Lego macht erneut von sich Reden. Im Gegensatz zu früheren Auseinandersetzungen hat es nun nicht Thorsten Klahold mit seinem Steingemachtes getroffen, sondern Freakware, welche sich vor allem als Generalimporteur von CaDA einen Namen in der Klemmbausteinszene gemacht haben. Das kuriose dabei: Das dänische Unternehmen führt dafür unter anderem ein angeblich verletztes Schutzrecht an, welches es bereits Anfang September aufgegeben hat.
Bei dem genannten Baustein handelt es sich um die 3 × 3-Plate, welche im vorliegenden Fall, im wahrsten Sinne des Wortes, den Stein des Anstoßes darstellt. Diese hatte Lego am 16. November 2012 durch einen Eintrag beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum EUIPO angemeldet, die Eintragung und damit der Schutz erfolgte kurz darauf am 27. November 2012 und wäre ohne Verlängerung im November des nächsten Jahres ausgelaufen. Diese Eintragung wurde im vergangenen April unter anderem von Steingemachtes und Freakware angegriffen, worauf Lego den Schutz schließlich am 8. September aufgegeben hat und dieser in Folge des „Total Surrender“ gelöscht wurde.
Zwei Sets von mehreren und dennoch große Aufregung
Dieser Baustein findet sich bei den festgesetzten Sets unter anderem in dem der chinesischen Mauer („The Great Wall Of China“, 6216) und im „Buckingham Palace“ (6224) von Wange, die aber nicht die einzigen Sets in dem zurückgehaltenen Container darstellen, an dem das dänische Unternehmen etwas auszusetzen hat. Gegenüber Just Bricks gab Freakware-Geschäftsführer Markus Schaak an, dass insgesamt 14 Sets von Lego angeführt werden, bei denen das Unternehmen bei rund 10 Teilen in unterschiedlich-farbigen Ausführungen die eigenen Rechte verletzt sieht. Darunter befinden sich sowohl ältere Sets wie „The Louvre Of Paris“ (Review), das Französische Landhaus (Review) oder das BBQ-Restaurant (Review) genauso wie neuere Modelle wie das „London Eye“, das „Santa Clause Office“ oder die „Wuhan Yangtze River Bridge“.
Dabei werden ebenso Teile aufgeführt, in denen Freakware jedoch primär eine technische Lösung sieht und die daher, nach Auffassung des Händlers, nicht mit einem Design-Schutz hätten versehen werden dürften. Dazu gehört unter anderem der 1 × 2-Brick mit Achsenaufnahme oder diverse Steine für eine Baurichtungsumkehrung um 90 °. Gegen diese Eintragungen geht Freakware bereits vor oder plant dieses.
Verletzung ohne Recht
Dass der 3 × 3-Plate in diesem Fall, auch wenn diese nur in zwei der aufgeführten Sets zu finden ist, so viel Beachtung geschenkt wird, dürfte der Frage geschuldet sein, warum Lego ein Recht anführt, welches sie nicht mehr besitzen und auf das sich das Unternehmen somit gar nicht berufen kann. In der wohlwollensten Auslegung könnte davon ausgegangen werden, dass sich das Vorgehen hier zeitlich mit der Löschung des Schutzes überschnitten hat. Nicht wenige Stimmen schließen hierbei jedoch einen Vorsatz nicht aus.
Diese Frage bringt auch Thorsten Klahold in seinem neuen Video auf seinem Kanal „Johnny’s World“ an. Laut seiner Aussage stellt das Vorgehen von Lego in der 3 × 3-Plate seinen Rechtsberatern zufolge einen eindeutigen Rechtsverstoß dar, denn nach der logischen Ausführung muss die veranlassende Partei bei einer Beschlagnahmung auch der Rechteinhaber sein – was im Bezug auf das genannte Bauteil eindeutig nicht der Fall ist. So könne das Vorgehen von Lego durchaus den Straftatbestand der Vortäuschung einer Straftat (Paragraf 145d StGB) erfüllen. Dies ergibt sich daraus, dass wiederum das Designschutzgesetz, unter Paragraf 65, das Verletzen eines Schutzes ebenso als eine Straftat ansieht. Gleichzeitig könnte das Vorgehen seiner Aussage nach, laut dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb Paragraf 4 Nr. 4, eine „unlautere Handlung“ darstellen.
Warum jetzt?
Darüber hinaus stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt. Bereits in der Vergangenheit wurde beschriebene Platte von anderen Set-Herstellern genutzt, so unter anderem von Cobi in der Mirage 2000-5 (Review), in der Junkers Ju 52/3M (Review), in der C-47 Skytrain (Review) wie auch in der Dakota-Ausführung (Review), im Leopard 2 A4 (Review), der USS Enterprise CV 6 (Review) sowie in diversen Modellen der Youngtimer-Serie. Aber auch andere Hersteller nutzten die Plate für ihre Sets, so Sembo bei den Modellen der „Wandering Earth“-Reihe wie dem Cargo Transporttruck (Review) oder dem Military-Truck (Review). In diesen Fällen ist der Redaktion sowie Händlern kein Vorgehen vonseiten Lego gegen das genannte Bauteil bekannt.
Spielt Lego den Grinch?
Ein Punkt könnte eventuell das anstehende Weihnachtsgeschäft darstellen. Auch wenn der normale Konsument von diesem im Moment nicht mehr als die in den Geschäften gefühlt immer früher ausliegenden Lebkuchen mitbekommt, ist die heiße Zeit bei den Importeuren und Großhändlern bereits im vollen Gange. Dabei kann eine Verzögerung von lediglich zwei bis drei Wochen dafür sorgen, dass es manche Sets nicht mehr rechtzeitig vor den Feiertagen zu den Händlern in die Geschäfte und damit in die Regale schaffen – womit das Weihnachtsgeschäft bei diesen ausbleibt. Lego könnte zudem hoffen, dass sich die Kunden, aufgrund der fehlenden Alternativen, doch wieder für eines seiner Produkte entscheiden.
4 Kommentare
Sebastian
Zum Punkt warum jetzt, es sind wohl einzig die Schnittpunkte im Sortiment bei Wange sind es eben die Architecture Sets bei Qman waren es die City Sets.
Bei Cobi ist es halt so das man da keine Überschneidungen hat, es gibt ja das Gerücht das Cobi deshalb ihre City Serie mehr oder weniger eingestampft hat. Interessant wäre es gewesen wen Cobi bereits ihre “Modellautos 1:12” auf dem Markt gehabt hätte oder ihre schon oft (gerüchtehalber) erwähnten Gebäude.
Ich würde vermuten Lego versucht gerade andere Weg zu finden die Konkurrenz auszubremsen, das Thema Minifigur dürfte zumindest bei den Bekannten Marken durch sein, jetzt muss man schauen wo kann man als Lego noch ansetzen.
In dem Fall dürften sich Antrag auf Beschlagnahmung und das zurückziehen des Schutzrechts einfach überschnitten haben.
Interessant dürfte aber auch hier sein woher bezieht Lego sein Infos zu den Containern oder sind das Blanko Anträge so nach dem Motto jeder Container der an oder von Firma XY kommt ist zu kontrollieren?
Die Rabenfrau
Lego hat Angst und ihnen schwimmen langsam aber zunehmend die Felle davon.
Mehr und mehr Konkurrenzunternehmen drängen auf den Klemmbaustein-Markt, und es wird immer bekannter, dass es neben Lego auch noch andere gute Hersteller von Klemmbausteinen gibt, denn gute Nachrichten verbreiten sich im Internet fast so schnell wie schlechte. Und viele dieser Konkurrenzfirmen bieten ihre Modelle zu konkurrenzlos guten Preisen an. Dass Lego darüber kaum glücklich sein kann, muss man wohl niemandem erklären. Und es sind schon lange keine Firmen mehr, die – wie z. B. Lepin seinerzeit – mit schlechten Plagiaten von Lego-Sets daher kommen. Wenn auch bei einigen der Konkurrenten die Qualität von COBI nicht erreicht wird, so sind die chinesischen Produkte doch nicht mehr so arg weit von der Lego-Qualität entfernt.
Lego wird zudem immer teurer, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Spielzeug der Besserverdiener, während gleichzeitig verstärkt Qualitätsprobleme auftreten, und verschreckt damit immer mehr Kunden. Und gerade Familien, die sich das teure Lego-Produkt schlicht nicht mehr leisten können, wandern verstärkt zur Konkurrenz ab. Zum Beispiel zu Qman, mit seinen wirklich sehr schön gemachten Sets, die (fast) immer ohne die häßlichen Aufkleber auskommen, die Lego so inflationär benutzt, denn Qman ist bei annähernd gleicher Qualität um ein Vielfaches preiswerter als Lego und bietet deutlich mehr, für weniger Geld.
Statt jedoch mit guten, tollen Produkten zu wirklich fairen Preisen von sich reden zu machen, und so zu zeigen, wir sind sehr viel besser als die Konkurrenz, fällt Lego (fast) nur noch mit Abmahnungen, Klagen und der Beschlagnahme von Ware auf. Das trägt nicht dazu bei, das Firmenimage aufzupolieren – ganz im Gegenteil. Das positive Image, das Lego einmal hatte, schwindet zunehmend, und ich habe in meinem Umfeld von vielen Menschen, die immer gerne Lego gekauft haben, gehört, dass sie nicht länger bereit sind, ein Unternehmen mit dem Produktkauf zu unterstützen, dass sich so verhält, wie es Lego aktuell tut.
Vielleicht sollte man in Dänemark mal darüber nachdenken, wie sinnvoll es wohl ist, so zu handeln, wenn man seine Kunden an das Unternehmen binden will.
Bernhard Dresbach
Und wieder einmal geht es nur um den Preis, den Mamon, den Geiz. Wir bekommen dieses und jenes in diesem oder jenem Land, Autokratie hin oder her, aber billiger bei gleicher Qualität.
Dazu ist zu bemerken:
1. ist die Qualität nur scheinbar gleich, denn zu Qualität gehören auch soziale Situation der Arbeitnehmer, ihre angemessene Bezahlung und Arbeitssicherheit wie auch Umweltschutz. Von Farbe verdreckte Flüsse und/Grundwasser braucht niemand.
2. ist es für den Einzelnen von emanenter Wichtigkeit, dass er sich in einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung, zu der auch die bedingungslose freie Meinungsäußerung zählt, bewegt.
3. Die vorgenannten Merkmale bedingen nun einmal höhere Kosten und damit auch höhere Preise. Wir bemerken doch gerade am eigenen Leib (Gas, Öl, Kohle), wohin das führt, wenn man Autokraten (Diktatoren) und seien sie auch noch so kleinwüchsig, zuviel wirtschaftliche Macht zukommen lässt.
Von den Umsätzen der Fa. Qman landet sicher nicht wenig in der chinesischen Kriegskasse. Einen Flugzeugträger haben sie ja schon mit unserem Geld bauen können.
Michael Schäfer
Sorry, aber das kann so nicht stehen gelassen werden.
1. Lego lässt ebenso in China herstellen – zu sicherlich gleichen Bedingungen. Warum nur? Die Personalkosten dürften dabei eine große Rolle spielen, denn sonst könnte man auch in Europa bleiben und hätte kleinere Transportwege. Und nein, das Lego in China nur für den chinesischen Markt herstellt, ist ein Märchen. Dass es anders ist, lässt sich auf jeder Set-Verpackung prüfen.
Warst Du schon einmal in China? Hast Du Dir die Fabriken angeschaut? Mit den Arbeitern geredet? In China mag sicherlich vieles noch Verbesserungswürdig zu sein – aber ein Billiglohnland ist China schon lange nicht mehr. Auch dort wächst der Wohlstand. Und es ist ja nicht gerade so, dass China keine Umweltgesetze hat.
2. Das ist genau das, was ich immer gerne als “deutsche Arroganz” bezeichne – die eigene Werte- und Moralskala auf andere Länder übertragen. Ja, dort ist noch einiges im Argen, keine Frage. Auf der anderen Seite sehen die Menschen dort viele Dinge anders. Uns ist hier die Überwachung ein Dorn im Auge – in China sehen viele Menschen das positiv. Dort gibt es Orte, in denen sich früher Frauen im Dunkeln nicht auf die Straße getraut haben – jetzt tun sie es, weil sie wissen, dass, wenn etwas passieren sollte, innerhalb von 30 Sekunden die Polizei da wäre. Die verstehen überhaupt nicht, wie wir in Europa ins darüber aufregen können. Auch sehen sie, dass mit der Regierung der Wohlstand wächst – was für sie dem Anschein nach wichtiger ist.
3. Also bitte. Die chinesischen Hersteller kaufen das Granulat oftmals auch bei deutschen Firmen (Bayer, BASF), aber auch bei asiatischen – am Ende aber die gleichen Hersteller, bei denen auch Lego vieles einkauft. Und noch mal die Frage: Warum lässt Lego in China fertigen? Ich bekomme bei manchen Herstellern die gleiche Qualität wie Lego zum halben Preis (siehe Happy Build – Music Store). Du willst also allen Ernstes erzählen, dass der doppelte Preis nur wegen dem Personal und der Rohstoffe zustande kommt? Da kann ich nur erwidern, dass Aufkleber sicherlich auch günstiger herzustellen sind als Drucke – welche bei den meisten alternativen Herstellern in deutlich höherer Zahl vorhanden sind.
Zum letzten Absatz: Wirklich jetzt? Kannst Du das belegen? Nein? Warum wundert mich das jetzt nicht?
Ich hoffe Du bist bei Elektro- und IT-Artikeln genauso konsequent – oder was meinst Du, wo die Geräte gebaut werden, die Du gerade nutzt? Wie viele Flugzeugträger haben “wir” der USA schon durch den Kauf entsprechender Produkte “bezahlt”?
Sorry, für mich alles nur krampfhaft gesuchte Argumente, um gegen die Alternativen zu schießen.
Mal ganz davon abgesehen, dass Dein Kommentar mit dem Artikel nun mal gar nichts zu tun hat.