Qman gilt im Bereich der alternativen Klemmbausteine schon lange nicht mehr als Geheimtipp. Als einer der wenigen Hersteller hält dieser zudem die Fahne der Stadtmodelle hoch. Das Set 1929 „Autotransporter Überfall“ aus der Reihe „ Battle Force SWAT“ besitzt zwar großes Spielpotential, leistet sich aber ebenso den einen oder anderen Design-Schnitzer.
Das Set
Das Modell beinhaltet 441 Teile, welche in insgesamt 9 Tüten verpackt und in 4 Abschnitte aufgeteilt sind. Aus diesen werden im Laufe der Bauzeit ein Polizeiwagen, der Autotransporter sowie 4 Figuren gefertigt. Darüber hinaus beinhaltet das Set 19 Aufkleber, Prints sind bei Qman, abgesehen von den Figuren, nach wie vor Mangelware. Positiv ist zu vermerken, dass die Aufkleber mit einem kleinen Klebstreifen fest in die ersten Seiten der Anleitung gelegt wurden. So können diese nicht herausfallen oder zerknittern und sind dennoch leicht und ohne die Anleitung zu beschädigen entnehmbar.
Die Figuren sind nicht wie bei anderen Herstellern bereits weitestgehend vorgefertigt, sondern müssen aus ihren Einzelteilen zusammengebaut werden. Diese sind jedoch nicht wie sonst üblich einzeln verpackt, sondern auf alle Tüten des ersten Bauabschnittes aufgeteilt, womit die entsprechenden Teile erst einmal zusammengesucht werden müssen. Dabei können vor allem die kleineren Teile wie Arme oder Hände schnell übersehen werden.
Die Anleitung
Die beigelegte Bauanleitung umfasst 34 Seiten und agiert, wie kann es bei einem chinesischen Händler anders sein, nach dem Prinzip der Reduktion. Dies bedeutet, dass bereits verbautes abgeschwächt und nur neue Teile vollfarbig dargestellt werden.
Wie bei anderen Sets von Qman ist auch die beiliegende Anleitung im Grunde leicht verständlich, nur bei der Reihenfolge der Bauabschnitte auf den ersten Seiten könnte der eine oder andere, je nach Gewohnheit, ins straucheln kommen: So unterteilt der Hersteller die Seite in vier Abschnitte, welche jedoch von der Reihenfolge her nicht von oben links nach unten rechts gebaut werden, sondern zunächst die linke Seite mit zwei Schritten und dann die rechte Seite mit zwei Schritten. Nicht selten dürfte sich der eine oder andere Baumeister wundern, ob er das eine oder andere Teil übersehen hat.
Bei Steinen, deren Größenzuordnung ein wenig schwierig erscheint, bildet Qman in der Anleitung entsprechende Größenangaben ab. So wird schnell erkannt worauf geachtet werden muss, was wiederum ein Verbauen verhindert.
Ansonsten hält die Bauanleitung keine wirklich großen Überraschungen parat.
Der Aufbau
Zunächst geht es daran, die Figuren zu bauen. Dazu müssen, wie bereits beschrieben, erst einmal alle einzelnen Teile aus den verschiedenen Tüten des ersten Abschnittes zusammengetragen werden. Sollte der eine oder andere Arm oder die eine oder andere Hand fehlen, sollte in den Oberkörpern geschaut werden – nicht selten verstecken sich diese dort.
Der Zusammenbau geht vom Anspruch her leicht von der Hand, die Köpfe aber schwer auf die Hälse drauf. Hier könnten Kinder noch vor den Aufklebern bereits die Hilfe eines Erwachsenen benötigen. Bei den Händen muss aufgepasst werden: Weil Qman diesen auch Finger spendiert, muss auf die Position des Daumens geachtet werden, sonst erhält die fertige Figur ein irgendwie merkwürdiges Aussehen.
Die beiden beigelegten Masken der Kriminellen werden lediglich unter den Kopf auf den Hals gesetzt, sodass diese abgenommen und entweder bei anderen Figuren oder die Figuren ohne Maske verwendet werden können.
Nach rund 25 Minuten sollten die vier Figuren fertig zusammengebaut sein. Auch wenn die großen Köpfe für einen entsprechenden Niedlichkeitsfaktor sorgen und der bei solch einem Szenario zunächst als hinderlich vermutet werden kann, passt das ganze dennoch. Weniger gut getroffen ist dabei jedoch die weibliche Gesetzeshüterin, welche eher nach einer Politesse als einer Polizistin ausschaut. Auch wenn diese in China anders gekleidet sind als ihre Kollegen in Deutschland sehen entsprechende Uniformen im Original weniger „brav“ aus.
Fünf Noppen und ein Problem
Anschließend geht es an die Fertigung des kleinen Polizeiautos. Dieses hält neben der Tatsache, dass es sich hier um ein Cabrio handelt, eine andere, für manchen vielleicht weniger erfreulichere Überraschung parat: Bereits beim Betrachten des Formteils, welches den Unterboden des Polizeiautos bildet, zeigt sich, dass das Vehikel in einer Breite von fünf Noppen gefertigt wird – anders als die Autos des dänischen Marktführers sowie weitere Exemplare von Qman, welche nach wie vor sechs Noppen breit sind.
Der Aufbau geht auch hier wieder schnell von der Hand und ist innerhalb von vier Seiten, sprich 20 bis 25 Minuten abgearbeitet. Kinder könnten aufgrund der Aufkleber doch etwas länger brauchen oder Hilfe benötigen. Die Konstruktion ist dabei interessant, hält aber keine wirklichen neuen Bautechniken oder Überraschungen parat.
Beim fertigen Cabrio fallen sofort die kleinen Reifen auf, welche dem Auto das Erscheinungsbild eines Gokarts verleiht – was durch die Form der Figuren verstärkt wird. Diese Form ist auch bei Autos aus der Colorful-City-Reihe verbreitet. Darüber hinaus haben sich die Entwickler einen kleinen Design-Fehler geleistet, denn durch die angedeuteten Rückspiegel lassen sich die Türen nicht komplett öffnen. Zudem stellt sich die Frage, wie sinnig ein Cabrio als Polizeiwagen ist. Umstände, welche die meisten Kindern jedoch nicht stören dürften.
Beschränkte Auto-Auswahl beim Transporter
Im gleichen Abschnitt wird zusätzlich das Chassis des Autotransporters gebaut, welches jedoch nicht aus einer großen Grundplatte, sondern aus vielen kleineren Einzelteilen zusammengesetzt wird. Im zweiten Bauabschnitt erfolgt im Anschluss ein Teil des Führerhauses und der Ladefläche. Bei dieser verfolgt Qman zudem einen anderen Ansatz als Lego beim Autotransporter 60060 aus der City-Reihe von 2013. Während der dänische Marktführer dort Leiterteile als Fahrrinne nutzt, kommen diese bei Qman nur als Mittelführung zum Einsatz. Die eigentliche Fahrfläche wird aus mehreren 1×8-Fliesen und entsprechenden Aufklebern mit Reifenabdrücken umgesetzt. Durch die Fertigung des Unterbaus des Transporters durch mehrere Plate-Schichten ist dieser bereits jetzt schon sehr stabil.
An dieser Stelle wird auch deutlich, dass nicht nur die normalen City-Autos von Lego, sondern auch viele weitere Fahrzeuge vom Qman, zum Beispiel die Modelle der Rennserie, in den meisten Fällen nicht auf den Transporter passen dürften. Die Ladefläche ist zwar auch in einer Breite von sechs Noppen gefertigt, bei den genannten Autos muss jedoch noch die Verbreiterung der Radkästen hinzugerechnet werden – was in den meisten Fällen zu Problemen führen dürfte. Um dieser Einschränkung zu entgehen, müsste die komplette Ladefläche verbreitert werden – um die Symmetrie auf beiden Seiten beizubehalten und den Aufwand nicht zu groß werden zu lassen dann direkt um zwei Noppen. Das dürfte aber, soviel sei bereits vorweggenommen, aufgrund der Seitenteile nicht so einfach werden, da bei einer Verbreiterung die Reifen des Trucks im Weg sein werden. Somit müsste entweder der ganze Unterbau verbreitert oder die Ladefläche erhöht werden – was wiederum Einfluss auf die Ladefläche darüber hätte, welche natürlich ebenso verbreitert werden müsste und das gleiche Problem mit den Reifen besitzt. Am Ende dürfte der Aufwand für einen Umbau zu groß sein.
Beispiel für vielfältige Teilenutzung
Während des Aufbaus kommt neben Schwarz und Türkis Rot als weitere Steinfarbe hinzu – wenn auch nur dezent im Unterbau des Führerhauses als dekorativer Zierstreifen und im weiteren Verlauf darüber hinaus als Verbindung der oberen Ladefläche. Der dritte Bauabschnitt zeigt dann wieder einmal, wie vielfältig selbst zunächst eindeutige Teile verwendet werden können: So kommen beim weiteren Aufbau des Führerhauses seitlich Zierstangen zur Verwendung, welche ihren Ursprung als Lanze bei Rittersets haben dürften. Etwas weniger stabil sind die angefügten Abgasrohre, welche lediglich unten festgeklemmt werden und sich dadurch beim Spielen leicht wieder lösen können.
Die seitlich nach vorne leicht abgerundet verlaufende Motorhaube wird dagegen aus Formteilen umgesetzt, welche jeweils seitlich in die Löcher eines Technik-Bricks gesteckt werden.
Nach rund 90 Minuten Bauzeit steht der bis auf die obere Ladefläche fertige Transporter vor einem und macht bereits jetzt schon einen massiven Eindruck. Für den letzten Abschnitt müssen noch einmal rund 30 Minuten eingerechnet werden. Dabei funktionieren jedoch manche Dinge nicht so, wie es sich die Designer am Reißbrett vorgestellt haben: So soll die obere Ladefläche hochgeklappt mit einer Noppe auf jeder Seite an das Führerhaus und heruntergelassen an die untere Ladefläche andocken – was aufgrund der fehlenden Passgenauigkeit jedoch nicht geschieht. Das sorgt dafür, dass diese in erster Position beim Spielen wackelt und vor allem nach hinten leicht abfällig verläuft, wodurch aufgrund der fehlenden Absperrung die Autos ständig runterrollen können. Beim Befüllen entsteht zudem zwischen den beiden Einheiten eine Kante und keine gerade Fläche, welche das Auto benötigt, um störungsfrei vom vorderen Teil rückwärts fahren zu können. Der dazugehörige Mechanismus ist durch die einfache Achsenverbindung dagegen recht leichtgängig.
Aber auch das Design der Rampe ist nicht bis zu Ende gedacht, die Fahrrinnen berühren nicht den Boden, was vor allem der Seitenverkleidung zuzurechnen ist. Dadurch verharrt die Rampe in der Höhe von rund einem Brick, womit das Auto beim Auffahren immer angehoben werden muss.
Qualität der Steine
Schon vor der Umbenennung konnte das damals noch unter Enlighten firmierende Unternehmen in Sachen Steinequalität überzeugen. Dass diese auch unter dem neuen Namen Qman stetiger Verbesserungen unterliegt, zeigt sich ebenso in den neuen Modellen. Das bedeutet dennoch nicht, dass nicht noch einige Luft nach oben vorhanden wäre. Aber der Reihe nach:
An den Figuren gibt es nichts auszusetzen, außer, dass diese bei Qman komplett aus ihren Einzelteilen zusammengesetzt werden müssen – anders dürfte der geringe Preis nicht zu halten sein. Der teilweise schwergängige Zusammenbau sorgt am Ende für eine hohe Stabilität und damit für eine gute Spielbarkeit. Ebenso wenig gibt es an den Aufdrucken zu bemängeln, welche an allen Körperteilen einen ebenso guten Eindruck hinterlassen.
Bei den Bausteinen kann es unter Umständen dagegen etwas anders ausschauen. So sind gerade auf den schwarzen Steinen die eine oder andere Schliere zu sehen. Im Vergleich zu anderen chinesischen Herstellern fallen diese noch recht gering aus, aber wiederum deutlich höher als beim dänischen Marktführer. Größere Kratzer konnten nicht gefunden werden.
Bei der Klemmkraft besteht dagegen kein Grund zur Kritik, diese agiert auf ähnlichem Niveau wie bei Lego – fest genug um für eine hohe Stabilität zu sorgen, aber wiederum locker genug, um die Steine wieder leicht voneinander trennen zu können. Die Positionen der Gussnasen sind ebenfalls gut, nur bei wenigen Teilen sind diese an ungünstigen Stellen vorhanden, sodass auf die Ausrichtung der Steine geachtet werden muss.
Verunreinigungen trüben das Erscheinungsbild
Die Farbgleichheit der Steine untereinander ist ebenfalls sehr gut, abweichende Farben konnten nicht beobachtet werden. Gleiches gilt für die Lego-Kompatibilität, welche ebenfalls nicht zu beanstanden ist. Anders schaut es mit farblichen Verunreinigungen aus, welche im Set an fünf der türkisen Steine gefunden wurden. Dies muss aber nicht bei allen Sets so sein, in der Vorstellung des Sets von Thorsten Klahold auf Johnny’s World war von den Fehlern nichts zu sehen.
Die Qualität der transparenten Teile ist ebenfalls gut, die Frontscheibe des Polizeiautos hätte jedoch klarer und weniger milchig sein können. Die Frontscheibe des Trucks dagegen besitzt einen kleinen, aber deutlich sichtbaren Kratzer.
Auffällig waren die teils veränderten Steine, um rechtlichen Problemen mit den noch geschützten Teilen von Lego aus dem Weg zu gehen. So wurde das Äquivalent zum runden 1×1-Stein mit offenem Stud nicht eben rund, sondern wie eine Mutter sechseckig gefertigt. Gleiches gilt für Elemente zur Umkehrung der Baurichtung um 90 Grad, welche an einer Seite nicht eckig gefertigt, sondern abgerundet wurden.
Fazit
Der Überfall auf den Autotransporter von Qman ist ein schönes Modell und für rund 17 Euro zu einem äußerst günstigen Preis erhältlich. Bezüglich mancher Design-Entscheidungen gibt es jedoch deutliches Verbesserungspotenzial.
Die Steinequalität ist gut, sowohl das äußere Erscheinungsbild bezüglich Kratzer und Farbgleichheit sowie die Klemmkraft können überzeugen. Auf den schwarzen Platten sind jedoch teilweise sichtbare Verläufe von glänzend zu matt zu erkennen. Da diese aber vornehmlich für den Unterbau verwendet werden, fällt dieses Problem weniger ins Gewicht. Darüber hinaus haben viele chinesische Hersteller mit diesem Problem zu kämpfen.
Bei den Figuren kann Qman erneut überzeugen. Trotz der martialischen Auslegung besitzen diese einen hohen Niedlichkeitsfaktor, sind zudem gut gefertigt, sowohl was die Aufdrücke wie auch die Qualität der einzelnen Teile betrifft. Mit diesen zeigt der Hersteller immer aufs Neue, dass auch Figuren mit hohem Wiedererkennungswert abseits der bekannten Lego-Formen entwickelt werden können.
Die Bauanleitung ist verständlich aufgebaut, lediglich die Unterteilung einer Seite in zwei Bereiche, sodass erst zwei Schritte auf der linken, danach zwei Schritte auf der rechten Seite gebaut werden müssen, ist suboptimal gewählt. Hier dürften nicht nur Kinder die Orientierung verlieren.
Die beiden Fahrzeuge sind für sich stabil konstruiert und bieten dadurch einen hohen Spielspaß, beinhalten aber ebenso die eine oder andere Schwäche im Bezug auf die Konstruktion. So hätten dem Polizeiwagen größere Reifen gut zu Gesicht gestanden, ob dem Fahrzeug mit dem Erscheinungsbild eines Gokarts eine gewisse Autorität innewohnt dürfte bezweifelt werden.
Fünf Noppen versus sechs Noppen
Ebenso kritisiert werden muss die Fahrzeugbreite von fünf Noppen, wogegen die meisten Fahrzeuge von Qman, einschließlich der neuen Renn-Serie, eine Breite von sechs Noppen aufweisen. Das schränkt die auf dem Truck zu transportierenden Vehikel deutlich ein, denn selbst bei einer Breite von ebenfalls sechs Noppen dürften Fahrzeuge gleicher Noppenbreite nicht auf den Transporter passen, da immer noch die verbreiterten Kotflügel bedacht werden müssen. Den Truck auf die entsprechenden Maße anzupassen dürfte zudem einen zu großen Aufwand darstellen.
Darüber hinaus haben die Entwickler einige Dinge aus den Augen verloren: So setzt die obere Ladefläche nicht komplett auf das Führerhaus auf, sodass diese nach hinten leicht schräg abfällt und Fahrzeuge während des Spiels immer wieder herunterfallen. Ausgefahren schließt gleiche Ladefläche nicht an die untere an, wodurch eine Kante entsteht, welche jedoch noch das kleinere Problem darstellen dürfte. Aufgrund der Seitenverkleidung der Auffahrrampe besitzt diese keinen Bodenkontakt, womit Autos beim Fahren auf den Transporter immer angehoben werden müssen.
Trotz der kleinen Schwächen darf das Set als solide bezeichnet werden und dürfte vor allem unter Kindern großen Anklang finden, da hier bei einem Taschengeldpreis ein guter Gegenwert geliefert wird.
MOC-Hinweis
Sollte dieses Modell als ein unlizenziertes MOC erkannt worden sein, bitten wir um eine kurze Mitteilung. Wir werden den Review um entsprechende Hinweise ergänzen und anschließend einer Neubewertung unterziehen. Weitere Hinweise sind in unserer Rubrik „Wie wir testen“ zu finden.
Anmerkung zum Test
Das Set „Battle Force SWAT – Autotransporter-Überfall“ wurde Just Bricks freundlicherweise von Steingemachtes für den Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
Qman 1929 – Battle Force SWAT – Autotransporter-Überfall bei Steingemachtes.de
Qman 1929 – Battle Force SWAT – Autotransporter-Überfall im Review – Slideshow
Qman 1929 - Battle Force SWAT - Autotransporter-Überfall im Review
- schönes Modell
- attraktiver Preis
- gute Steinequalität
- gute Farbqualität
- gute Anleitung
- schöne Figuren
- hoher Spielwert
- Konstruktionsfehler bei oberer Ladefläche
- Reihenfolge in Anleitung an manchen Stellen nicht nachvollziehbar
- Ladefläche nur 6 Noppen breit und somit nur für 5 Noppen breite Fahrzeuge verwendbar