 3D-Marke. Diesen gebe ich nicht den Hauch einer Chance. Die Form der Lego-Minifigur ist buchstäblich ikonisch geworden, wie auch die Coca-Cola-Flasche oder das Ritter-Sport-Quadrat. Cola und Schokolade kann anders verpackt werden.
Da es auch andere Möglichkeiten gibt, den menschlichen Körper nachzubilden, besteht nicht die Notwendigkeit, seine eigenen Minifiguren so wie die von Lego zu formen. Einige, nicht alle, Alternativhersteller tun dies ja auch. Die Frage ist, ist der Abstand groß genug, auch das würde ich mit ja beantworten.
Und deswegen sehe auch ich gute Chancen, dass diese Abmahnungen vor Gericht keinen Bestand haben werden. Lego und die beteiligten Anwälte setzen wohl eher darauf, dass den angegriffenen Händlern Zeit, Lust und Geld ausgehen, bevor die Sache letztinstanzlich entschieden wird.
Michael Schäfer
Zum Löschantrag: Das sehen Experten bislang noch unterschiedlich. Für Getränke gibt es eine Menge anderer Flaschen, genauso wie Verpackungen für Schokolade. Bei den Minifiguren schaut es aber etwas anders aus, da hat Lego bisher alles sicher mehr oder weniger vom Markt gehalten. Das wäre so, als wenn Coca Cola gegen einen anderen Cola-Hersteller vorgehen würde, weil dieser auch eigene Flaschen herstellt. Und Flaschen haben nun mal eine bestimmte Form, die setzt der Nutzen einfach voraus. In meinen Augen ist es völlig offen, wie es ausgeht.
Das Problem liegt für mich aber völlig woanders: Darin, dass Lego bestimmen will, was zu nah an der eigenen Figur ist und was nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass Lego sogar Minifiguren abmahnen würde, welche sich viel mehr an Playmobil anlehnen würden – und Playmobil da gar nichts machen würde.
Bei den Abmahnungen würde ich, wie schon im Kommentar geschrieben, noch einen Schritt weiter gehen: In meinen Augen (und nicht nur in denen) versucht Lego hier noch schnell Fakten zu schaffen. Das liegt nicht unbedingt daran, das den Händlern Zeit, Lust und Geld ausgehen, die dürften zumindest Unternehmen wie BlueBrixx haben, sondern das eben die Unterlassungen auch noch gültig wären, wenn Gerichte die anderen Figuren als völlig Legal einstufen würden. Wie Thorsten meinte: Es würde einem Vertriebsverbot gleich kommen.
Es wäre interessant zu wissen, wie Lego darauf reagieren würde, wenn ein Händler den Passus mit in die Erklärung nehmen würde, das die Unterlassung hinfällig wäre, wenn Gerichte die Figuren als in Ordnung einstufen würden. Ich bezweifle, dass sich Lego darauf einlassen würde – und würde damit seine wahren Ambitionen offenbaren.
Peterson
“Zum Löschantrag: Das sehen Experten bislang noch unterschiedlich.”
Frage zwei Anwälte und kriege drei Meinungen. Natürlich gibt es unterschiedliche Auffassungen dazu. Wer sollen denn die “Experten” sein?
Ich könnte morgen auch Löschanträge gegen verschiedene Marken, Patente oder Designrechte einreichen. Ob diese auch erfolgreich sein werden, steht völlig in den Sternen.Trotzdem könnte ich zu Recht behaupten, dass mehrere Löschanträge vorliegen.
GrafLukas
Hier muss man differenzieren. Die eine Frage ist, ob die LEGO-Minifigur als Marke geschützt werden kann und die Marke zu Recht eingetragen ist. Das betrifft die Schutzfähigkeit der Marke und, soweit (auch) technische Lösungen enthalten sind wie die Noppen/Löcher zum Hinstellen/Setzen und die “Hände”, den Schutzgegenstand der Marke. Das andere ist die Frage, welche anderen Figuren zu ähnlich / zu nah dran sind. Das ist eine Frage des Schutzumfangs. Es kann sehr gut sein, dass letztlich sowohl die Klagen von LEGO aus der Marke als auch die Löschungsanträge gegen die Marke erfolglos sind – dann steht weiterhin fest, dass nur LEGO die LEGO Minifigur verwenden darf, aber die anderen Figuren sind unähnlich genug, das Markenrecht nicht zu verletzen.
Michael Schäfer
Ich denke mal dass es genau darum geht: Das gerichtlich festgelegt wird, ab wann eine Figur der von Lego “unähnlich” genug ist, um die Rechte nicht zu verletzen. Das wäre aber dann auch etwas, an das sich Lego halten müsste.
GrafLukas
Hallo,
ist das mit den Figuren ein Beispielbild oder eine Abbildung aller von LEGO abgemahnten Figuren (plus der Legofigur)? Ich die hier betroffenen Figuren gerne mal im Direktvergleich gesehen. Das hatte der Held der Steine in dem inzwischen leider gelöschten Video gemacht.
Danke!
GrafLukas
Michael Schäfer
Nein, das war nur ein “Symbolbild” von mir.