Das Modell der Mirage 2000-5 gehört nicht unbedingt zu detailgetreuesten Ausarbeitungen von Cobi. Mit seiner einfachen Bauweise, der geringen Komplexität und der einfachen Bauanleitung eignet es sich vor allem für Einsteiger in den Bereich der Klemmbausteine. Die Steinequalität ist erneut erstklassig – bis auf eine Ausnahme.
Das Original
Die Mirage 2000 ist ein französisches Mehrzweckkampfflugzeug, das vom Flugzeughersteller Dassault entwickelt und produziert wurde und dessen Geschichte bis in die 1970er Jahre zurückreicht. Berühmt geworden ist sie vor allem aufgrund ihrer Deltaflügler-Form, durch die sie ohne separates Höhenleitwerk auskommt.
Der Mirage 2000 ging die Mirage III voraus, welche vor allem für hohe Geschwindigkeiten in großen Höhen konzipiert war. Hier sollte sie vor allem gegen die ebenfalls schnellen und hoch fliegenden sowjetischen Bomber eingesetzt werden. In diesem Szenario spielte das große Manko, dass die „schwanzlose“ Deltakonstruktion für den Kurvenkampf nur bedingt geeignet war, eine untergeordnete Rolle.
Ein Kind ihrer Zeit
Als jedoch in den USA sowohl die von Grumman entwickelte F-14 Tomcat als auch die McDonnell Douglas F-15 sowie die MiG-25 in der Sowjetunion Indienst gestellt wurden, wandte sich die französische Luftwaffe an Dassault, einen Luftüberlegenheitsjäger zu entwickeln. Im Dezember 1975 wurde mit den Arbeiten an zwei Flugzeugen begonnen, einer einstrahligen Maschine, welche als Mirage 2000 betitelt wurde, sowie einer Variante mit zwei Schubaggregaten, der Mirage 4000, welche jedoch kurz nach ihrem Erstflug am 9. März 1979 wieder eingestellt wurde. Die Mirage 2000 wurde dagegen ab 1983 in Serie gefertigt, die Indienststellung erfolgte im Juni 1984.
Multifunktional
Nach mehreren Aktualisierungen wurde die hier als Modell vorliegende Mirage 2000-5 entwickelt, zu deren Neuerungen unter anderem ein neu gestaltetes Cockpit gehörte, welches seinerzeit, mit fünf Multifunktionsdisplays und zwei leistungsfähigen Bordcomputern, eines der modernsten seiner Art darstellte. Hinzu kam das deutlich leistungsfähigere RDY-Radarsystem, welches die Anlagen der F-16 (AN/APG-68) und F-15 (AN/APG-70) übertreffen soll. So konnte die Mirage 2000-5 ohne Umbauarbeiten an den internen Systemen sowohl als Jäger, Jagdbomber wie auch als Aufklärer eingesetzt werden. Auch wenn amerikanische Jets aus dieser Zeit futuristischer oder imposanter erscheinen, darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei der Mirage 2000-5 um eine der modernsten und leistungsfähigsten Militärmaschinen ihrer Zeit handelt.
Von der Mirage 2000 wurden seit ihrem Erstflug als Mirage 2000C bis zum 23. November 2007 insgesamt 601 Maschinen gefertigt. Die Nachfolge trat die ebenfalls von Dassault gefertigte Rafale C an, welche ebenso von Cobi als Modell (5802) erhältlich ist.
Das Modell
Cobi fertigt seine im Maßstab 1:48 gehaltene und zur „Armed Forces“-Reihe gehörende Version der Mirage 2000-5 aus 400 Teilen, zu denen auch eine „halbe“ Minifigur in Form des Piloten gehört. Das Modell ist hierzulande für rund 30 Euro zu erstehen. Die Bauteile sind in zwei größeren Tüten verpackt, welche gleichzeitig die Bauabschnitte darstellen und in welchen sich noch einmal insgesamt 16 Tüten befinden. Das ergibt am Ende keine 23 Teile pro Tüte, was erneut ein trauriges Ergebnis für Cobi in Sachen Müllvermeidung ist. Aufgrund der noch übersichtlichen Anzahl von einzelnen Steinen pro Bauabschnitt sollte ein Vorsortieren keine große Zeit in Anspruch nehmen.
Da es sich beim vorliegenden Modell um ein Pad-Printed-Modell handelt, führt dieses keine Aufkleber, Cobi druckt alle nötigen Embleme oder Grafiken direkt auf die Steine, was zum einen eine bessere Darstellungsqualität ermöglicht und zudem langlebiger ist.
Die Anleitung
Wie bei anderen größeren Modellen von Cobi ist auch die Anleitung der Mirage 2000-5 im DIN-A4-Querformat gehalten. Diese Größe beinhaltet zwar den Nachteil, dass auf dem Bautisch für etwas mehr Platz gesorgt werden muss, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die einzelnen Bauschritte verständlich dargestellt werden können. Dies geschieht im vorliegenden Fall mit meist vier Bauschritten pro Seite, nur selten und bei kleinen Segmenten erhöht sich die Anzahl auf sechs. So werden am Ende auf den 26 Seiten 103 Bauschritte abgebildet.
Die Anleitung ist auch für Klemmbaustein-Neulinge sehr zugänglich, Lego-Umsteiger dürften noch weniger Probleme besitzen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Cobi beim vorliegenden Modell nur wenige neue Teile pro Bauschritt hinzufügt, zu keiner Zeit werden zehn Teile pro Schritt erreicht. Erfahrene Baumeister könnten an diesem Umstand weniger Gefallen finden, da diese das ständige Suchen nach neuen Teilen etwas aus dem Fluß bringen kann.
Neulinge können Anfangs ein wenig Probleme im Erkennen der weniger bekannten Steinegrößen wie den 1 × 5 oder 2 × 5 Plates haben. Zur Orientierung und zum besseren Größenvergleich hält die Anleitung bei einigen (aber nicht allen) Auflistungen der für den Abschnitt benötigten Steine Umrisse in Originalgröße bereit. Nach wie vor erschließt sich das System hinter der Auswahl nicht ganz und bleibt sehr willkürlich, denn an anderen Stellen, wo gleiche Größenangaben ebenfalls sinnvoll wären, fehlen entsprechende Angaben.
Grafisch verfolgt der polnische Hersteller bei der Darstellung der einzelnen Bauschritte wie gewohnt das Prinzip der Reduktion – neue Teile werden in ihren Farben dargestellt, bereits Verbautes in einem hellen Grau. Bei großen Modellen, wie den Schiffen von Cobi, kann es hierbei schnell zu Orientierungsproblemen kommen, da gerade verschiedenfarbige Steine einen deutlich besseren Aufschluss darauf geben, wo welche Teile genau hingesetzt werden müssen. Aufgrund der überschaubaren Modellgröße der Mirage 2000-5 hält sich dieser Effekt jedoch in Grenzen.
Der Aufbau
Das Sortieren der ersten Tüte nimmt, sofern dieses eher grob vorgenommen wird, nur ein paar Minuten in Anspruch, danach beginnt der Aufbau der Mirage 2000-5 mit dem Zusammensetzen der Delta-Flügel. Das mutet zunächst einfach an, es muss dennoch aufgrund der verschiedenen Plates genau hingeschaut werden, damit zum einen die richtigen Positionen, aber auch die richtigen Farben verbaut werden. Vor allem Umsteiger werden sich hierbei erst an die verwendeten 2 × 7 Noppen großen Plates gewöhnen müssen. Der komplette Flügel wird zunächst aus einer Lage Plates sowie den darauf gelegten Fliesen gefertigt, später werden von unten die von Cobi bekannten, halb hohen Fliesen mit Noppen zur Verstärkung aufgesetzt. Dadurch gewinnt das Modell bereits in dieser frühen Bauphase die vom Hersteller bekannte hohe Stabilität.
Erneut auffällig sind dabei die Halterungen für die Querruder, welche bereits bei der C-47 (Review) oder der Ju-52 (Review) auch als Aufhängung für die Türen zum Einsatz kamen. Während die komplette Tragflächen glatt und glänzend sind, sind diese von der Oberfläche her deutlich gröber gefertigt, womit diese erkennbar matter erscheinen und nicht so ganz zum Gesamteindruck passen.
Endlich eine Umkehrung der Baurichtung – nur etwas anders
Als Nächstes wird der vordere Rumpfbereich mit Cockpit gebaut, wo von Cobi zum ersten Mal die Baurichtung geändert wird – wenn auch nicht in der sonst vom polnischen Hersteller erwarteten Art und Weise: Der hintere Teil des Pilotenbereichs wird wie gewohnt mit den Noppen nach oben gebaut, das Segment davor samt Anklemmvorrichtung für die Nase jedoch entgegengesetzt. Aneinander gehalten werden beide mittels einer acht Noppen langen Flügelfliese. Einfach, aber sehr effektiv und stabil.
Anschließend werden die beiden Lufteinlässe für die Turbinen geformt, an das vordere Rumpfteil angesetzt und alles zusammen auf das Flugzeug geklemmt. So ist der erste Bauabschnitt nach rund 45 Minuten fertiggestellt.
Erste Unterschiede zum Original fallen auf
Der zweite Abschnitt beginnt auf genau der entgegen gesetzten Seite, beim Turbinenauslass, bei dem sich Cobi doch etwas mehr Mühe hätte geben können – entgegen dem Original ist dieser nicht rund, sondern quadratisch mit abgerundeten Ecken. An dem Segment wird sich weiter Richtung Mitte gehangelt, um schließlich am vorderen, bereits gefertigten Rumpfteil anzudocken.
Anschließend werden auf der Unterseite die Fahrwerke angebracht, welche sich zwar einklappen, aufgrund der geringen Dicke der Tragfläche aber nicht verbergen lassen. Darüber hinaus müssen diese ohne die seitlichen Schutzbedeckungen auskommen. Doch während die Räder des Bugfahrwerkes auch beim Original kleiner als die beiden hinteren sind, wirkt die Modellumsetzung noch einmal kleiner sowie unrealistisch und lässt das Modell daher eher wie ein Spielzeug wirken. Weiter werden die vier Raketen angebracht – zusätzliche Tanks, Bomben oder sonstige Behälter führt das Modell nicht.
Die Nase passt nicht
Anschließend soll die nur aus einem Oberkörper bestehenden Figur ein- und die Nase des Flugzeuges aufgesetzt werden. Letzteres ist jedoch leichter gesagt als getan: So ist die Röhre im Inneren beim vorliegenden Modell leicht verzogen, womit diese selbst mit großem Kraftaufwand nicht angeklemmt werden kann. Hier musste diese ein gutes Stück in die andere Richtung gebogen werden, damit die Nase am Ende auf das Fluggerät gesetzt werden kann. Anschließend wird noch die bedruckte Kanzel auf das, wie bei vielen anderen Modellen nicht im Innenraum ausgefüllte, Cockpit aufgesetzt, welche sich jedoch weder hochklappen lässt, noch bündig mit dem Rumpf abschließt und daher eine wenig schön ausschauende Lücke zwischen beiden hinterlässt.
Entgegen der bereits erwähnten C-47 und Ju-52 baut Cobi das Heckleitwerk der Mirage 2000-5 nicht aus einem Formteil, sondern aus einzelnen Steinen. Diese Umsetzung birgt sowohl Vor- wie auch Nachteile: Einerseits ist der Bauspaß höher, auf der anderen Seite wirkt dieses recht klobig und dicker als beim Original und muss zudem genau ausgerichtet sein, denn beim Zusammenbau kann sich dieses schnell etwas verziehen. Mit diesem ist der Kampf-Jet dann aber auch fertiggestellt.
Zu guter Letzt wird noch der Ständer gebaut, auf welchem die Mirage 2000-5 ruht. Alles in allem dürfte das Modell auch von unbedarften Baumeistern in gut 90 Minuten gefertigt sein.
Qualität der Steine
Die Steinequalität ist, wie bei Cobi üblich, auf den ersten Blick sehr gut – von den beschriebenen Problemen mit der Nase einmal abgesehen. Die Klemmkraft ist weiterhin höher als bei Lego, die Farbgleichheit befindet sich ebenfalls auf einem hohen Niveau, auch wenn die Farben zum dänischen Marktführer wie gewohnt abweichen. Kratzer oder sonstige Verunreinigungen konnten nicht ausgemacht werden.
Problematisch wird es dagegen erneut bei den Gussnasen, welche, entgegen der bereits vor geraumer Zeit angekündigten Verbesserung, zumindest beim Modell der Mirage 2000-5 an vielen ungünstigen Stellen erkennbar werden. So sollte sich beim Heckleitwerk entschieden werden, welche Seite des Modells später sichtbar sein soll, da man diese dann auf die nicht sichtbare Seite ausrichten kann.
An anderen Stellen wäre es für Cobi ein leichtes gewesen, diese zu verbergen: So besitzen die an einigen Stellen verwendeten, seitlich nach oben abgerundeten 2 × 1-Bricks die Gussnase unter der Abrundung. Da die Rundungen jedoch immer nach vorne und sichtbar gezeigt werden, hätte die Gussnase auch auf der Rückwand platziert werden können. So verschandeln diese sichtbaren Punkte ein gutes Stück die Gesamtoptik – was einfach nicht hätte sein müssen.
Die 13 im Modell verwendeten Drucke sind dagegen, wie vom polnischen Hersteller gewohnt, von sehr guter Qualität. Wer einmal eines der älteren Flugzeugmodelle mit Aufklebern gebaut hat, wird für die Prints dankbar sein – nicht nur weil es sich mit diesen wesentlich einfacher bauen lässt, sondern weil diese auch deutlich langlebiger sind. Auf der anderen Seite sind die Steine dadurch natürlich weniger universell einsetzbar.
Die Cockpit-Kanzel ist ebenfalls bedruckt und weist beim vorliegenden Set keine Kratzer auf – auch wenn diese nicht separat verpackt wurde.
Fazit
Die Mirage 2000-5 von Cobi hinterlässt viele unterschiedliche Eindrücke. So ist diese, durch die leicht verständliche Anleitung mit wenigen verwendeten Teilen pro Bauschritt und der geringen Komplexität, vor allem für Neueinsteiger im Klemmbaustein-Sektor geeignet. Dass nur Drucke, welche eine hervorragende Qualität aufweisen, verwendet werden, trägt zur Einschätzung bei. Die geringen Anforderungen werden auch durch die geringe Bauzeit von rund 90 Minuten deutlich.
Klemmer, welche jedoch eine detaillierte und originalgetreue Darstellung des französischen Jets erwarten, werden an vielen Stellen enttäuscht. So kleinlich Cobi zum Beispiel bei den Panzern auf jedes Detail achtet, so deutlich haben sie es beim vorliegenden Modell nicht getan. So fallen die nicht ganz bündig schließenden Kanzel und die nicht vorhandene Inneneinrichtung des Cockpit direkt auf, auch das Bugrad wirkt im Verhältnis viel zu klein. Darüber hinaus hätten die Designer dem Hauptfahrwerk ruhig die seitlichen Schutzklappen zur Abdeckung beim Einfahren spendieren können. Das Heckleitwerk wirkt wegen der Breite von einer Noppe recht klobig, wobei hier den Entwicklern zugute gehalten werden muss, dass hier nicht einfach auf ein Formteil, wie bei vielen anderen Fluggeräten von Cobi, zurückgegriffen wurde. Auch ist der Abgasauslass am Heck des Flugzeugs eher quadratisch mit abgerundeten Ecken geformt und nicht rund wie beim Original. Dazu kommt, dass das Modell lediglich Raketen trägt, von Zusatztanks oder weiteren Behältern fehlt jede Spur.
Die Steinequalität ist dagegen wieder erstklassig, Klemmkraft und Farbgenauigkeit geben wenig Anlass zur Kritik, lediglich die Nase lässt sich ohne das Geradebiegen der inneren Röhre nicht aufsetzen und die Angusspunkte wirken stellenweise störend. Darüber hinaus fallen die auf den Produktbildern eher weiß gehaltenen Teile im Modell weitaus gräulicher aus.
Anmerkung zum Review
Die Mirage 2000-5 von Cobi wurde Just Bricks freundlicherweise von “Die Klemme” für den Review zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Artikel fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand ebenfalls nicht.
>> Die Mirage 2000-5 (5801) von Cobi bei Die Klemme
Cobi 5801 – Mirage 2000-5 im Review – Slideshow
Cobi 5801 - Mirage 2000-5 im Review
- generell schönes Modell
- gute Steinequalität
- verständliche Anleitung
- sehr gute Prints
- auch für Anfänger oder Umsteiger geeignet
- Modell nicht bis ins letzte Detail originalgetreu
- kein detailliertes Cockpit
- an vielen Stellen sichtbare Gussnasen
- Nase lässt sich nur schwer aufsetzen
- Lücke zwischen Kanzel und Rumpf